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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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 Uhr  19 . Neuer deutscher Rekord! Koffer ist gepackt, alle Stecker sind gezogen und Blumen gegossen. Immer noch keine Nachricht von Leo – Frechheit! Es hätte ja auch mal etwas Wichtiges sein können.

    11  Uhr  31 . War schon fast beim Flughafen, als mir einfiel, dass ich meinen Kulturbeutel mit den ganzen Cremes auf dem Tisch stehengelassen habe. Ohne die kann ich aber nicht weg. Genau das ist nämlich Fehlerquelle Nummer eins auf dem Weg zu einem faltenfreien Teint: unregelmäßige Anwendung. Ich muss mich diesbezüglich ohnehin mehr disziplinieren, sonst bekomme ich meine Stirnfalte nie weg. Bin also umgekehrt und habe das Täschchen geholt. Schöner Mist. Vergesslichkeit ist bestimmt Nebenwirkung von Medizin, was allerdings bedeutet, dass sie nun langsam wirkt. Juchuu!
    12  Uhr  25. Puh, geschafft! Bin am Flughafen. Koffer ist aufgegeben, und durch die Sicherheitskontrolle bin ich auch durch. Großes Missverständnis! Wurde wegen meiner Schuhe irrtümlich für eine Terroristin gehalten. Wäre sicher schlauer gewesen, Turnschuhe anzuziehen und nicht die neuen, bis zum Knie geschnürten Lederstiefel mit den Metallösen. Aber man will doch auch auf Reisen schick sein. Nicht auszudenken, wenn wir abstürzen und ich nicht anständig angezogen wäre! Hätte dann ja vermutlich keine Kontrolle mehr darüber, welche Bilder nach meinem Ableben von mir veröffentlicht würden, geschweige denn, dass ich dagegen klagen könnte. Das ist sowieso meine ganz große Horrorvorstellung: Der Zug hat einen Unfall, und ich sitze auf dem Klo. (Bei Flugzeugen egal, da man höchstwahrscheinlich nach dem Aufprall ohnehin verkohlt ist.) Im Fernsehen sähe man dann den beschädigten Zug und anschließend, wie ich mit heruntergelassener Hose von Rettungssanitätern aus den Trümmern geborgen werde. Entsetzlich! Und bei meinem Glück kann man davon ausgehen, dass gerade ein Exfreund von mir die Tagesthemen schaut und mich wiedererkennt. «Moment mal», würde er zu seiner hocherotischen, Tag und Nacht in Spitzendessous gekleideten Ehefrau sagen, «das muss Nella Johannsen sein. Dieser ausgeblichene Baumwollslip kommt mir irgendwie bekannt vor.»
    Nein, das soll mir nicht passieren! Deshalb trage ich auf Reisen grundsätzlich Röcke. Mit denen kann man mir dann wahlweise den Po oder das Gesicht bedecken, ganz nach Bedarf. Und natürlich trage ich feine Unterwäsche, sicher ist sicher. Falls ich die Reise überlebe, freut sich wenigstens Leo. Allerdings würde er sich vermutlich auch freuen, wenn ich Rock oder Unterwäsche gleich wegließe.
    12  Uhr  45 . Kann nicht glauben, dass die einen hier noch so lange warten lassen! Wie soll ich denn jetzt bitte schön eine Stunde rumkriegen, ohne durchzudrehen? Habe schon sämtliche Ablenkungstricks ausprobiert: sechs Boutiquen angeschaut, zwei Zeitschriften durchgeblättert und ein Croissant gegessen. Will aber nicht noch mehr essen, damit mein Magen nicht so vom Medizinverwerten abgelenkt wird.
    12  Uhr  48 . Ich fasse es nicht! Gerade kam eine SMS von Leo:
«Liebste Nella, verzeih, wenn ich es nicht schaffe, dich vom Flughafen abzuholen. Ich muss spontan zu einem Geschäftstermin nach Bern reisen und werde erst morgen mit dem ersten Flieger zurückkommen. Du hast ja einen Wohnungsschlüssel – mach es dir gemütlich. 
1000
heiße Küsse, vermisse dich unendlich, Leo.»
    Wie bitte? Ein spontaner Geschäftstermin? Das darf doch wohl nicht wahr sein! Ich meine, nicht nur, dass ich jetzt den Abend alleine verbringen muss, nein, ich hätte außerdem auch bequem mit dem Zug fahren können! Und überhaupt – ruft man denn heutzutage wegen so etwas nicht mehr persönlich an? Typisch Mann. Alles Feiglinge! Scheuen jegliche Konversation, weil sie wissen, dass sie uns verbal unterlegen sind. Und warum sind sie das? Weil sie nie reden. Leo ist da leider auch keine Ausnahme. Kriegt den Mund einfach nicht auf. Als ich ihn zum ersten Mal Elisa und Mashavna vorgestellt habe, saßen wir nach Feierabend gemütlich im
Fashion-Café
und haben ein bisschen gequatscht. Nur Leo schwieg die ganze Zeit. Erst als ich ihn aufforderte: «Leo, Liebling, sag doch auch mal etwas», hat er den Mund aufgemacht.
    «Habt ihr den Boden hier selbst abgeschliffen?», wollte er wissen und deutete auf eine Stelle am Fußboden, an der eine leichte Unebenheit zu erkennen war. «Oder war das eine Firma? Ich meine ja nur, dann solltet ihr das vielleicht besser reklamieren. Sonst habt ihr ein verdammtes Problem, falls mal

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