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Die Nächte der Aphrodite

Die Nächte der Aphrodite

Titel: Die Nächte der Aphrodite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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behauptet, es wäre Euch am liebsten, wenn ich verschwinden würde.« Er trat näher an Henri heran. »Was habt Ihr gegen mich?«
    Henri hielt seinem Blick stand. Vincents Intuition erstaunte ihn. Aber was sollte er darauf erwidern? »Ich fürchtete um Eure ... Tugend. Ihr seid noch so jung, ich könnte Euer Vater sein ...« Das stimmte, allerdings fühlte er sich im Moment alles andere als Vincents Vater. »Daher wollte ich verhindern, dass Ihr Dinge seht, für die Ihr vielleicht noch nicht bereit seid.«
    Vincent lachte. »Wie gütig.«
    Der Mann glaubte ihm kein Wort. Henris Verärgerung stieg. Er war es nicht gewohnt, dass man sein Wort anzweifelte.
    »Gut, wenn Ihr in diesen Dingen so erfahren seid und bereits zahllose Frauen in Eurem Bett beglückt habt, steht es Euch natürlich frei, an allen Veranstaltungen auf Belletoile teilzunehmen.«
    Vincent zog das Band der Hose fest. »Ich habe nicht gesagt, dass ich erfahren bin. In der Tat habe ich noch mit keiner Frau mein Bett geteilt.«
    Die Worte entwickelten in Henris Ohren ein seltsames Echo. Er biss sich vergeblich auf die Lippen, denn ein kleines Teufelchen brachte ihn dazu, die nächste Frage zu stellen. »Und mit Männern?«
    Vincent sah ihn an. Die Flammen der Fackel tanzten über sein Gesicht. »Auch nicht mit Männern.«
    Henris Erektion pochte schmerzhaft. Für endlose, quälende Momente spielte ihm seine Fantasie vor, wie es wäre, der Erste zu sein, der mit Vincent seine Lust teilte. Der Erste zu sein, der ihn zur Ekstase führte und alle Geheimnisse dieses atemberaubenden Körpers erforschte.
    Vincent bewegte sich nicht. Die Luft zwischen ihnen vibrierte. Henri spürte es, aber er war nicht in der Lage, zu handeln. Sein leergefegtes Gehirn befand sich in einem tranceähnlichen Zustand. Gefangen zwischen Wunsch und Wirklichkeit, konnte er sich nicht entscheiden, in welche Richtung er gehen sollte.
    Vincent brach den Bann, indem er seine Schuhe und seine Jacke aufhob. »Da Ihr Euch nun überzeugt habt, dass niemand zu Schaden gekommen ist ...« Er ließ die Worte in der Luft hängen, um die Zweideutigkeit eindeutig deutlich zu machen. »... könnt Ihr Euch beruhigt zu Bett begeben, Euer Gnaden.«
    Vincent ging an ihm vorbei, noch immer die Schuhe in der Hand, und Henri ertappte sich bei dem Gedanken, dass sogar die Füße dieses Mannes an Schönheit nicht zu übertreffen waren. Er ließ die Fackel sinken und folgte ihm.
    »Ihr solltet in die Schuhe schlüpfen, Vincent. Der scharfkantige Kies schneidet in Eure Fußsohlen.« Er sprach die Worte aus, ohne zu überlegen. Ohne darüber nachzudenken, was seine Besorgnis bedeutete.
    »Es stört mich nicht. Ich habe nur dieses Paar Schuhe, und ich fürchte, wenn ich mit nassen Füßen hineinsteige, werden sie vor der Zeit brüchig. Meine Strümpfe liegen in meinem Zimmer«, setzte er hinzu.
    Erst jetzt fiel Henri auf, dass Vincent ja nur das Gewand besaß, das er am Leib trug. »Ich lasse Euch morgen früh Kleider bringen, damit Ihr etwas zum Wechseln habt, bis Euer Gedächtnis zurückkehrt.« Dass er daran nicht schon früher gedacht hatte, gab ein beredtes Zeugnis seines Misstrauens ab.
    Sie kamen beim Haus an, und Henri steckte die Fackel zurück in die Halterung. Mittlerweile hatte er sich so weit gefangen, dass er Vincent mit der üblichen Distanz betrachten konnte.
    »Ich danke Euch, Euer Gnaden. Ich weiß, dass ich Euch zur Last falle und hoffe, dass ich in Zukunft nicht wieder Euren Unwillen errege.« Der Blick, mit dem er Henri ansah, strafte die Unterwürfigkeit seiner Worte Lügen, ebenso wie die knappe Verbeugung.
    Henri nahm sie mit einem ebenso knappen Kopfnicken zur Kenntnis und sah ihm nach, wie er zur Treppe ging. Die momentane Verblendung hatte sich gelegt, und sein Verstand arbeitete wieder. Und wies ihn mit aller Deutlichkeit darauf hin, dass Vincent ihm gerade verraten hatte, dass er sich doch an etwas aus seinem Leben erinnerte ...

20
 
    Elaine betrachtete den schwarzen Brokatanzug, der vor ihr auf dem Bett lag. Er war nach Maß für sie gefertigt worden, ebenso wie die Schnürstiefel mit den hohen Absätzen. Béatrice hatte ihre Accessoires mitgenommen, sie war vor wenigen Tagen mit dem Marquis de Sevelles abgereist. Der Abschied war kurz und herzlich gewesen, doch Elaine hatte deutlich gespürt, dass Béatrice mit ihren Gedanken schon ganz woanders war.
    Bis zum Ende des Diners blieben ihr noch drei Stunden. Sie hatte sich für ein ihrer Meinung nach einfaches abendliches Vergnügen

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