Die Naschkatzen
die zu dem Loch in der Wand passte, die verrotteten Stofffäden abzuschälen, als er plötzlich abrupt inne hielt. »Ich glaube, mich trifft der Schlag.«
»Im wahrsten Sinne des Wortes«, meinte Phin.
Sophie stand auf und bewegte sich Zentimeter um Zentimeter zum Bett, bemüht, nicht über das Laken zu stolpern. In der Matratze lag ein kleiner Revolver, dessen Lauf auf die Wand deutete. Der Anblick schien so unwirklich, dass es ihr einen Moment lang wie eine Filmszene vorkam. »Jemand hat mein Bett als Falle präpariert?«
»Nein«, sagte Phin.
»Irgend jemand hat einen Revolver in deine Matratze gesteckt«, sagte Davy. »Und dann hast du mit Harvard darauf herumgevögelt, sodass sie verrutscht und losgegangen ist.«
»Nette Wortwahl«, meinte Phin und sah ihn voller Missbilligung an.
»Irgendjemand will dich fertig machen, Soph«, erklärte Davy.
Sophie blickte wieder auf die Waffe. »Nun, dann ist er aber nicht besonders clever. Es muss Jahrzehnte her sein, dass sich jemand diese Matratze angeguckt hat.«
»Also wartet irgendjemand immer noch darauf, dass das Ding gefunden wird.« Phin sah Davy an.
»Und wird langsam nervös«, setzte Davy hinzu und nickte. »Und was machen wir jetzt?«
»Was gibt es da zu überlegen?«, fragte Sophie, der vor Angst mittlerweile schlecht wurde. »Wir rufen Wes an.«
»Immer mit der Ruhe«, meinte Phin. »Davon sollte niemand etwas erfahren.«
»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass jemand annehmen könnte, ich hätte Zane umgebracht?«, fragte Sophie ungläubig.
»Nein, er glaubt, dass jemand langsam durchdreht, während er darauf wartet, dass das Ding endlich gefunden wird«, erklärte Davy. »Und je nervöser er wird, umso wahrscheinlicher ist es, dass er einen Fehler macht.«
Wieder blickte Sophie auf die Waffe. »Ich kann nicht glauben, dass ich darauf geschlafen habe.«
Phin betrachtete die Matratze. »Und ich kann nicht glauben, dass ich es darauf mit dir getrieben habe. Von nun an machen wir es in meinem Bett.«
»Darüber will ich nichts wissen«, mischte Davy sich ein. »Sie ist meine Schwester.« Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, stapfte er aus dem Zimmer. Sophie starrte immer noch auf den Revolver.
»Da muss jemand wirklich ernsthaft etwas gegen mich haben.« Der Gedanke ließ sie frösteln, und zitternd sog sie tief die Luft ein.
»Nicht unbedingt.« Phin griff nach seinem Hemd. »Vielleicht will dich jemand aus dem Weg haben.«
Ja, deine Mutter , dachte Sophie, aber selbst sie konnte sich nicht vorstellen, dass Liz sich in dieses Haus stahl, um einen Revolver zu verstecken. »Wie ist das Ding wohl hierher gekommen?«
»Hier kommt doch jeder rein.« Phin knöpfte sein Hemd zu und stopfte es in die Hose. »Dieses verdammte Haus wimmelt doch immer von Leuten, und alle benutzen hier oben die Toilette. Von jetzt an schläfst du bei Amy.« Er sah auf die Matratze zurück. »Ich nehme an, dir ist die Lust vergangen.«
»Vielleicht für immer«, seufzte Sophie und griff nach ihren Shorts.
»Höchstens bis morgen«, erwiderte Phin und machte sich auf den Weg, um Wes alles zu berichten.
»Was ist denn mit dir passiert?«, wollte Phins Mutter wissen, als er nach drei Stunden Schlaf zum Frühstück herunterkam.
»Was? Ach, das Auge.« Er sah zu Dillie. »Ich bin gegen eine Tür gelaufen.«
»Wirklich?«, fragte Dillie und schob ihre Softball-Kappe in den Nacken.
»Sophies Ex-Tür«, erklärte er Liz leise. »Zieh die Kappe am Tisch aus, Dill.«
»Du hattest einen Zusammenstoß mit einem Therapeuten?«, fragte Liz, während Dillie die Kappe neben ihren Teller legte.
»Ja, ich war selbst überrascht«, sagte Phin. »Neues Thema.«
»Was ist ein Therapeut?«, wollte Dillie wissen.
»So etwas wie ein Reiseführer«, erwiderte Phin.
»Sophie hat einen Reiseführer?« fragte Dillie verständnislos.
»Nein«, begann Phin, brach jedoch ab, als sich die Miene seiner Mutter verfinsterte.
»Kennst du Sophie, Dill?«, fragte sie.
»Oh ja -« sprudelte Dillie los, verstummte dann jedoch genau wie ihr Vater. »Ein bisschen.«
»Du hast deine Tochter mitgenommen zu deiner... Bekannten?«, fragte Liz mit einer Stimme, gespannt wie eine Gitarrensaite.
»Nein«, erwiderte Phin. »Meine Tochter hat auf Anraten von Jamie Barclay meine Bekannte auf eigene Faust aufgesucht. Ich habe dir doch gesagt, dass dieses Mädchen einen schlechten Einfluss ausübt.«
»Die Mutter von Jamie Barclay hat gesagt, dass Sophie Daddys Freundin ist, und deshalb bin ich
Weitere Kostenlose Bücher