Die nächste Begegnung
dir nach der Zeremonie wieder abholen.«
»Okay, Frau Richter, Euer Ehren ... wie du befiehlst«, sagte Katie, inhalierte rief und blies Rauchringe in die Luft. Sie blickte spöttisch grinsend die übrigen Damen an, angelte nach dem Abfallkorb, um die Asche abzustippen, verlor das Gleichgewicht, prallte gegen die Tischkante und fegte mehrere offene Kosmetikbehälter zu Boden und landete schließlich selbst dort in dem Durcheinander. Eponine und Ellie liefen eilig herzu, um ihr aufzuhelfen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Ellie.
»Vorsicht, das Kleid, Ellie!«, sagte Nicole und blickte missbilligend auf die platt auf dem Boden liegende Katie. Dann griff sie sich eine Handvoll Papiertücher und begann die Schweinerei wegzuputzen.
»Klar doch, Ellie«, sagte Katie sarkastisch, als sie ein paar Atemzüge später wieder schwankend auf den Beinen stand. »Pass bloß auf dein Kleid auf. Schließlich willst du ja jungfräulich makellos sein, wenn du deinen Doppelmörder heiratest!«
Alle im Raum hielten den Atem an. Nicole wurde bleich vor Zorn. Sie trat dicht vor Katie hin. »Entschuldige dich sofort bei deiner Schwester! «, befahl sie.
»Das werd ich nicht!«, sagte Katie trotzig, und eine Sekunde später klatschte ihr Nicoles flache Hand ins Gesicht. Sie begann zu heulen. »Aha«, zischte sie und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, »da haben wir sie ja wieder, New Edens berühmteste Knalltante. Knapp zwei Tage nachdem sie auf dem Marktplatz von Central Ci ty eine Demonstration physischer Gewalttätigkeit geliefert hat, beschert sie uns eine Reprise ihrer bedeutendsten Tat und schlägt ihre leibliche Tochter...«
»Mutter, nicht ... bitte«, mischte Ellie sich ein, die fürchtete, Nicole würde noch einmal zuschlagen.
Nicole wandte sich um und schaute die bekümmerte Braut an. »Es tut mir leid«, murmelte sie.
»So ist's richtig«, fauchte Katie wütend. »Sag ihr, es tut dir leid, dass du mich geschlagen hast, Frau Richter. E ri nnerst du dich noch daran, wer ich bin? Deine ältere, noch unverehelichte Tochter. Die du genau gestern vor drei Wochen als >abscheulich< bezeichnet hast ... Meine Freunde hast du >schäbige Gestalten ohne Moral< genannt ... waren dies die genauen Worte? ... Aber deine kostbare Ellie, dieses Muster an Tugendhaftigkeit, die schmeißt du einem zweifachen Mörder ins Bett ... und dem Ganzen setzt du noch die Krone auf, indem du als Brautjungfer noch 'ne Mörderin nimmst ...«
Allen Frauen im Raum wurde nun fast gleichzeitig bewusst, dass Katie nicht nur betrunken und gehässig war. Sie war vielmehr emotional tief gestört. Ihre wilden Blicke verdammten alle Anwesenden, während sie in ihren wütenden Anschuldigungen fortfuhr.
Sie ist am Ertrinken, sagte Nicole bestürzt zu sich selbst, und schreit verzweifelt nach Hilfe. Und ich, ich habe ihre Hilferufe nicht nur nicht gehört, ich habe sie noch tiefer ins Wassergestoßen.
»Katie«, sagte sie leise, »es tut mir leid. Mein Verhalten war dumm und gedankenlos.« Sie trat mit ausgestreckten Armen auf Katie zu.
»Nein!« Katie stieß die Arme beiseite. »Nein! Nein! Nein! ... Ich will dein schäbiges Mitleid nicht.« Sie wandte sich zur Tür. »Und ich hab auch nicht die Absicht, an dieser beschissenen Hochzeit teilzunehmen ... Ich passe nicht da rein ... Alles Gute, kleines Schwesterchen! Vielleicht sagst du mir eines Tages, wie dein schöner Doktor im Bett ist.«
Dann machte sie kehrt und schwankte zur Tür hinaus. Ellie und Nicole weinten stumm vor sich hin.
Nicole versuchte sich wieder auf die Trauung zu konzentrieren, aber das Herz war ihr schwer nach der peinlichen Szene mit Katie. Sie half Ellie, ihr Make-up zu erneuern. Sie machte sich dabei immer wieder Vorwürfe, weil sie Katie gegenüber dermaßen heftig reagiert hatte.
Kurz bevor die Zeremonie beginnen sollte, ging Nicole zum Ankleidezimmer der Männer und informierte sie, dass Katie nicht teilnehmen werde. Danach warf sie einen kurzen Blick auf die sich versammelnden Gäste und stellte fest, dass ein Dutzend Bioten bereits Platz genommen hatte. Ach du meine Güte, dachte sie, wir haben das bei den Einladungen nicht gebührend deutlich gemacht. Es war keineswegs unschicklich in den >besseren Kreiseng der Kolonie, zu besonderen Anlässen die häuslichen Lincolns oder Tiassos mitzubringen, besonders wenn diese Kinder zu betreuen hatten. Einen Moment lang machte sie sich Sorgen, ob es auch genügend Sitzplätze für alle geben werde, dann kehrte sie in die Brautgarderobe
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