Die namenlose Schoene
Vorsichtig schob Emma es ihm über den unverletzten und dann über den schmerzenden Arm. Danach hängte sie ihm die Schlinge wieder um den Hals.
Als ihre Hand über die unverletzte Schulter strich, blickte er hoch. „Ich komme jetzt zurecht.”
Ohne sich um den Einwand zu kümmern, griff sie nach der Schlinge.
Da er sich gleichzeitig bewegte, berührte sie seinen Bauch.
„Emma, falls du Jungfrau bleiben willst, solltest du dich sehr schnell zurückziehen.”
Betroffen ließ sie die Schlinge los. „Vielleicht ist es nicht das Wichtigste, Jungfrau zu bleiben.”
Er schloss die Augen. „Du bist manchmal sehr anstrengend.”
„Du aber auch. Wenn du das Sandwich isst und die Tabletten nimmst, lasse ich dich allein und sehe nur gelegentlich nach dir.”
„Ich habe keine Gehirnerschütterung, sondern nur eine angeknackste Schulter.”
„Du brauchst einen Eisbeutel, und einer reicht nicht für die ganze Nacht. Hör auf, dich gegen mich zu wehren, Tucker. Das bringt dir nichts.”
Er seufzte. „Du könntest bei mir schlafen. Dann wärst du hier, falls ich etwas brauche.”
„Einverstanden.”
Er öffnete die Augen und lächelte. „Du würdest es wirklich machen?”
„Alles, was für dich gut ist, Tucker.”
Er sah weg und griff nach dem Sandwich. Nachdem er die Hälfte gegessen hatte, nahm er die Tablette. „Es fällt mir schwer, Hilfe zu akzeptieren.”
„Das merke ich, aber du hast mir auch geholfen. Jetzt möchte ich dir etwas davon zurückgeben.”
„Ich könnte Hilfe bei den Stiefeln brauchen”, gestand er. „Und gegen einen Eisbeutel hätte ich auch nichts einzuwenden.”
Emma lächelte und drückte ihm einen K uss auf die Wange. „Lauf mir nicht weg. Ich bin gleich mit dem Eisbeutel wieder hier.”
Sie fühlte seine n Blick im Rücken, als sie zur Tür ging und hoffte, dass ihre Gefühle nicht einseitig waren. Vielleicht war auch Tucker ein wenig in sie verliebt.
Am Mittwoch faltete Emma frisch gewaschene Wäsche zusammen, während die Kinder ein Nickerchen machten. Nachdem sie die Handtücher in den Schrank gelegt hatte, wollte sie Jeans und Socken in Tuckers Zimmer bringen. Sie war froh, dass seine Schulter gut heilte. Er mochte die Hilfe nicht, hatte sie jedoch endlich akzeptiert.
Die Jeans befanden sich in der untersten Schublade der Kommode, die T-Shirts in der Lade darüber, und die Socken lagen noch eine Etage höher, füllten aber nicht den ganzen Platz aus. Auf der rechten Seite lag ein Bild in einem Holzrahmen.
Ein kleiner Junge mit dunklem Haar und dunklen Augen war darauf zu sehen. Er mochte ungefähr drei Jahre alt sein, und sein Lächeln erinnerte sie an Tucker.
War das sein Junge?
Ob Tucker ihr etwas über ihn erzählte, wenn sie ihn fragte?
Vielleicht war es noch zu früh. Es war besser, Tucker erfuhr nicht, dass sie das Bild gesehen hatte.
Sie legte die Kleidungsstücke auf das Bett. Wenn Tucker ihr alles erzählte, hieß das, dass er sie in sein Leben aufnahm. Sie wohnte in seinem Haus, wollte jedoch zu ihm gehören - als Liebe seines Lebens.
Ob Träume wahr wurden?
8. KAPITEL
Man hörte das Video der Kinder aus dem Wohnzimmer bis in die Küche, während Tucker die drei Buben in seiner Hand betrachtete. Er sah die vier Männer am Tisch an. Earl Grimes schob sich gerade eine Mini-Pizza in den Mund, anstatt auf einer Zigarre herumzukauen. Barry Sanchek tat sich Geflügelsalat auf einen Kräcker. Ihm war sofort aufgefallen, dass sich die Qualität des Essens beträchtlich verbessert hatte.
Stan Coniff sah allerdings drein, als hielte er es ohne Nikotin nicht mehr lange aus. Er klopfte mit den Fingern auf den Tisch. Als Kettenraucher pokerte er sonst nur rauchend. Und Ed Barnes sah immer wieder zum Wohnzimmer, als würde ihn die fröhliche Musik für die Kinder ärgern. Sie pokerten schon seit einer Stunde und konnten nicht ignorieren, dass eine Frau und zwei Kinder nebenan ihr Spiel störten.
Tuckers Schulter ging es schon besser, aber das war nicht sein altes Leben.
Seit Emma aufgetaucht war, hatte sich alles verändert.
Stan stand plötzlich auf. „Ich gehe für eine Zigarette hinaus.”
„Geht nicht”, wehrte Tucker ab. „Ich erhöhe um zwei Dollar.”
Stan seufzte. „Na endlich.”
Sammy tappte in die Küche und kam zu Tucker.
Emma holte ihn rasch ein. „Tut mir Leid, er ist mir entwischt. Braucht ihr Nachschub?”
Frau und Kinder passten nicht zu einem Pokerspiel. Tucker schüttelte den Kopf. „Nein, danke.” Steffie krabbelte hinter
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