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Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Titel: Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermine Pfrogner
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die nächsten Wochen und verschaffte mir so vor allem einen bequemen Zeitpolster, um in aller Ruhe an der Lösung dieses Problems arbeiten zu können.

Im neuen Jahr wird alles anders
    Wer kennt sie nicht, diese oft lautstark verkündeten Vorsätze zum Jahreswechsel, die mit alten Gewohnheiten brechen oder unserem Leben einen neuen Schwung, einen neuen Inhalt geben sollen. Weniger essen, Stress abbauen, wieder öfter Sport betreiben, mehr Zeit für die Familie aufbringen, nicht mehr oder zumindest weniger rauchen …
    Nun halte ich im Grunde nicht viel von derlei Ankündigungen und erinnere mich auch nicht, jemals ernsthaft einen solchen Vorsatz gefasst zu haben. Eher neige ich da zu der Ansicht, dass im neuen Jahr ohnehin nicht eintrifft, worauf man im alten geschworen hat.
    Genau genommen entsprang nicht einmal mein Verzicht auf das Rauchen einem lange erwogenen Vorhaben. So seltsam es klingen mag – es ist mir eher passiert, als dass ich es bewusst angestrebt hätte, eigentlich ziemlich unerwartet und noch kurz davor kaum vorstellbar. Einzig die Zweifel, die meine letzte Zeit als Raucherin begleitet hatten, Zweifel, ob ich mir mit diesem Genuss wirklich Gutes tat, und ein sich daher immer öfter regendes schlechtes Gewissen mochten den Ausschlag gegeben haben, dass sich mein Körper so abrupt der Sucht widersetzte.
    Wie auch immer – zu Neujahr feierte ich bereits meinen 50. Tag ohne Rauch, ein Umstand, der mich mehr denn je motivierte weiterzumachen – bis sich der letzte Rest von Nikotin aus meinen Lungen mit dem letzten Rest von Rauchgeruch aus meiner Wohnung verflüchtigt hatte. Andererseits aber musste ich auch etwas für meinen Körper tun, wollte ich nicht für den Rest meines Lebens als XL-Ausgabe meiner selbst auf Spezialanfertigungen für die Frau mit besonderen Bedürfnissen angewiesen sein.
    Ich war in den letzten Wochen ziemlich behäbig geworden und der Zugewinn an Kondition, über den ich mich, seit ich nicht mehr rauchte, freuen durfte, drohte mir nach so kurzer Hochstimmung bereits wieder abhanden zu kommen. Zwar war ich gewiss nicht fett im objektiven Sinn, ich fühlte mich bloß zu dick für meine Verhältnisse, aber das lief wohl auf dasselbe hinaus.
    Für meinen von Natur aus eher schmal gebauten Körper bedeutete jedes Kilo mehr eine beträchtliche Bürde. Außerdem lasteten mir die neuen Rundungen schon schwer auf der Seele, denn ich missfiel mir so sehr, dass sich meine Stimmung zusehends verdunkelte.
    Mein unförmiger Leib machte mich unglücklich und ich war drauf und dran, die elementare Lebensfreude, die mich stets begleitet hatte, zu verlieren. Ich begann an Stimmungsschwankungen zu leiden, die immer häufiger ins Negative kippten, war oft deprimiert und zog mich immer mehr zurück. Bald ertrug ich kaum noch den Anblick meines Spiegelbildes, das in mir, je nachdem, Assoziationen in Richtung Barockengel oder Michelin-Männchen weckte, beides nun wirklich keine wünschenswerte Option für ein ansprechendes Äußeres.
    So schwor ich also beim Klang der Silvesterglocken hoch und heilig, im neuen Jahr nicht nur weiterhin dem Nikotin zu entsagen, sondern mich auch aus den hässlichen Fettwülsten zu schälen, um bald wieder in all die schönen Kleider zu passen, die jetzt nutzlos herumhingen und denen ich heftig nachtrauerte.
    Ein Sache beunruhigte mich allerdings schon ein wenig: Nicht mehr rauchen und nicht mehr essen – wie sollte das gehen?
    Es war ja wirklich empörend. Da hatte ich mich gerade erst daran gewöhnt, wie gut alles schmeckte, seit ich nicht mehr rauchte, und schon drohten mir herbe Entbehrungen, nur damit ich den Körper zurückbekam, den ich hatte, bevor ich das Rauchen aufgab. Eigentlich fand ich es ziemlich ungerecht vom Leben, mich für ein paar im Verhältnis zu meiner langjährigen Nikotinsucht völlig harmlose Ausflüge in die Schlemmerwelt derart zu bestrafen, noch dazu, wo ich kaum mehr gegessen, bloß das Essen viel mehr genossen hatte.
    Diese Schmach konnte und wollte ich nicht länger auf mir sitzen lassen und so hoffte ich erstmals aus ganzem Herzen auf den Neujahrseffekt.

Geänderte Verhältnisse
    Die Fettwölkchen hatten sich zwar über Nacht nicht verzogen, aber schon der Vorsatz, etwas dagegen unternehmen zu wollen, linderte meine ärgste Not. Ich fühlte mich gleich um Vieles besser.
    Du schaffst das! tönte meine innere Stimme, und ich wollte ihr gerne glauben. Hochmotiviert stürzte ich mich in die Vorbereitung meines ehrgeizigen Vorhabens und

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