Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht in Issy

Die Nacht in Issy

Titel: Die Nacht in Issy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
Stunde zu gehen.
    Ich wählte einen Weg, der mich zur Südseite des Parks von Issy brachte. Die Anlagen waren noch ziemlich bevölkert, was mir durchaus gelegen kam. Ein einzelner Spaziergänger fiel hier nicht auf.
    Ich ließ mir Zeit und spazierte quer durch den Park, bis ich bei der Route des Moulineaux herauskam, etwa fünf Häuser weit von Alexandres Haus entfernt.
    Zunächst schleuderte ich einmal das Haus entlang, am Hause vorbei. Es lag in tiefem Dunkel, und ich sah nicht, daß es bewacht wurde, wenigstens nicht von der Straße aus. Drei Häuser weiter kletterte ich über einen niedrigen Drahtzaun in einen Garten. Dann kroch ich durch Gebüsch bis zur Rückseite des Gartens. In dem Haus war noch Licht. Die Fenster standen offen, und ich hörte Musik. Plötzlich fiel mir ein, daß die Leute Hunde haben konnten. Was sollte ich tun, wenn mich ein Hund stellte?
    Ich vertraute meinem Glück und kroch weiter, stieg über den Zaun des Nachbargrundstückes, krabbelte hinter einer Thujenhecke entlang und kam auf diesem Weg endlich in das Grundstück Alexandres.
    Soweit war alles gut gegangen.
    Ich tastete mich geräuschlos in die Nähe des Hauses und blieb mindestens eine Viertelstunde abwartend stehen. Es war nichts zu hören. Ich pirschte mich daraufhin ans Haus und fand einen Hintereingang, der natürlich verschlossen war. Aber daneben stand eine Abfalltonne, und darüber war ein schmales Fenster. Ich untersuchte zunächst die Tonne und fand, daß der Deckel gut saß, man konnte leicht hinaufsteigen.
    Das Fenster war verschlossen, aber zum Glück nicht vergittert. Ich erinnerte mich daran, was ich im Zuchthaus gelernt hatte; aber leider hatte ich weder Papier noch Fliegenleim zur Hand. Ich mußte also einigen Lärm riskieren.
    Vorsichtig drückte ich mit dem Ellenbogen gegen die Scheibe aus Mattglas. Ich tat das sehr langsam und lauschte dabei angestrengt auf den geringsten Laut.
    Es gab einen ziemlichen Krach, als die Scheibe platzte. Nur ein langer Splitter fiel klirrend nach innen, die anderen blieben stecken.
    Ich hockte sprungbereit auf meiner Tonne und wartete ab. Nichts regte sich. Ich wartete lange. Es blieb alles still.
    Dann begann ich, die übrigen Splitter vorsichtig aus dem Kitt herauszubrechen; ich warf sie verstreut auf den Rasen. Als die Öffnung groß genug war, daß ich hindurchgreifen konnte, öffnete ich das Fenster von innen und zwängte mich hinein. Ich landete in der Toilette.
    Wieder blieb ich eine Weile still, sozusagen mit einem Ohr im Freien, mit dem andern im Haus, und wieder hörte ich nichts, was mich hätte beunruhigen können. Erst jetzt fiel mir ein, daß ich eine Taschenlampe hätte mitnehmen sollen. Ich holte meine Streichhölzer aus der Tasche, es waren nicht mehr allzu viele, aber wenn ich sparsam damit umging, konnten sie reichen.
    Ich öffnete die Tür vorsichtig und schlich in einen Raum hinaus, der die Diele zu sein schien. Ich ließ ein Streichholz aufflammen und blies es sofort wieder aus. Der kurze Lichtschein hatte genügt, um mir drei Türen zu zeigen. Ich öffnete vorsichtig die erste. Meine Augen hatten sich inzwischen an das Dunkel gewöhnt: auch kam von der Straße her ein schwacher Lichtschein in das Zimmer, in dem ich nun stand. Es war eine Art Wintergarten. Der Boden war aus gelben Steinfliesen, und die Fenster waren von wuchernden Pflanzen eingerahmt. Helle Korbmöbel standen auf einem runden Teppich aus Bastgeflecht.
    Hier hatte ich nichts zu suchen.
    Eine gläserne Schiebetür zur Linken führte in einen dunklen Raum. Sie stand halb offen, und ich zwängte mich hindurch, ohne sie zu verschieben. Als ich einen großen Schreibtisch sah, schlug mein Herz schneller.
    Alexandre mußte sich wirklich sicher gefühlt haben, denn der Schreibtisch war offen, das heißt, die Schlüssel steckten.
    Ich ging zuerst zum Fenster, einem breiten, flachen Spiegelglasfenster, und zog die Vorhänge zu. Dann trat ich wieder zum Schreibtisch und öffnete die Schublade. Ich brannte ein Streichholz an und leuchtete.
    Als erstes sah ich ein Paket Banknoten. Ich steckte es ein; es mußte ein ziemlicher Betrag sein. Dann hatte ich noch verschiedenen Kram gesehen, der mir nicht allzu wichtig schien. Ich wollte nun das linke Fach öffnen, fand es aber verschlossen, weshalb ich zuerst das rechte aufmachte. Er verwahrte hier eine Menge Schreibpapier, Postkarten, Briefumschläge und Formulare. Das war auch nichts für mich.
    Ich zündete nochmals ein Streichholz an und sah auf dem

Weitere Kostenlose Bücher