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Die Narbe

Die Narbe

Titel: Die Narbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmitter
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auf die Couch. Franziska schloss die Tür, nahm zwei Gläser aus dem Regal, füllte sie zwei Fingerbreit mit Whiskey und setzte sich ebenfalls. Der Abstand zwischen ihnen war so groß, dass er seinen Arm ganz ausstrecken müsste, um sie zu berühren. Sie trug eine kurzärmelige blaue Bluse, die locker über eine helle Leinenhose fiel. Sie war nicht geschminkt und hatte keinen Schmuck angelegt, natürlich. Alles schien so klar, so einfach und selbstverständlich an ihr, dass er in dieser Sekunde nicht ihres, sondern sein eigenes Leben unerträglich kompliziert fand.
    Und er spürte eine heftige, blindwütige Attacke von Eifersucht. Zu gerne hätte er sie gefragt, was sie an diesem Tag gemacht und wen sie getroffen hatte. Er war über zehn Jahre älter als sie. Warum interessierte sie sich überhaupt für ihn, einen Mann, der daheim Frau und Kind hatte? Was hatte sie wirklich von ihm gewollt in der vergangenen Nacht? Ging es ihr in Wahrheit vielleicht einzig und allein darum, dass er die Bürgschaft für den Kredit übernahm?
    »Da sind einige Dinge, die ich dir erklären muss«, begann er und griff unwillkürlich nach seinem Dienstausweis in der Innenseite seines Jacketts. Es war, nach dem Gespräch mit Batzko, schon das zweite Geständnis an diesem Tag, nur noch viel belastender und schwieriger. Er bat um ein Glas Wasser, weil sich seine Lippen zum Zerreißen spröde anfühlten und er einen klaren Kopf behalten wollte. Dann begann er zu sprechen.
    Franziska hörte zu und unterbrach ihn nicht. Als er von Arnos Ermordung berichtete, verdunkelte sich ihr Blick, wie in der Therapiestunde, in der sie über Alexander Fadens Tod hatte sprechen wollen und von Chateaux barsch in die Schranken verwiesen worden war. Am Ende seines Monologs hielt seine verschwitzte Hand noch immer den Dienstausweis umklammert, ohne dass er sich dessen bewusst war.
    Franziska saß ganz aufrecht da und nickte langsam, als er geendet hatte. Dann schaute sie ihm direkt in die Augen und sagte: »Eigentlich sollte ich dich jetzt hinauswerfen und nie wieder einen Gedanken an dich verschwenden.«
    »Es tut mir leid, Franziska. Ich musste meine Identität geheim halten. Es ging nicht anders. Aber was uns angeht, Franziska …«
    »Ach, halt die Klappe«, unterbrach sie ihn. »Machst du das immer so, wenn du im Verborgenen ermittelst? Hättest du die Spesen abgerechnet, wenn du mich zum Essen eingeladen hättest? Oder ins Kino? Oder die Kondome? Wer weiß, vielleicht bist du ja nicht einmal verheiratet, sondern spielst mir nur den unverstandenen Ehemann vor, der bei seiner Alten nicht mehr randarf. Muss ich jetzt gleich ein Protokoll unterschreiben, wann du in der letzten Nacht gekommen und wann du gegangen bist und was wir alles gemacht haben und wie?«
    Gerald leerte das Wasserglas in einem Schluck und machte sich dann an den Whiskey. »Franziska, ich verstehe ja, dass du sauer bist. Aber was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Ich bin zwar als Polizist in die Therapie gegangen, aber das mit dir, das hatte nichts mit den Ermittlungen zu tun. Das ist etwas ganz anderes. Das kannst du mir glauben oder nicht. Wenn du willst, dann ziehe ich mich aus dem Fall zurück. Ich möchte nicht, dass die Situation unzumutbar für dich wird. Niemand von meinen Kollegen würde dann erfahren, dass ich jemals in deiner Wohnung und mit dir zusammen gewesen bin. Das spielt keine Rolle für die Ermittlungen, hoffe ich.«
    »Na, prima. Einfach so aus der Affäre ziehen. Das sieht dir ähnlich! Hör zu, ich habe überhaupt keinen Bock, irgendeinem deiner Kollegen zu stecken, dass ich BIID habe oder dass ich in Therapie gehe. Meine Psyche geht niemanden irgendetwas an. Ich entscheide, wen ich ins Vertrauen ziehe. Was die Ermittlungen betrifft, so kannst du auf mich zählen. Alles andere kannst du vergessen. Wir hatten unseren Spaß, mehr nicht. Nicht unter diesen Umständen.«
    Geralds Miene verdüsterte sich. »Nichts Privates mehr? Keine Treffen außerhalb der Ermittlungen? Kein Sex?«, fragte er schließlich.
    »Genau, Sherlock Holmes.« Sie nickte und stand auf. Scheiße, dachte Gerald und biss sich auf die Lippen. Doch gleichzeitig erleichterte ihn, dass Franziska ihre Affäre beendete. Wie lange hätte er es aushalten können, mit Franziska zu schlafen und mit Nele und Severin aufzuwachen?
    Er holte seinen Dienstausweis aus dem Jackett und legte ihn vor sich auf den Tisch, als sollte ihm diese Geste helfen, innerlich den Schalter umzulegen. »Wie gut kanntest du

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