Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons
eindringlich, bewusst, dass er seit seinem vierzehnten Lebensjahr, wo ihm seine Eltern »seine Freiheit gegeben hatten«, kein echtes Zuhause gehabt hatte. Edmunds Haus kam dem so nahe, wie es überhaupt möglich war.
»Zuerst wollen wir dich aus deiner Rüstung herausschälen«, sagte Edmund. »Anschließend kannst du einen Becher Wein trinken und ein Bad nehmen.«
»Ich denke, es gibt hier ein paar Sachen, die dir vielleicht passen«, sagte Daneh, ließ sich auf einem der Sessel nieder und legte beide Hände schützend um ihren Bauch. »Oh, ich dachte schon, wenn ich auch nur noch einen Schritt gehen muss, würde das Baby sofort kommen. Ich kann es gar nicht erwarten , dieses Ding endlich draußen zu haben!«
»Ich hole die Sachen für Herzer«, erbot sich Rachel.
»Und ich möchte zuerst baden«, sagte Bast und begann
auf dem Weg zum Badezimmer bereits damit, ihre recht knappe Kleidung abzulegen. »Wenn man Spielzeugjungs rettet, kommt man ins Schwitzen!«
Edmund war Herzer beim Ablegen seiner Rüstung behilflich und löste dann vorsichtig das Leder und den Stoff von der Wunde an seiner Seite. »Das ist das Problem mit Schuppenpanzern; ein gut gezielter Stoß kann an den Nahtstellen durchdringen.«
»Warum verwenden wir sie dann?«, fragte Herzer und verzog vor Schmerz das Gesicht, als der Baron eine stark riechende, brennende Salbe auf die Wunde auftrug.
»Weil man damit besser marschieren und arbeiten kann«, erklärte Edmund. »Sich in einem Plattenpanzer oder selbst in einem Kürass zu bücken, um irgendetwas zu tun, ist eine Qual. Das ist die richtige Panzerung für die Infanterie. Und in der Schlacht haben die meisten Feinde ja keine Chance auf einen gezielten Stoß nach oben.«
»Und wenn man darunter ein Kettenhemd tragen würde? «, wollte Herzer wissen.
»Na schön, du kannst gern eines kriegen, wenn dich das zusätzliche Gewicht nicht stört«, meinte Edmund und nickte dann, als er Herzers Brustverband angelegt hatte. »Liegt ganz bei dir.«
Herzer rief sich ins Gedächtnis, welches Gewicht die Blood Lords bereits mit sich herumschleppten, und verzog das Gesicht. »Ja, das leuchtet ein.«
»Keine Panzerung ist vollkommen«, meinte Edmund. »Es braucht immer einen Kompromiss. Man kann sich lediglich überlegen, welcher Kompromiss der beste ist.«
»Also ganz wie im wirklichen Leben«, schmunzelte Herzer.
»Männer«, sagte Rachel und schüttelte den Kopf. »Als Nächstes wirst du wahrscheinlich zu Bast ins Bad springen. «
»Also, mit dir bin ich ja schließlich auch schon ins Bad gesprungen«, gab Herzer zu bedenken.
»Das ist etwas anderes «, schnauzte Rachel ihn an und ging dann hinaus. Man konnte noch eine Weile das Klatschen ihrer Füße auf den Fliesen hören.
»Was sollte das jetzt?«, fragte Edmund und schüttelte den Kopf. »Nein, lass nur. Mich würde bloß interessieren, welchen Grund sie hatte, sich so aufzuregen?«
»Alle Gründe?«, fragte Herzer zurück. »Ich denke, hauptsächlich ist es der, dass du mir möglicherweise verziehen hast, dass ich Mistress Daneh im Stich gelassen habe, aber Rachel wird mir nie verzeihen, dass ich zugelassen habe, dass ihre Mutter vergewaltigt wurde.«
Einen Augenblick lang konnte man es in Edmunds Gesicht arbeiten sehen, ehe er schließlich nickte. »Jetzt vielleicht nicht, aber mit der Zeit schon. Ich weiß, dass ihr … Freunde seid.«
»Ja, genau das sind wir«, seufzte Herzer und sah auf die Tür, durch die das Mädchen hinausgegangen war. »Freunde. « Er zuckte die Achseln und grinste dann. »Andererseits ist sie eine so gute Freundin, dass sie wirklich einen ausgezeichneten Vorschlag gemacht hat. Und deshalb werde ich jetzt, wenn es recht ist, ein Bad nehmen.«
»In etwa einer halben Stunde gibt es Abendessen«, gab Edmund zu bedenken und wechselte somit geschickt das Thema. »Du wirst dich … mit dem Baden beeilen müssen. «
In stummer Übereinkunft wurde beim Abendessen das Thema der bevorstehenden Schlacht vermieden. Sie sprachen über den Anbau an der Sägemühle, an der Herzer beteiligt war, und die sich ausweitenden Schmieden und Gießereien. Auf dem Massan Mountain gab es immer noch Eisenvorkommen, obwohl diese in der Vergangenheit
stark abgebaut worden waren, und einige Stadtbewohner erwogen, dort den Bergwerksbetrieb wieder aufzunehmen. Edmund war freilich nicht überzeugt, dass es sich lohnen würde.
»Angus hat Zugang zu bereits raffiniertem Stahl; er braucht ihn bloß umzuarbeiten. Und sein Berg verfügt über
Weitere Kostenlose Bücher