Die Nachtwanderin
und riss ein großes Stück Fleisch aus seinem Handgelenk heraus. Diesmal triefte das Blut nur so heraus, während er die klaffende Wunde erneut auf Mimmas Mund presste.
"Und jetzt schluck gefälligst alles runter und behalte es bei dir, sonst müssen wir es noch einmal machen und das wird dann sogar mir zu viel!", befahl er Mimma herrisch.
"Ich bin schließlich keine Blutbank, die man rund um die Uhr anzapfen kann", fügte er meckernd hinzu.
Mimma wollte überhaupt nichts von seinem Blut schlucken, doch es strömte nur so heraus. Sie konnte kaum atmen und hatte das Gefühl zu ertrinken. Immer wieder schnappte sie nach Luft, doch es kam nur noch mehr Blut. Als Ardric das Gefühl hatte, dass Mimma genug von seinem Blut intus hatte, hörte er auf. Mimma japste keuchend nach Luft. Ardric saß noch immer auf ihr und drückte sie fest in die Matratze des Bettes. Er legte seinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
"Ah. Du hast mich ganz schön geschröpft.
Das war beinahe zu viel für mich!", stöhnte er und schien geschwächt zu sein. Mimma wollte aufstehen, doch Ardric ließ es nicht zu.
"Zappel nicht so rum, sonst wird dir womöglich wieder übel!", grollte er sie zornig an. Ardric nahm die mit Blut befleckte Bettdecke, die neben ihm lag und wischte sich die Überreste des roten Safts vom Mund und seinem Handgelenk ab. Anschließend beäugte er die Stelle am Handgelenk, wo er nur wenige Sekunden zuvor, eine klaffende Wunde hatte. Es war nichts mehr zu sehen. Zufrieden nickte er.
"Siehst du, es ist schon wieder zugewachsen", meinte er und zeigte es Mimma. Kreidebleich und kraftlos blickte sie auf die Stelle, aus der sie Ardrics Blut ungewollt trinken musste. Sie war erstaunt, doch konnte sie vor lauter Erschöpfung kein Wort herausbringen. Sie musste sich eingestehen, dass Ardric allem Anschein nach doch das war, was er die ganze Zeit vorgab zu sein. Ein Vampir. Anders konnte sich Mimma die schnelle Wundheilung im Zusammenhang mit seinen ausfahrbaren Fangzähnen und seinen übermenschlichen Kräften sonst nicht erklären.
"Ich gehe jetzt runter von dir, aber du bleibst liegen, sonst fessel ich dich hier ans Bett", befahl er Mimma. Kaum sichtbar nickte sie und Ardric stand auf. Er ging hinüber zu seinem Mantel und kramte in den Taschen herum. Dann schien er gefunden zu haben wonach er suchte und zog es heraus. In der Hand hielt er einen Beutel mit dunkelroter Flüssigkeit. Langsam kam Mimma wieder zu Kräften.
"Was ist das?", fragte sie mit zusammengekniffenen Augen.
"Eine Blutkonserve", antwortete Ardric ihr, während er den Verschluss öffnete. Mimma machte einen angewiderten Gesichtsausdruck.
"Was ist?
Ich bin ganz schön fertig nach der Sache. Du hast ziemlich viel Blut von mir bekommen und ich fühle mich schwach und hungrig", sagte er. Mimma streckte angewidert ihre Zunge heraus.
"Igitt!
Das ist so ekelig", meinte sie.
"So toll finde ich das auch nicht.
Ich trinke es auch lieber frisch und wohl temperiert aus einem Menschen.
Ich kann auch von dir trinken", scherzte er. Hastig schüttelte Mimma den Kopf. Ardric setzte die Öffnung der Blutkonserve an seinen Mund an und trank in wenigen Zügen den gesamten Beutel leer.
"Mmmh!
Das tut gut", stöhnte er. Mimma bekam eine Gänsehaut, als sie Ardric dabei beobachtete.
"Du...
Ich...
Ich hab Hunger", brachte Mimma kleinlaut hervor.
"Ich weiß, ich hör dein Magenknurren laut und deutlich. Ihr Menschen seid schon merkwürdig. Obwohl du gerade eine ziemlich verstörende Erfahrung machen musstest, kannst du tatsächlich noch an Essen denken." Ardric neigte seinen Kopf zur Seite und sah Mimma staunend an.
"In Ordnung.
Ich hole dir etwas zu Essen, aber du musst hier bleiben, bis ich wieder komme", sagte er.
"Hast du irgendwelche Vorlieben?", fragte er Mimma. Sie überlegte kurz und kaute währenddessen auf ihrer Unterlippe herum. Sie verzog das Gesicht, als sie Blut darauf schmeckte.
"Ich hätte gerne etwas mit Nudeln und Gemüse, bitte", antwortete sie dann.
"Gut", sagte Ardric knapp. Er zog sich sein T-Shirt wieder an und streifte sich seinen Mantel über. Dann zog er den Zimmerschlüssel, den Mimma zuvor gesucht hatte, aus seiner Hosentasche heraus und ging zur Tür.
"Ich bin ungefähr in 20 bis 30 Minuten wieder hier.
Ich erwarte, dass du dich ruhig verhältst und du brauchst auch nicht zu versuchen hier raus zu kommen, denn ich sperre die Tür von außen wieder ab", ermahnte Ardric Mimma in einem strengen Ton und sah sie prüfend an. Sie nickte und lächelte ihm
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