Die Nacht Hat Viele Augen -1-
herum. »Er gehört mir.«
Connors Augen waren genauso voller Geister wie die von Seth. »Zieh eine Nummer und stell dich hinten an, Mann«, sagte er leise. »Du bist nicht der Einzige, dem Jesse etwas bedeutet hat.«
Seth unterbrach den Blickkontakt. Er hatte klare Pläne für den Verräter und für Novak und Lazar ebenfalls, Pläne, die nichts mit einem fairen Prozess zu tun hatten. Und deswegen machte er sich auch keine großen Gedanken über die Legalität seiner Ermittlungen oder deren absolute Illegalität. Sobald er Novak in die Finger bekam, brauchte er nicht mehr die geringste Hilfe, ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Genauso war es mit Lazar. Aber das ging außer ihm niemanden etwas an.
Ein Grinsen glitt über Connors Gesicht. »Sieh dir das an. Die kleine Gespielin macht ihre Fitnessübungen. Wow. Was Frauen angeht, hat der Typ einen guten Geschmack. Die da ist ja noch heißer als Montserrat.«
Seth warf mit aufgesetzter Gleichgültigkeit einen Blick auf den Bildschirm.
Sie saß auf dem Teppich, die Beine unglaublich weit gespreizt, den schmalen Rücken aufrecht. Sie warf ihr Haar nach hinten und beugte sich gerade vor, bis ihre Brüste den Boden berührten, so elegant und biegsam wie eine Tänzerin.
»Ich glaube nicht, dass sie ihn fickt«, sagte Seth plötzlich.
Connor warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Wie kommst du darauf?«
Seth zuckte die Schultern und bedauerte die spontane Bemerkung schon. Sie klang dumm und unwahrscheinlich, und er spürte Connors scharfen und nachdenklichen Blick. »Sie geht niemals irgendwohin. Sie schläft jede Nacht hier. Morgens fährt sie direkt ins Büro und kommt dann gleich wieder nach Hause. Und er hat sie noch nie hier besucht.«
Connor zuckte die Achseln. »Er ist ein viel beschäftigter Mann. Vielleicht knallt er sie in seinem Büro auf dem Schreibtisch.«
»Hat er noch nicht«, entgegnete Seth. »Ich überwache auch sein Büro. Sie ist noch nie in seinem Büro gewesen.«
»Ach, tatsächlich?« Connors Augen glitzerten mit leisem Amüsement. »So interessiert sind wir also?«
»Mich interessiert alles, was mit Lazar zu tun hat.« Er spie die Worte aus, klar und deutlich.
»Sehr lobenswert«, bemerkte Connor. »Eins ist aber trotzdem sicher. Wenn er Montserrat wegen ihr den Laufpass gegeben hat, muss sie mit ihrem Mund verdammt gut sein. Ruf mich an, wenn sie ihm einen bläst. Für die Vorstellung logg ich mich dann ein.«
Seth griff nach der Maus und schloss das Fenster. Die Blonde verschwand und wurde ersetzt von einem Icon in der Form einer Brille.
Angewidert schüttelte Connor den Kopf. Er fischte die Zigarette aus seiner Tasche, zündete sie an und nahm einen tiefen, trotzigen Zug. »Gut«, sagte er kalt. »Sie gehört dir, Mackey. Sieht so aus, als sei deine Fantasie so ziemlich das Einzige, was du noch hast, also lasse ich dich jetzt mit ihr allein.«
»Tu das.«
Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, fuhr Seth auf seinem Stuhl herum und öffnete das Fenster wieder.
Sie bog ihre Wirbelsäule mit katzengleicher Grazie, während ihr die blonde Mähne über das Gesicht fiel. Dann ließ sie die Bewegung in die andere Richtung laufen, bis ihr Rücken durchgedrückt und der Hintern in die Luft gereckt war. Rauf … runter. Rauf … runter, in einem langsamen, pulsierenden Rhythmus, der ihm den Schweiß auf die Stirn trieb und ihn schwindelig werden ließ.
Gott, er war froh, dass Lazar sie nicht besucht hatte. Diesen widerlich gierigen Bastard grunzend und schwitzend auf der verträumten, sanftäugigen Blonden zu sehen, wäre nicht angenehm gewesen. Es hätte ihm den gesamten Tag versaut.
Er fluchte, aber er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Ihr zuzusehen gab ihm das Gefühl, wieder lebendig zu sein, auch wenn ihn das erneut aus dem Gleichgewicht brachte und er für Schmerzen empfänglich wurde, von denen er geglaubt hatte, sie unter Kontrolle zu haben. Und trotz der Tatsache, dass er Jesse in jedem einzelnen Moment, in dem er sie anstarrte, hinterging.
Noch vor drei Wochen war sein erster Gedanke jeden Morgen gewesen, wie er Lazar und Novak vernichten konnte. Das Risiko dabei hatte ihn nicht interessiert. Irgendwie hatte er sich nur wie eine leere Hülle gefühlt. In seinem Innern war nichts mehr übrig außer einem nie enden wollenden brennenden Durst nach Rache. Da Hank nun schon fünf Jahre tot war, und jetzt auch Jesse, gab es niemanden mehr, der ihm selbst nachtrauern würde. Oder ihn brauchte. Es wäre kein schlechter
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