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Die Nacht in Issy

Die Nacht in Issy

Titel: Die Nacht in Issy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Wiedersehen! — Ich denke, wir werden uns noch sprechen.«
    »Ich würde die Polizei rufen, wenn Sie nochmals zu mir kämen.«
    Ich stand neben ihr an der Haltestelle und wartete auf den Bus.
    Weiß der Teufel, warum mir alles schiefgegangen war.
    »Noch etwas, Germaine«, sagte ich, »Ihr ehrenwerter Herr Papa hat heute nacht einen Privatdetektiv in Alexandres Haus geschickt. Der arme Kerl hatte Pech. Er bekam die so heiß ersehnten Papiere nicht, dafür schlug ich ihn über den Haufen. Sagen Sie das Monsieur Mignard. Und sagen Sie ihm weiter, daß ich zu einem Geschäft bereit bin: Er soll mir den Mörder verraten, und dafür bekommt er die Papiere. Ist das nicht ein solides Angebot?«
    Sie stand schweigend neben mir und schien überhaupt nicht gehört zu haben, was ich sagte.
    »Ich hole mir morgen mittag Bescheid«, fuhr ich fort. »Sie haben Zeit genug, das zu erledigen. Und wenn es Ihnen einfallen sollte, die Polizei zu verständigen, werde ich dafür sorgen, daß der Staatsanwalt die Papiere in die Hände bekommt. Das kostet Ihren Vater den Kopf. — So, nun wissen Sie genau, was gespielt wird. — Dort kommt Ihr Omnibus.«
    Sie stieg ein, und ich kehrte in den >Anker< zurück.

6

    Als ich ungefähr eine halbe Stunde später nach Paris zurückfuhr, hatte sich meine Stimmung trotz einiger Gläser Kirsch nicht gebessert. Ich versuchte, wenigstens einmal Klarheit in die Situation und in mein Inneres zu bringen.
    Da war erstens einmal Alexandre direkt vor meiner Nase erschossen worden.
    Wer außer mir hatte Grund gehabt, ihn umzubringen? Wenn es aus den Kreisen um Labourusse geschehen war — gleichgültig ob nun Francois oder ein anderer den Schuß abgegeben hatte — , dann konnte ich den Grund nur vermuten: sie wollten sich eines Mitwissers, vielleicht auch eines Erpressers entledigen. Aus der Akte Mignard konnte man das mit ziemlicher Sicherheit entnehmen.
    Da war aber auch zweitens dieser Mignard selber, der den größten Vorteil von Alexandres Tod hatte — falls er nämlich die ihn so belastenden Papiere in die Hand bekäme. Ich glaubte, daß dieser Privatdetektiv von Mignard eingesetzt worden war. Labourusse oder Pierre hätten das niemals nötig gehabt, die erledigten ihren Kram selber.
    Es konnte aber drittens auch so sein, daß sowohl Labourusse als auch Mignard erst durch das Bekanntwerden von Alexandres Tod auf den Plan gerufen wurden, um für sich zu retten, was noch zu retten war. Wer aber konnte in diesem Falle der Mörder gewesen sein?
    Ich sah ein, daß ich allein nicht mehr weiterkommen konnte. Ich brauchte Hilfe von irgendeiner Seite.
    Dann überlegte ich weiter:
    Alle waren sie hinter der Akte Mignard her. Solange ich sie besaß, war ich für sie ein wertvolles Objekt, falls sie wußten, daß ich diese Papiere hatte. Das wußte aber außer Germaine niemand, da ich ja Francois mit dem Koffer getäuscht hatte. Sie mußten also annehmen, daß ich die Papiere tatsächlich nicht hatte, und dadurch war ich für sie nicht nur keineswegs interessant, sondern sogar lästig. Sie würden mich vermutlich bei nächster Gelegenheit der Polizei ausliefern.
    Meine Lage war demnach im Augenblick sehr gefährlich, und ich mußte dafür sorgen, daß sie erfuhren, wer die Papiere hatte.
    Und es gab noch eine Möglichkeit.
    Germaine wußte, daß ich die Papiere hatte! Wenn sie mit ihrem Vater in Verbindung stand, dann würde sie es ihm sagen. Und dann würde er den Versuch machen, an mich heranzukommen.
    Ich mußte mich demnach entscheiden: Sollte ich abwarten, bis — vielleicht — Mignard einen Vorstoß unternahm, oder sollte ich Labourusse benachrichtigen, daß ich im Besitz der Akte war und bereit sei, mit ihm darüber zu verhandeln?
    Ich hatte mich weder für das eine, noch für das andere entschieden, als ich in Paris ankam, und hatte mir vorgenommen, den ganzen Fall mit Constance zu besprechen; sie würde am ehesten Verständnis dafür haben, und sie kannte eine Menge Leute. Außerdem würde sie sich lieber totschlagen lassen, als mich zu verraten.
    Ich rechnete damit, sie noch in ihrem Zimmer anzutreffen. Als ich aber in ihr Zimmer kam, war es leer. Wenigstens glaubte ich das so lange, bis ich mich umdrehte, um die Tür zu schließen. Da stand ich nämlich einem Mann gegenüber, der anscheinend hinter der Tür auf mich gewartet hatte und mir nun in unmißverständlicher Weise einen ziemlich großen Revolver vor den Bauch hielt.
    »Machen Sie keine Geschichten!« sagte er. »Wenn Sie sich vernünftig

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