Die Nanokriege 4 - Die Flucht
sein«, schwärmte Linda. »Du musst das unbedingt Herzer gegenüber erwähnen, damit er es bei seiner Planung berücksichtigt. So, und du hast gestern Abend versucht , mir diese Binärgleichungen zu erklären …«
»Hey, Paul«, sagte Herzer, als ihm Satyat auf dem Weg in den Unterricht begegnete. »Kommst du damit klar, wie man in Mikro mit einem Schraubenschlüssel umgeht?«
»Ja, mit der Zeit, Sir.« Der Ingenieur nickte, machte eine lässige Ehrenbezeigung und bereitete sich auf die nächste Frage vor.
»Mit welchen Werkzeugen demontiert man den Heliuminjektor an der Hauptionenkanone?«, fragte Herzer nach kurzer Überlegung.
»Vierzehn und achtzehn Millimeter Hydroschrauber«, erwiderte Satyat, und seine Gesichtszüge spannten sich. Es war stets eine schwierige Frage, und Herzer erwischte einen jedes Mal mit einer, auf die man nicht vorbereitet war.
»Protoneninjektionsschild, Vier-Millimeter-Stanze und … Scheiße!«
»Und einer Brechstange«, sagte Herzer und lächelte. »Der Deckel hat ringsum ein Magnetsiegel, und das musst du im unteren Quadranten knacken, wenn du mit dem an Steuerbord
zu tun hast. Wenn du einen Schraubenzieher hast, kannst du versuchen ihn aufzustemmen. Aber das wird recht mühsam sein. Und auf keinen Fall die Stanze verwenden; die ist zu dünn und würde das vermutlich nicht überstehen.«
»Kapiert«, sagte Paul und schüttelte den Kopf. »Weißt du wirklich über alle unsere Einsätze Bescheid oder pickst du dir nur bestimmte Fragen heraus?«
»Rate mal«, sagte Herzer, nickte ihm zu und ging weiter.
»Schläfst du eigentlich nie, Herzer?«, fragte Edmund, als sein Avatar im Büro des Oberstleutnants erschien.
»Ziemlich selten«, gab Herzer zu und ließ das Blatt, das er gerade studiert hatte, auf den Tisch fallen. Er sah auf den Chronometer an der Wand und wurde blass, als ihm bewusst wurde, dass es schon drei Uhr morgens war. »Ich habe einen Ruhetag unmittelbar vor dem Einsatz angesetzt; alle sind doch ziemlich fertig. Und du brauchst ja gerade zu reden, Boss. Ich habe dir immerhin wenigstens hundert Jahre Jugend voraus.«
»Nett, dass du das erwähnst«, meinte Edmund säuerlich. »Aber ich bin an der Westküste und damit drei Stunden hinter dir. Aber ich werde mich jetzt schlafen legen.«
»Was machst du denn dort draußen?«, fragte Herzer, und seine Stirn furchte sich.
»Ich sehe mir die Entwürfe für ein neues Kohlenschiff an«, sagte Edmund. »Die Werft behauptet, sie könnten die Ladekapazität gegenüber Clippers um fünfundzwanzig Prozent erhöhen, und das würde nur etwa zehn Prozent an Reisegeschwindigkeit kosten. Das Schiff wird so nicht mit der Flotte Schritt halten können, doch wenn das funktioniert, eignet es sich ideal für Nachschub über den Ozean. Allerdings ist die Marine mit den Werften an der Ostküste dick befreundet, und deshalb sträuben sie sich. Ich versuche mir darüber klar zu werden, ob es den Streit lohnt.«
»Es gibt doch nichts Neues unter der Sonne«, schmunzelte Herzer. »Weil wir gerade davon reden: Megan hat mir gesagt, Aikawa wollte den Ikarus-Einsatz haben, besonders nachdem das erste Team ausgefallen ist.«
»Der Vorschlag hatte einiges für sich«, räumte Edmund ein. »Ishtar und Aikawa haben bis jetzt den Großteil der Kämpfe bewältigt und immer gewonnen. Aber ich habe mir angesehen, wie sie Krieg führen, und bin davon offen gestanden nicht sehr beeindruckt. Ich schätze, wenn wir die Invasion durchziehen, werden wir sehen, wer der Bessere ist. Letztlich zählt natürlich, wer gewinnt. Sheida hat den Einsatz zumindest teilweise deshalb bekommen, weil der Großteil von deren Elitetruppen entweder in den Kriegen stark dezimiert worden oder anderweitig beschäftigt ist. Aikawas Krieger wären möglicherweise besser für den Weltraumkampf geeignet gewesen als die Blood Lords. Aber die sind so überdehnt, dass es nicht mehr komisch ist. Also haben wir den Einsatz gekriegt. Erledige einfach deinen Job und überlasse die Diskussionen dem Rat. Wenn du gewinnst, wird keiner Anlass zum Meckern haben. Und jetzt sag mir: Was hast du um drei Uhr morgens noch Wichtiges zu tun?«
»Den ganze Papierkrieg, den ich untertags nicht schaffe«, seufzte Herzer. »Und die Ausbildung läuft übrigens gar nicht gut. Ich weiß nicht, ob ich je kapiere, wie man in der Schwerelosigkeit kämpft.«
»Vielleicht hätten wir Meerleute schicken sollen«, erklärte Edmund ernsthaft. »Schließlich kämpfen die doch die ganze Zeit in dieser
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