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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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hat es
     nichts zu bedeuten.«
    Heer verpaßte die Gelegenheit, ihn zu korrigieren,
     nicht. »Es hat etwas zu bedeuten. Es bedeutet, daß an der Oberfläche einiges vor
     sich gehen könnte, wenn wir auftauchen.«
    »Aber das ist wahrscheinlich kein
     Problem für uns.«
    »Höchstwahrscheinlich«, stimmte Heer zu.
    »Dann hat es
     nichts zu bedeuten.«
    »Es hat wahrscheinlich nichts zu bedeuten.«
    Auf der ganzen Fahrt zur Insel stritten sie sich darüber.
    So ergab es sich, daß innerhalb von fünf Minuten die Navy, das
     Königliche Flugmeldekorps, der MI8 und die Küstenwache Godliman anriefen, um ihm von dem
     Notruf zu berichten.
    Und Godliman verständigte Bloggs, der vor dem prasselnden
     Kaminfeuer im Bereitschaftsraum endlich in tiefen Schlaf gesunken war. Das schrille
     Klingeln des Telefons schreckte ihn auf. Er sprang hoch, weil er dachte, daß die Maschinen
     zum Start bereitstünden.
    Ein Pilot hob den Hörer ab, sagte zweimal »Ja« und
     reichte ihn weiter an Bloggs. »Ein Mr. Godliman für Sie.«
    »Hallo, Percy.«
    »Fred, jemand hat gerade von der Insel SOS gefunkt.« Bloggs schüttelte den Kopf, um
     auch den letzten Rest von Schläfrigkeit zu verscheuchen. »Wer?«
    »Das wissen wir
     nicht. Es gab nur dieses eine Signal, es wurde nicht wiederholt, und dort scheinen sie
     nichts zu empfangen.«
    »Immerhin, jetzt gibt’s kaum noch Zweifel.«
    »Nein. Ist dort oben alles soweit?«
    »Alles außer dem Wetter.«
    »Viel
     Glück.«
    »Danke.«
    Bloggs legte den Hörer auf und wandte sich an den
     jungen Piloten, der immer noch Krieg und Frieden las. »Eine gute Nachricht. Der
     Scheißkerl ist ganz bestimmt auf der Insel.«
    »Famos, famos«, sagte der
     Pilot.

SECHSTER TEIL – KAPITEL 35
    enry schlug die Autotür
     zu und kam langsam auf das Haus zu. Er trug wieder Davids Reitjacke. Seine Hose war nach
     dem Sturz voller Matsch, und das Haar klebte naß an seinem Kopf. Er hinkte leicht mit dem
     rechten Fuß.
    Lucy trat vom Fenster zurück, verließ das Schlafzimmer und lief die
     Treppe hinab. Die Schrotflinte lag auf dem Boden im Flur, wo sie sie hatte fallen
     lassen. Sie hob die Waffe auf. Plötzlich erschien sie ihr sehr schwer. Lucy hatte noch nie
     mit einem Gewehr geschossen und wußte nicht einmal, wie man feststellen konnte, ob es
     geladen war.
    Sie atmete tief ein und stieß die Vordertür auf. »Halt!« rief
     sie.
    Der Tonfall ihrer Stimme war höher als beabsichtigt und klang schrill und
     hysterisch.
    Henry lächelte freundlich und ging weiter.
    Lucy richtete die
     Flinte auf ihn. Sie hielt den Lauf mit der linken Hand und den Verschluß mit der
     rechten. Ihr Finger lag am Abzug. »Ich bringe dich um!« schrie sie.
    »Sei nicht
     albern, Lucy«, sagte er nachsichtig. »Wie könntest du mir weh tun? Nach allem, was wir
     zusammen erlebt haben? Haben wir uns nicht geliebt – wenigstens ein bißchen?«
    Es
     stimmte. Sie hatte sich selbst gesagt, daß sie sich nicht in ihn verlieben könne, und
     auch das stimmte. Aber sie hatte etwas für ihn empfunden – wenn nicht Liebe, so doch
     etwas sehr Ähnliches.
    »Du wußtest schon heute nachmittag über mich Bescheid.«
     Jetzt war er nur noch dreißig Schritte entfernt. »Aber da hat es dir doch auch nichts
     ausgemacht.
    Er hatte recht. Einen Moment lang sah sie sich vor ihrem inneren Auge
     sehr deutlich, wie sie über ihm saß und seine gefühlvollen Hände an ihre Brüste
     preßte. Dann merkte sie, was er vorhatte –
    »Wir können eine Lösung finden, Lucy, wir können immer noch zusammenbleiben – «
    – und sie drückte den Abzug durch.
    Es krachte ohrenbetäubend, die Waffe zuckte in ihren Händen hoch als sei sie lebendig, und durch den Rückstoß des Kolben erlitt sei eine Prellung an der Hüfte. Vor Schreck ließ sie die Flinte beinahe zu Boden fallen. Sie hatte sich niemals vorgestellt, daß man sich so fühlen würde, wenn man ein Gewehr abgefeuert hatte. Einen Moment lang war sie völlig taub.
    Die Ladung pfiff hoch über Henrys Kopf hinweg, aber er duckte sich trotzdem, drehte sich um und rannte im Zickzack zum Geländewagen zurück.
    Lucy hätte am liebsten noch einmal geschossen, doch sie überlegte es sich im letzten Augenblick anders. Wenn er wüßte, daß beide Läufe leer waren, würde ihn nichts daran hindern zurückzukommen.
    Er riß die Tür des Wagens auf, sprang hinein und raste den Hügel hinab.
    Lucy wußte, daß er wieder auftauchen würde.
    Plötzlich war sie zufrieden, fast fröhlich. Sie hatte

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