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Die Nächte der Aphrodite

Die Nächte der Aphrodite

Titel: Die Nächte der Aphrodite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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passen? Sie, die entstellte Tochter eines Bauern aus einem Dorf im Nirgendwo, fand sich plötzlich wie durch Zauberhand in eine völlig neue Realität versetzt. Schon von La Mimosa war sie beeindruckt gewesen, aber der Palast des Herzogs übertraf ihre kühnsten Vorstellungen.
    Als hätte jemand ihre Gedanken gelesen, betrat eine schlanke Frau mittleren Alters das Zimmer. Sie trug ein einfaches Kleid aus dunkelblauem Leinen mit einem schmucklosen Mieder. Es unterschied sich nur unwesentlich von den Sachen, die Elaine im Augenblick anhatte.
    Die Frau knickste. »Ich bin Berte. Der Herzog meinte, ich soll Euch behilflich sein, Euch für das Diner herzurichten.« Sie machte einen Schritt zur Seite, und ein junges Mädchen betrat das Zimmer. Über seinem Arm bauschten sich verschiedenfarbige Stoffe, die sich als Abendkleider entpuppten, sobald sie auf dem breiten Bett nebeneinander lagen.
    »Die Schwester des Herzogs hat immer ein paar Kleider hier«, erklärte Berte. »Ihr seid zwar größer, aber für heute Abend wird es gehen. Habt Ihr Unterwäsche mitgebracht, Mademoiselle Callière?«
    Elaine nickte und nahm ihr Bündel vom Tisch. Berte besah sich die Stücke und schob sie dann beiseite. »Sandrine, bring uns Strümpfe und Unterröcke«, sagte sie dann zu dem Mädchen, das auf weitere Befehle gewartet hatte.
    Elaine blickte ihm nach, als es das Zimmer verließ. Der Gedanke, wie eine feine Dame bedient zu werden, verursachte ihr aus unerfindlichen Gründen Kopfschmerzen. Himmel, sie war um nichts besser als diese beiden Frauen. Ganz im Gegenteil. In Trou-sur-Laynne hätte sie von den Kleidern, die hier die Dienstboten trugen, nur träumen können. Verglichen damit waren ihre Hemden und Röcke nichts als Lumpen.
    So plötzlich auf die andere Seite katapultiert zu werden gab ihr zu denken. Hatte sich Marie auch so gefühlt, als sie in Versailles angekommen war? Oder reagierte sie selbst einfach überempfindlich - statt sich über das Gebotene zu freuen, ohne sich Gewissensbissen hinzugeben?
    Berte ließ ihr nicht viel Zeit zum Überlegen. »Welches Kleid wollt Ihr tragen?«
    Elaine trat zum Bett. Alle drei Kleider waren kostbar und wunderschön. »Das hellblaue«, entschied sie.
    Berte nickte. »Die Farbe passt gut zu Eurem Porzellanteint und den hellen Haaren.«
    Porzellanteint? Elaine glaubte nicht richtig verstanden zu haben. Oder wollte ihr die Frau etwa schmeicheln? Sie blickte sie an, aber Berte stand bereits bei der Kommode und zog eine Lade auf. »Zunächst werde ich Euch frisieren, dann helfe ich Euch beim Ankleiden. Wollt Ihr Euch waschen?«, fragte sie zusammenhanglos und schien nicht damit zu rechnen, dass Elaine diese Frage bejahen würde. Aber sie verbarg ihr Erstaunen gut. Sobald Sandrine wieder zurück war, wurde sie beauftragt, eine Kanne warmes Wasser zu holen.
    Elaine verlor jegliches Zeitgefühl, und als sie endlich mit kunstvoll hochgestecktem Haar in dem Kleid aus hellblauem Taft vor Berte stand, konnte genauso gut eine Stunde wie ein Tag vergangen sein.
    »Ich werde Euch in den Salon begleiten, vor dem Diner gibt es immer ein geselliges Beisammensein«, erklärte Berte und öffnete die Tür.
    Elaine versuchte, in den hochhackigen Seidenpantoletten das Gleichgewicht zu halten, was ihr nach einigen Schritten auch gelang. Gemeinsam mit Berte schritt sie den langen Flur entlang. »Ihr werdet eine Zofe benötigen«, stellte die Frau fest. »Wird Euer Mädchen nachkommen, oder hat der Herzog andere Arrangements getroffen?« Sie sprach ohne besondere Betonung, wie jemand, der gewohnt war, zu planen und zu organisieren, aber an den Lebensumständen ihrer Gesprächspartnerin kein persönliches Interesse hatte.
    »Ich erwarte kein Mädchen«, erwiderte Elaine und versuchte, den nebensächlichen Tonfall von Berte zu übernehmen. »Der Herzog hat mit mir noch nichts besprochen. Allerdings nehme ich an, dass sich vermutlich eine der hiesigen Zofen um mich kümmern soll.«
    »Ich werde den Herzog bei nächster Gelegenheit darauf ansprechen«, entgegnete Berte ausweichend. »Vorläufig werde ich Sandrine zu Eurer Verfügung abstellen.«
    Sie betraten einen Ballsaal mit hohen Glastüren, in dem sich eine größere Anzahl elegant gekleideter Menschen versammelt hatten. Eine Hand voll Musiker untermalte die Szene mit einer sanften Melodie.
    Berte knickste und entfernte sich, während sich Elaine suchend umblickte. Sie fand den Herzog im Gespräch mit einer Schar Männer und ging auf ihn zu. Sobald er sie entdeckt

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