Die Nächte der Aphrodite
gut, das zu wissen«, gab sie im gleichen Tonfall zurück und schlenderte zum Tisch, dem Zentrum des Geschehens. Sie sah Béatrice zu, wie sie mit knappen Bewegungen des Stabes die Orgie dirigierte. Sowohl die Männer als auch die Frauen fügten sich den stummen Kommandos widerspruchslos. Ein Umstand, der Elaine erstaunte. Gehörte das zu den Spielregeln, von denen der Herzog gesprochen hatte?
Je länger sie Béatrice beobachtete, desto stärker wurde die Faszination, die sie empfand. Die Macht, die die Frau mit dem bloßen Heben des Stabes über die Anwesenden hatte, war schier unglaublich. Sie dirigierte die Gruppe nach ihrem Belieben. Und blieb selbst völlig ungerührt, ihre Miene drückte nicht die allerkleinste Regung aus. Keiner wagte es, sie zu berühren oder ihr lange in die Augen zu schauen, so groß war der Respekt, mit dem man sie behandelte.
Knapp die Hälfte der Gäste befand sich noch im Ballsaal, die anderen hatten sich in die Räume hinter zwei geöffneten Tapetentüren zurückgezogen, die Elaine erst jetzt entdeckte.
Der Stab stieß wieder auf den Boden. Elaine zuckte zusammen und wandte sich dem Geschehen rund um den Tisch zu. Béatrice ging durch die Umstehenden und wählte dabei drei Männer aus, die die Hosen fallen lassen mussten, um zu beweisen, dass ihre Erektion ausreichend war.
Der silberne Stab wies dem ersten von ihnen den Weg zwischen die Schenkel der auf dem Tisch liegenden Frau. Für die anderen beiden suchte Béatrice unter den weiblichen Gästen zwei aus, die sich daranmachten, sie mit Händen und Mund zu verwöhnen.
Das Stöhnen aus mehreren Kehlen erfüllte den Raum. Elaine konzentrierte sich auf die nackte Frau, deren Körper nur mehr wenige Spuren der Sahnecreme trug. Auch sie stöhnte bei jedem Stoß auf, mit dem sich ihr Partner in sie rammte. Ihre Finger umklammerten die Tischkanten so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Ihr Unterleib wölbte sich den Stößen sehnsuchtsvoll entgegen.
Elaine versuchte, unbeteiligt zu bleiben, aber natürlich reagierte ihr Körper auf das vor ihren Augen ablaufende Schauspiel. Ihre Hand zitterte, als sie den dünnen Schweißfilm von der Oberlippe wischte.
Kurz dachte sie daran, dass sie nur das weiße Anstecktüchlein von ihrem Dekollete entfernen musste, um ein aktiver Teil des Spiels zu werden, aber dazu fühlte sie sich noch nicht bereit. Ihre Gedanken wanderten zu Troy, und ungewollt tauchten die Erinnerungen an die lustvollen Begegnungen mit ihm wieder auf. Sein großer, geschmeidiger Körper, der sich unter ihren Fingern ebenso gut anfühlte wie sein Mund auf ihren Lippen. Sie schloss die Augen. Diese Erinnerungen waren ebenso unerwünscht wie schmerzhaft. Sie musste ihn aus ihrem Kopf bekommen. Aus ihrem Blut. Aus ihrem Herzen.
Elaine verschränkte die Arme vor der Brust und entfernte sich ein wenig vom Zentrum des Geschehens. Unbewusst beobachtete sie Béatrice weiter, während sie ihren Gedanken nachhing. Es sollte doch wahrlich nicht schwierig sein, sich anderweitig zu trösten. Das war ihr an diesem Abend klar geworden, denn unerklärlicherweise hatte der Herzog recht behalten - das Angebot des Comte de Syra war zwar das unverschämteste gewesen, aber beileibe nicht das einzige.
Es gab also keinen Grund, sich in nostalgische Erinnerungen zu flüchten. Stattdessen sollte sie sich auf eine rosarote Zukunft freuen. Elaine seufzte. Vielleicht morgen, heute würde ihr das bestimmt nicht gelingen. Während Béatrice einen anderen Mann zwischen die Schenkel des Desserts befahl, schlenderte sie zu einer der offen stehenden Tapetentüren.
Das Bild dahinter stellte die Geschehnisse im Ballsaal noch in den Schatten. Auf einem überdimensionierten Bett waren mehrere Paare zugange. Das Gewirr aus Körpern und ineinander verschlungenen Armen und Beinen ließ keine genauen Rückschlüsse auf die Anzahl zu. Die Leiber wogten in einem lasziven Rhythmus, der sich unter Stöhnen und spitzen Schreien immer weiter aufschaukelte.
Gerade als Elaine sich abwenden wollte, entdeckte sie den Comte de Syra. Er trug nur sein Spitzenhemd und strich über den nackten Rücken einer Frau, die sich über die Lehne einer Chaiselongue beugte, während er von hinten in sie stieß. Die komplizierte Hochsteckfrisur war im Begriff, sich aufzulösen, und lange Strähnen des hellen Haares fielen über ihre Schultern auf die Kissen.
Als er merkte, dass sie ihn ansah, lächelte er ihr auffordernd zu, aber Elaine blieb, wo sie war. Er hob bedauernd die
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