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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Stadt«, sagte die Gestalt und zog ein dünnes,
    silbriges Schwert.
    »Wer bist du?«
    »In gewisser Weise bin ich… deine Zukunft.«
    Die Gestalt holte mit dem Schwert aus, aber es war bereits zu spät –
    der Dolch des Entsetzens stieß zu. Winders Gesicht war scharlachrot,
    und seine Augen starrten ins Leere. Aus seinem Hals und durch den
    Kuchen im Mund drang ein Geräusch, das ein Quietschen mit einem
    Seufzen vereinte.
    Die dunkle Gestalt ließ ihr Schwert sinken, beobachtete den Patrizier
    in der wartenden Stille und sagte: »Buh.«
    Sie hob eine Hand in einem schwarzen Handschuh und gab Lord
    Winder einen kleinen Stoß. Der Mann kippte nach hinten, und sein
    Teller zerbrach auf den Fliesen.
    Der Assassine hielt sein blutloses Schwert auf Armeslänge und ließ es
    neben der Leiche auf den Boden fal en. Dann drehte er sich um, ging
    langsam zurück, verließ den Saal und schloss die Tür hinter sich.
    Madame zählte in aller Ruhe bis zehn, bevor sie schrie. Das schien
    lange genug zu sein.

    Lord Winder stand auf und sah eine ganz in Schwarz gekleidete Gestalt.
    »Noch einer? Woher kommst du denn gekrochen?«
    ICH KRIECHE NICHT.
    Winder fühlte sich noch benommener und verwirrter als während der
    vergangenen Jahre, aber in einem Punkt war er sicher: Kuchen. Er hatte
    Kuchen gegessen, und jetzt gab es keinen mehr. Er sah ihn durch den
    Dunst, ganz nahe, doch als er danach greifen wol te, war er sehr weit
    entfernt.
    Eine Erkenntnis reifte in ihm heran.
    »Oh«, sagte er.
    JA, erwiderte Tod.
    »Es blieb mir nicht einmal genug Zeit, den Kuchen aufzuessen?«
    NEIN. ES GIBT KEINE ZEIT MEHR, NICHT EINMAL FÜR KUCHEN. FÜR
    DICH IST DIE KUCHENPLATTE LEER. DU HAST DAS ENDE DES KUCHENS
    ERREICHT.

    Ein Haken bohrte sich neben Mumm ins Holz. Rufe erklangen auf der
    Straße, und weitere Haken erreichten die Barrikade.
    Wieder regnete es Pfeile auf die Dächer der Häuser. Die Angreifer
    wol ten es nicht riskieren, die eigenen Leute zu treffen, aber einige
    Pfeile pral ten ab und fielen auf die Straße. Mumm hörte erschrockene
    Stimmen und das Klappern von Pfeilen an Helmen und
    Brustharnischen.
    Ein Geräusch veranlasste ihn, sich umzudrehen. Ein Helm kam
    empor, und das Gesicht darunter erbleichte entsetzt, als es Mumm
    erkannte.
    »Das war mein Ei, du Mistkerl!«, schrie er und hieb dem Mann die
    Faust auf die Nase. »Von dem in Streifen geschnittenen Brot ganz zu
    schweigen!«
    Der Mann fiel zurück, und es hörte sich an, als stürzte er auf weitere
    Kletterer. Überal an der Barrikade erhoben sich Stimmen.
    Mumm griff nach seinem Schlagstock. »Knöpft sie euch vor, Jungs!«,
    rief er. »Mit den Stöcken! Lasst den anderen Kram! Haut ihnen auf die
    Finger und überlasst der Schwerkraft den Rest! Nach unten mit ihnen!«
    Er zog den Kopf ein, presste sich ans Holz, suchte nach einem
    Guckloch…
    »Sie benutzen große Katapulte«, sagte Sandra, die knapp zwei Meter
    entfernt einen schmalen Spalt entdeckt hatte. »Da ist ein…«
    Mumm zog sie weg. »Was machst du noch hier oben?«, donnerte er.
    »Hier ist es sicherer als auf der Straße!«, erwiderte sie fast ebenso laut, Nase an Nase mit Mumm.
    »Nicht wenn du von einem der Haken getroffen wirst!« Er holte sein
    Messer hervor. »Hier, nimm das! Wenn du ein Seil siehst – schneid es
    durch!«
    Mumm eilte hinter der wackligen Brustwehr über die Barrikade und
    stellte fest, dass die Verteidiger gute Arbeit leisteten. Es war auch keine Magie dazu nötig. Die Leute ganz unten auf der Straße feuerten durch
    al e kleinen Öffnungen, die sie in der Barrikade fanden. Sie konnten
    kaum zielen, aber das war auch nicht nötig. Das Zischen und Surren
    umherfliegender Pfeile genügte, um Nervosität zu verbreiten.
    Und die Kletterer drängten sich zusammen. Ihnen blieb keine Wahl.
    Wenn sie auf breiter Front angriffen, kamen drei Verteidiger auf jeden
    von ihnen. Und so behinderten sie sich gegenseitig, und jeder Fal ende
    riss zwei mit sich, und die Barrikade war vol er kleiner Öffnungen,
    durch die man mit einem Speer nach denen stoßen konnte, die an der
    Außenseite emporzuklettern versuchten.
    Dies ist dumm, dachte Mumm. Tausend Männer wären nötig, um
    durchzubrechen, und sie würden den Durchbruch auch nur dann
    schaffen, wenn die letzten fünfzig über den Hang laufen würden, den
    die Körper al er anderen bildeten. Jemand dort draußen denkt in den
    alten Bahnen von »Wir greifen sie an ihrer stärksten Stelle an, um ihnen
    zu zeigen, dass wir es ernst

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