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Die Nacht in Issy

Die Nacht in Issy

Titel: Die Nacht in Issy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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ich hielt es für fraglich, ob sie bis dahin schon etwas wußten.
    An der Seine rauchte ich eine Zigarette und schaute den Anglern zu. Ich überlegte, ob ich tatsächlich zu Germaine Mignard gehen sollte. Es war für mich nicht ungefährlich. Wenn sie schon etwas wußte, dann konnte sie mir Schwierigkeiten machen. Vieh leicht aber wußte sie noch nichts — und dann würde ich sie aushorchen können.
    Einer der Angler kam auf mich zu.
    »Würden Sie mir bitte Feuer geben?« fragte er. Ich ließ ihn seine Zigarette an meiner anzünden. Dabei sah ich in einiger Entfernung den kleinen alten Mann mit den grauen Haaren und der Brille. Er ging langsam über die Brücke in Richtung zur Place de la Concorde. Ob er mich verfolgte?
    »Vielen Dank!« sagte der Angler.
    »Guten Fang heute?« fragte ich.
    »Nicht besonders«, meinte er, »es ist zu heiß. Erst gegen abend wird’s besser.«
    Er ging an den Quai zurück, und ich schaute ihm nach, wie er seinen Haken in weitem Bogen ins Wasser warf.
    Wer sollte mich verfolgen? Der kleine Mann war bestimmt kein Kriminaler. — Und wer sonst sollte sich für mich interessieren?
    Als ich über die Brücke ging, war der Mann verschwunden.
    Ich überquerte die Place de la Concorde und wandte mich nach links zur Avenue Gabriel, wo Alexandres Büro lag und wo vier Häuser weiter Germaine wohnte. Ich hatte keine Zigaretten mehr, aber ich besaß Tabak und Papier. Ich lehnte mich an einen Baum, so daß ich Germaines Haus gut sehen konnte, und drehte mir ein paar Zigaretten auf Vorrat. Dann ging ich weiter, die Avenue Gabriel entlang, bis zu einem Telefon.
    Sie selber hatte keinen Anschluß; aber die Leute, bei denen sie wohnte, standen im Telefonbuch. Das hatte ich schon früher herausbekommen. Ich rief an. Es meldete sich eine Männerstimme.
    »Ich möchte Mademoiselle Mignard sprechen«, sagte ich, »würden Sie sie bitte ans Telefon holen?«
    »Einen Augenblick«, antwortete er, »ich will sehen, ob sie zu sprechen ist.«
    Ich wartete eine halbe Zigarettenlänge, dann hörte ich sie sprechen.
    »Ja — ?« sagte sie nur. Es war eine weiche, frauliche Stimme.
    »Ist dort Mademoiselle Mignard?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Ich möchte Sie gern sprechen«, bat ich, »aber nicht durchs Telefon. Ich bin in drei Minuten bei Ihnen.«
    »Um was handelt es sich?« fragte sie. »Wer spricht denn?«
    »Das ist nichts fürs Telefon«, lehnte ich ab, »ich werde sofort bei Ihnen sein.«
    Ich hängte ein und ging das kurze Stück zurück. Aber ich betrat das Haus zunächst noch nicht.
    Alexandre hatte kein schlechtes Quartier für seine Geliebte ausgesucht. Es war eine große, alte Villa in einem weitläufigen Garten. Eine sorgfältig gepflegte Fahrstraße führte von den geschmiedeten Gartentoren nach hinten zum Haus; daneben lief ein schmaler Fußweg, der mit feinem Kies bestreut war. Die Gartentore standen offen, und vor der Villa parkten einige elegante Autos. An den Steinsäulen neben dem Gartentor waren Tafeln aus schwarzem Marmor angebracht, auf denen Firmennamen in goldener Schrift standen.
    Im Parterre hatte die »Metro Goldwyn Mayer« ihren Sitz; der erste Stock gehörte offenbar zwei französischen Filmgesellschäften. Die Wohnungen mußten im zweiten und dritten Stock liegen. Es waren aber keine Namensschilder am Gartentor.
    Ich setzte mich auf eine Anlagenbank, so daß ich das Haus gut beobachten konnte, und holte meine Zeitung aus der Tasche. Ich fand, es sei noch zu früh, um mit Germaine zu sprechen; ich wollte erst noch abwarten, was die Mittagsblätter bringen würden.
    Es war zwölf Uhr, als ich auf der andern Straßenseite den kleinen Alten wieder entdeckte. Er tat, als ginge er spazieren.
    Ich stand auf und ging hinüber. Eine Weile blieb ich hinter ihm, dann sprach ich ihn an.
    »Warum fragen Sie mich nicht«, sagte ich, »wenn Sie wissen wollen, was ich vorhabe?«
    Er drehte sich erstaunt nach mir um und schüttelte den Kopf.
    »Keine Ahnung«, sagte er, »was Sie von mir wollen.«
    »Sie laufen mir seit zwei Stunden nach«, erklärte ich, »von der Rue des Fourneaux bis hierher.«
    Er schüttelte wieder den Kopf.
    »Das muß ein Irrtum sein. Ich kenne Sie nicht und wüßte auch nicht, weshalb ich Ihnen nachlaufen sollte. Aber — ich wohne tatsächlich in der Rue des Fourneaux.«
    »Verzeihen Sie«, entschuldigte ich mich, »dann war es ein Irrtum.«
    »Bitte«, gab er zur Antwort, »es macht nichts.«
    Er ging langsam weiter in Richtung zum Etoile.
    Ich hatte auch während dieses

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