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Die Nächte der Aphrodite

Die Nächte der Aphrodite

Titel: Die Nächte der Aphrodite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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vorkam, da sich der Tisch zwischen ihnen befand. In der Vergangenheit hatte sie wesentlich enger mit Männern zusammen gearbeitet, ohne auf deren Ausstrahlung zu achten. Sie war mit Armand mehr oder weniger bekleidet im Heu gelegen, aber jetzt konnte sie ihre Augen nicht von dem Stück Haut abwenden, das die Knöpfe seines Hemdes unbedeckt ließen. Sie senkte den Kopf, da sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg und beschäftigte sich mit der Mahlzeit.
    »Marie hätte sich bestimmt über Euren Besuch gefreut.« Seine Stimme klang angespannt, als hätte er lange nach diesem Satz gesucht.
    Elaine zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, vielleicht.«
    Sie waren sich nie so richtig nahe gewesen. Marie kam ihr immer vor wie ein schillernder Paradiesvogel, sie nahm sich, was sie wollte und wann sie es wollte. Trou-sur-Laynne war immer zu klein für sie gewesen. Zwar hatte sie sich nicht an den Hänseleien ihrer Geschwister beteiligt, doch andererseits hatte Marie sie weder mit Zuneigung noch mit Trost überschüttet - nicht, dass sie das überhaupt zugelassen hätte.
    »Hat Euer Besuch einen Grund?«, fragte er weiter.
    Elaine kaute langsam. Natürlich hatte er einen Grund, aber sie wusste nicht, ob es jetzt Sinn machte, darüber zu sprechen. Vielleicht sollte sie einfach so tun, als ob sie die Sehnsucht nach ihrer Schwester hergetrieben hatte. Was aber in weiterer Folge bedeuten würde, dass sie nicht wusste, was sie weiter tun sollte.
    »Der Brief hat mich neugierig gemacht«, begann sie vorsichtig. »Ich fand es beeindruckend, dass Marie Schreiben gelernt hat.«
    »Ich habe es ihr beigebracht.«
    Elaine blickte den Mann überrascht an. »Oh, ich dachte, sie hätte es bei der Marquise erlernt, die sie mitgenommen hat. Nach Paris.«
    Er runzelte die Stirn. »Marie hat mir nie von ihrer Familie erzählt. Ich weiß nur, dass mein Bruder sie in Versailles kennengelernt hat und nach La Mimosa brachte.«
    Also hatte sich Marie ihrer Herkunft geschämt. Elaine holte tief Luft. »Ich bin Maries älteste Schwester, sie selbst war das jüngste Kind. Insgesamt sind wir sieben Geschwister. Unser Elternhaus steht in Trou-sur-Laynne in der Auvergne.«
    Er lächelte, und seine Züge wurden weicher. »Eine große Familie also. Wie schön.«
    Elaine dachte an ihre Sippschaft und unterdrückte einen bissigen Kommentar. »Manchmal ist es schön, manchmal regiert Streit und Zank. Für mich war Maries Brief ein Zeichen. Deshalb machte ich mich auf den Weg.«
    Ihr Schwager trank sein Glas leer und schenkte sich nach. »Sie hat letzten Herbst das Land verlassen. Mein Bruder wurde beschuldigt, einen königlichen Neffen ermordet zu haben, und des Landes verwiesen. Marie ist natürlich mit ihm gegangen. Bis heute habe ich von beiden keine Nachricht erhalten.«
    Elaine seufzte. »Dann werde ich Euch nicht länger zur Last fallen, Monsieur de Rossac. Nach dem Mahl mache ich mich wieder auf den Weg.« Gott alleine mochte wissen, wohin er führen würde.
    Wieder senkte sich Stille über den Raum. Elaine nahm es als Hinweis, dass ihr Schwager mit ihren Plänen mehr als einverstanden war. Wer wollte ihm das auch verdenken? Sie aß das Brot und den Schinken zur Gänze auf, schließlich wusste sie nicht, wann sie wieder eine Mahlzeit bekommen würde.
    Auf dem Weg hierher hatte sie sich als Tagelöhnerin, Schankhilfe und Köchin durchgeschlagen. Der Gedanke an Marie und ein besseres Leben hatte ihr Kraft gegeben. Aber damit war es jetzt vorbei.
    Sie schob den Teller zur Tischmitte und griff nach dem Bündel, das sie neben ihren Stuhl gelegt hatte. »Habt Dank, Monsieur de Rossac. Ich wünsche Euch viel Glück.«
    »Wo werdet Ihr hingehen?«, fragte er, und sie konnte nur einmal mehr die Schultern heben.
    »Zurück nach Lassieux, um mir ein Quartier für die Nacht zu suchen. Morgen werde ich mich nach Arbeit umsehen.« Den Gedanken, nach Trou-sur-Laynne zurückzugehen, erwog sie nicht einmal einen Atemzug lang. Alles war besser als das.
    Seine Finger strichen über den Stiel des Weinglases. Wieder schien er um die richtigen Worte zu kämpfen, denn als er zu sprechen anfing, klang seine Stimme rau und belegt. »Ich brauche eine Köchin. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr hier bleiben.«
    Elaine sah ihn unsicher an. Der gepresste Tonfall missfiel ihr, und sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Etwas an ihm verursachte ihr eine Gänsehaut und gleichzeitig verleitete etwas an ihm ihre Hand, seinen Unterarm zu berühren. Sie krallte die Finger

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