Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)
Superunternehmer, möglicher Freund, möglicher Feind der Präsidentin, ein Mann, von dem sie nicht so recht wissen kann, wie nahe sie ihm politisch kommen soll. Der deutschstämmige Eike Batista hat auf die Frage, ob denn Brasilien ein Vorbild brauche, einmal geantwortet: »Ja. Mich.« Das war 2008, da gehörte er schon zu den ganz Reichen im Land, war aber noch nicht Spitze. »In fünf Jahren werde ich der reichste Mann der Welt sein«, sagte er damals jedem Reporter, der ihm zuhören wollte. 2010 war er die Nummer sieben, mehr als 35 Milliarden US -Dollar schwer. Doch im Jahr 2013 stürzte keiner auf der Forbes -Liste so wie Batista, nur noch Nummer hundert unter den Wohlhabendsten, und am schlimmsten, auch zwei Brasilianer waren an dem innovativen Emporkömmling vorbeigezogen. Zwei mit ganz soliden Investments, Unternehmer alter Schule mit Schwerpunkt Bierfabriken und Banken, zwei aus der Reihe der Diskreten und Zurückhaltenden: Jorge Paulo Lemann (InBev-Gruppe) und Joseph Safra (Banco Safra). Und Eike Batistas Aktien drohen weiter zu fallen. »Unser klammer Milliardär«, dichtete spöttisch Brasiliens Presse, die dem Erfolgsverwöhnten beim Weg nach oben noch mit Homestorys (»Ein silberner McLaren parkt in seinem Wohnzimmer, direkt neben Original-Louis-Quinze-Möbeln«) gehuldigt hatte. Erst belächelt, dann bewundert, jetzt fast schon abgeschrieben – kann Eike Batista, der das große Rad stets zu drehen wusste, noch einmal zum großen Comeback ausholen? Und was sagt seine erstaunliche Karriere aus über sein Heimatland?
Batista stellt sich gern als Selfmademan dar, aber er kommt nicht gerade aus kleinen Verhältnissen. Sein Vater war Präsident des damals staatlichen Bergbauunternehmens Vale, verheiratet mit einer Deutschen, die er bei einem Fortbildungslehrgang in Hannover kennengelernt hatte. Eike kam im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais zur Welt, als eines von sechs Kindern des Paares. Der Kleine hatte Asthma – und wurde von der resoluten Mutter zur Abhärtung gegen Kurzatmigkeit in den häuslichen Swimmingpool geworfen. »Das hat mir gutgetan«, behauptet er heute. Zwischenzeitlich entschieden sich die Eltern für ein europäisches Exil, die Militärdiktatoren verdächtigten Vater Batista kommunistischer Umtriebe. Sie bestanden darauf, dass Eike in Deutschland blieb, sie hatten für ihn ein Studium an der TH Aachen vorgesehen. Der Ehrgeizige fand das wenig spannend, schwänzte die Kurse, ging als Versicherungsvertreter auf Provision Klinken putzen. Mit 23 brach er dann seine Ausbildung ganz ab und zog zum Missvergnügen des Vaters zurück nach Rio de Janeiro. »Ich wollte auf eigenen Beinen stehen und ein bisschen Geld machen.«
Er kaufte Goldschürfern billig ihre Konzessionen ab, organisierte den Handel mit dem Edelmetall. Danach ließ er Bagger an den Amazonas fliegen, um selbst zu schürfen – immer nahe am Bankrott. Mit 29 Jahren gelang es ihm, seine Goldfirma an die kanadische Börse zu bringen. Die Geschäfte florierten. Er hatte es seinem Vater gezeigt, ganz wichtig für ihn und sein Selbstwertgefühl, denn der hatte ihn beim Einstieg ins Business noch einen »Idioten« genannt. 2000 verkaufte er seine Anteile an der Firma für Edelmetalle mit hohem Gewinn und nutzte die Gelder für den Erwerb von Erdöllizenzen und Kraftwerksanteile, der Grundstock seiner Holding EBX . Das X stand nach Batistas eigener Erklärung für die Vervielfachung des Gewinns.
Die Öffentlichkeit nahm ihn damals aber immer noch als Sunnyboy und Star der bunten Blätter wahr – er hatte das Supermodel Luma de Oliveira geheiratet, in ganz Brasilien als stets leicht bekleidete Sambakönigin bekannt. Und er war so ganz nebenbei auch Speedboat-Weltmeister geworden, mit seiner Rennyacht »Spirit of Brazil« brach er den Streckenrekord zwischen Rio und Santos, drei Stunden und eine Minute für 220 Seemeilen. Der Lamborghini-Motor ziert seitdem den Eingang in seinem neu erworbenen chinesischen Luxusrestaurant Mr. Lam. Doch spätestens als sein Imperium EBX auch noch ankündigte, eine ganze Stadt mitsamt einem Superhafen in der Nähe von Rio zu bauen, horchten alle auf.
Sein Geschäftsmodell kam manchen größenwahnsinnig vor, aber es schien zu funktionieren: »Batista identifizierte Geschäftschancen, entwickelte sie mit Risikokapital-Partnern und brachte sie gewinnbringend an die Börse«, staunte die Frankfurter Allgemeine Zeitung . Dabei gab er sich als eine Art »Mister Brazil«, als ein nationaler Champion,
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