Die Nächte der Aphrodite
Schwägerin, nicht als Bittstellerin. »Ich danke Euch, Troy, und wünsche Euch ebenfalls eine geruhsame Nacht.«
Zu ihrer Erleichterung schien er nichts dabei zu finden, dass sie ihn ebenfalls beim Vornamen nannte, sondern verbeugte sich leicht und verließ den Raum.
4
Troy wischte seine feuchten Handflächen an der Hose ab. Alle seine Gedanken liefen im Kreis. Wie hatte er das tun können? Wie hatte er seine Schwägerin derart demütigen können, indem er ihr eine Stelle als Köchin anbot?
Weil es das Einzige gewesen war, das ihm einfiel, um zu verhindern, dass Elaine La Mimosa verließ. Und der leidenschaftliche Drang, ihr Weggehen zu verhindern, hatte alle anderen rationalen Gedanken verblassen lassen.
Außerdem hatte er nicht gewusst, dass Marie aus ärmlichsten Verhältnissen stammte. Sie besaß das Auftreten einer Grande Dame, auch wenn sie es ihm gegenüber niemals ausgespielt hatte. Für ihn war sie ohnehin immer die unerreichbare Prinzessin seiner Träume gewesen, ganz egal, ob sie in Samt und Seide gehüllt an der Seite seines Bruders eine Gesellschaft gab oder auf dem Weinberg arbeitete.
Dass das Schicksal ihre Schwester hierher zu ihm geschickt hatte, konnte kein Zufall sein. Und jetzt lag Elaine in Maries Bett, und er würde sie täglich sehen. Das alleine rechtfertigte sein Handeln. Natürlich würde er darauf achten, dass sie keine schwere Arbeit verrichten musste.
Als er später selbst in seinem Bett lag, mied ihn der Schlaf und seine Fantasie gaukelte ihm ein Wunschbild nach dem anderen vor. Er sah Elaine in dem grünen Seidenkleid, wie sie neben ihm stand und Gäste begrüßte. Wie sie ihn zu den Besitzungen im Umkreis begleitete oder abends mit ihm speiste. Wie sie neben ihm im Bett lag und ihn zärtlich anlächelte. Er war so in diesen Gedanken verliebt, dass ihm nicht auffiel, dass es nicht Elaines Gesicht war, das er vor sich sah, sondern das von Marie.
Am nächsten Morgen machte sich Elaine auf den Weg in die Küche, um alles zu inspizieren. Die Ausstattung und Gerätschaften waren mehr als vollzählig. Die Speisekammer verfügte dagegen nur über sehr spärliche Vorräte. Ein Besuch auf dem Markt schien ratsam. Sie würde mit Troy darüber sprechen. Vielleicht konnte sie sich auch Stoff kaufen, um ein neues Kleid zu nähen. Sie besaß nur diesen einen, mehrfach gestopften Rock, zwei verschlissene Blusen und ein Unterhemd. Er konnte die Kosten ja von ihrem ersten Lohn abziehen. Natürlich musste sie ihm vorher klarmachen, dass sie nicht in Samt und Seide am Herd stehen konnte.
Sie ging zurück zum Arbeitszimmer ihres Schwagers und sah sich dabei im Haus um. Wie sie schon am Abend festgestellt hatte, war die Einrichtung schlicht und zweckmäßig. Sobald sie die Fensterläden geöffnet hatte, bemerkte sie die dünne Staubschicht auf den Möbeln. In den Zimmerecken hingen Spinnweben von der Decke, und auch die Böden wiesen deutliche Schmutzspuren auf.
Der Salon besaß hohe Flügeltüren, die auf eine Terrasse hinausführten. Elaine blickte sich fröstelnd um und rieb ihre Oberarme, denn die frische Morgenluft war kühler als erwartet. Die ersten Sonnenstrahlen wanderten über die malerische Landschaft. Sanfte Hügel, das schillernde Band eines Flusses und einzelne Zypressen boten sich ihren staunenden Blicken dar. Ein leichter Duft nach Mimosen und Thymian hing in der Luft, der ihre Stimmung hob und ihr das Gefühl gab, an einem ganz besonderen Ort zu sein. Und dieser besondere Ort war ihr neues Zuhause.
Da es von Troy keine Spur gab, ging sie zurück in die Küche und machte sich daran, Frühstück zuzubereiten. Nachdem sie das Feuer im Herd entfacht hatte, stellte sie eine Pfanne darauf und gab Butter hinein. Dann schnitt sie die harten Weißbrotreste vom Vorabend in kleine Stücke und tränkte sie mit einem Gemisch aus Milch und Eiern. Sobald die Butter geschmolzen war, leerte sie das Ganze in die Pfanne und ließ es langsam bräunen.
Sie hoffte, dass Troy damit zufrieden war, denn da sie kein Mehl gefunden hatte, konnte sie kein Brot backen. Weil sie auch nicht wusste, was er bevorzugen würde, stellte sie sowohl das Salzfässchen als auch eine Porzellandose mit Honig bereit. Als Nächstes überlegte sie, was man hier wohl zum Frühstück trank. In ihrem Elternhaus hatte sie getrocknete Erdbeer- und Himbeerblätter oder zerkleinerte Hagebutten mit heißem Wasser aufgebrüht. Zur Zeit der Ernte gab es morgens für die schwer arbeitenden Männer Knochensuppe. Aber keines von
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