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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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brach ab.
    Kalakanis Gesicht, das in den letzten Tagen wieder ein wenig an Lebendigkeit gewonnen hatte, wurde starr. »Sayed war ein Märtyrer. Er ist für unsere Sache gestorben. Nach dem Gesetz hätte er dort begraben werden müssen, wo er für uns sein Leben gelassen hat.« Die Stimme versagte ihm und er räusperte sich, bevor er langsam und mit Bedacht weitersprach: »Aber das war ja nicht möglich. Und außerdem hat es viel zu lange gedauert, bis ich seinen Leichnam erhalten habe.«
    »Ich verstehe nicht ganz … « erwiderte Hashmat vorsichtig.
    »Die Ungläubigen durften ja nicht erfahren, dass es mein Sohn war, den sie dort als vermeintlichen Talib erschossen haben … « Der Fürst stockte kurz. »Als sie dann endlich ihre gotteslästerlichen Untersuchungen an seinem unschuldigen Körper beendet hatten … « Wieder musste er einhalten, da ihm die Stimme versagte. »Also, als sie damit fertig waren, habe ich zwei vertrauenswürdige Kämpfer hingeschickt, die sich als Sayeds Verwandte ausgegeben und gebeten haben, ihnen den Leichnam zur Bestattung zu übergeben. Und die haben ihn dann hierher gebracht.«
    Der Warlord hob den Kopf und blickte aus dem Fenster. »Da draußen habe ich ihn bestattet. Neben seinem Großvater.«
    Er stand auf und trat langsam an das Fenster. Leise fuhr er fort: »Naim wird dich hinbringen, wenn du willst.« Er drehte sich wieder um, sah den jungen Mann im Sessel ruhig an und sagte: »Und wenn wir alles zu Ende gebracht haben, was noch vor uns liegt, dann gehe ich mit dir gemeinsam zu ihm.«
    Damit setzte er sich wieder hin.
    Viele Minuten lang hing tiefes Schweigen im Raum. Schließlich sagte Hashmat: »In den Körpern der Kinder waren dieselben Kugeln. Aus der Maschinenpistole des deutschen Offiziers.
    Er ist der Mörder, das steht fest. Aber sie behaupten, es wäre unvermeidlich gewesen. Notwehr – dass ich nicht lache!«
    Kalakani nickte nur. Mit seinen Gedanken schien er weit weg zu sein. »Sag mal, Hashmat, hast du dich einmal gefragt, was diese Kinder eigentlich dort zu suchen hatten?« wechselte er abrupt das Thema.
    »Das habe ich, verehrter Abdul. Die beiden feigen Kerle, die sich in das Versteck geflüchtet hatten, haben mir erzählt, dass Jamal die Jungen plötzlich angeschleppt hat. Und zwar drei, von denen einer ja hat fliehen können.«
    »Warum hat Jamal das wohl gemacht?«
    »Ich weiß es nicht. Es ergibt aber eigentlich nur einen Sinn, wenn er … « Hashmat brach ab.
    Es war einfach zu ungeheuerlich.
    Aber der Warlord hatte keine Skrupel, den Satz zu Ende zu führen. Mit eiskalter Stimme sagte er: »Es ergibt nur einen Sinn, wenn Jamal gewusst hat, dass der Angriff der Ungläubigen unmittelbar bevorstand. Nur dann hatte er einen Grund, die Kinder zu holen, nämlich um sie als Schutzschilde vor die Geiseln zu stellen, oder?«
    Hashmat wagte keine Antwort.
    Wieder herrschte völlige Stille im Zimmer. Hashmat aber kam es vor, als spräche sie zu ihm. Sie sagte »Verrat«. Immer wieder drang durch das lastende Schweigen dieses eine Wort zu ihm durch.
    Er war sich sicher, dass auch Kalakani es hörte.
    Schließlich straffte sich der mächtige Mann in seinem Sessel und sagte: »Im Moment will ich darüber nicht weiter reden. Die Zeit wird noch kommen. Ganz bestimmt.« Er sah Hashmat fest an. »Ich habe dir versprochen, die Sache zu Ende zu bringen. Du hast recht damit, dass wir diese Tat nicht ungesühnt lassen dürfen. Ich hatte mich zu sehr … « Sein Blick ging wieder zum Fenster, dann sprach er weiter: »In den letzten Tagen habe ich einige Telefonate geführt. Es kann jederzeit losgehen. Meine Geschäftspartner werden mir behilflich sein.«
    »Ich danke dir! Ich bin sicher, wir tun das Richtige«, antwortete Hashmat. Er konnte sich gut vorstellen, wer diese Geschäftspartner waren. Um nichts in der Welt hätte er sie zu Gegnern haben wollen, wenn sie darauf aus waren, Kalakani einen Gefallen zu tun.
    Soweit er wusste, hatte der Warlord geschäftliche Kontakte in die halbe Welt. Am erfolgreichsten entwickelten sich seine Geschäfte mit den Russen. Er ließ die Ware aus seiner Fabrik oder aus einem seiner Lager an die usbekische Grenze bringen, dort fand dann an einem geheimen Ort die Übergabe statt. Die Ware wurde nach Russland geschafft, wo sie zu bestem Stoff weiterverarbeitet wurde. Schließlich lieferten die Russen das fertige Produkt auf mancherlei Wegen an ihre Abnehmer. Gern nutzten sie dafür die Route über die Türkei in den Westen, durch das Hochland

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