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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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über die Zahl seiner Geschwister verlor.
    Nicht weit von der Windsbraut, in der Taverne, beugte sich Snofur weinend über seinen toten Bruder Snafur. So lange sie sich kannten, und das taten sie schließlich von Geburt an, waren sie im Wettbewerb zueinander gestanden. Er, als der Jüngere, war stets dem großen Bruder hinterhergehechelt. Und so hatten sie sich gegenseitig jeden Tag bis aufs Blut geärgert, sein besserwisserischer Bruder als Hafenmeister und er als sein ständig widersprechender Stellvertreter. Doch nun, da sein älterer Bruder tot vor ihm auf dem Boden der Schänke lag, weinte er bitterlich. Einfach umgefallen, und das, obwohl er nicht mehr als zwanzig Becher süßen Biers getrunken hatte.

     
    Bei aller Selbstsicherheit war es Apophis doch ziemlich mulmig zumute, als er vor dem imposanten Tor der großen Gerichtshalle stand. Er hielt kurz inne, dann nickte er seinen Gefährten zu, ihm zu folgen. Die großen Flügeltüren schwangen auf, und Apophis betrat den hell erleuchteten Saal.
    Es musste die größte Götterversammlung sein, die es je in Ägypten gegeben hatte.
    In den mehrfach gestaffelten, dicht besetzten Reihen links und rechts vor den Hallenwänden erspähte Apophis Gestalten, die ihm noch nie vorher begegnet waren, ja, von denen er noch nicht einmal gehört hatte, dass es sie gab. Seine Unsicherheit wich dem Triumph, als er diese riesige Versammlung sah. Seine Tat zeigte nun endlich die angemessene Wirkung.
    Ganz am Ende des gewaltigen Raums befand sich der Richtertisch. Dort saßen Isis und Osiris, die sich sonst äußerst selten sehen ließen, ihr Sohn, der falkenköpfige Horus, Amun, Toth und Anubis. Letzterer führte wohl den Vorsitz, denn er erhob sich, als die Bande die Mitte des Saals erreichte.
    »Halt! Nicht näher, euer Gestank beleidigt uns!«, grollte er. Das Gemurmel im Saal verstummte, als der schakalköpfige Totengott sein Zepter hob.
    »Apophis, Nehebkau, Mahes und Meresger, ihr seid des abscheulichsten Verbrechens seit Bestehen der Welt schuldig!«
    Anubis schleuderte ihnen diesen Satz voll Verachtung entgegen.
    »Gemach, gemach, du übereifriger Totenhund«, sagte Apophis ruhig. Er wusste, dass es für den schakalköpfigen Anubis keine schlimmere Beleidigung gab, als ihn mit einem Hund gleichzusetzen. »Die Sonne scheint doch für alle. Wir haben uns lediglich etwas ausgeliehen, das sowieso allen gehört. Bedauerlicherweise mussten wir dafür euren Freund hier«, er deutete mit dem Kopf Richtung Ra, »für eine gewisse Zeit aus dem Verkehr ziehen.«
    »Schändlicher! Du Wurm hast es gewagt, einen Gott anzugreifen!«, ereiferte sich Amun, dessen sonst hellblauer Teint sich im Zorn zu Violett verfärbte. Außerdem erschien er heute nicht in seiner menschlichen Gestalt, sondern widderköpfig. Dadurch wirkte er wesentlich martialischer.
    »Götter angreifen ist doch nichts Außergewöhnliches, nicht wahr, Osiris? Das kennst du doch von Seth zur Genüge«, entgegnete Apophis hämisch. »Ich pflege lediglich die alten ägyptischen Traditionen.«
    »Warum hast du das getan?«, wollte Anubis wissen.
    »Jetzt kommen wir der Sache schon näher, Hundskopf.«
    Der Totengott knurrte für alle hörbar. Die Versammlung hielt den Atem an. Nur mit Mühe bewahrte Anubis seine Fassung.
    Apophis genoss sichtlich die Wirkung seiner Beleidigungen. »Bleibt ruhig«, sagte er. »Wir besitzen etwas, das ihr wollt. Also verhandeln wir.«
    »Wie lauten eure Forderungen?«, fragte Isis sanft, die zur Überraschung aller das Wort ergriff.
    »Das hört sich schon viel freundlicher an, o Huldvolle«, zischelte Apophis.
    »Nun, ich fordere für mich und meine Gefährten nichts, was nicht erfüllbar wäre. Wir wollen nicht mehr als die Herrschaft über die Nacht. Und dazu für mich den Status eines Gottes.«
    Ein Tumult brach in der Halle aus. Alle Gottheiten schrien, knurrten, schnatterten, zischten, brüllten, muhten, meckerten, kreischten und krächzten wild durcheinander.
    Anubis hob sein Zepter und forderte Ruhe. Die bunte Götterschar folgte seiner Aufforderung nur zögernd. Erneut hob er das Symbol seiner Macht, bis endlich alle schwiegen.
    »Wir wollen doch die Würde bewahren, liebe Freunde. Lassen wir nun Toth für den Obersten Rat sprechen.«
    Toth erhob sich in seiner ibisköpfigen Gestalt, sie erschien ihm bei diesem Ereignis angemessener als ein Auftritt als Pavian.
    »Du beanspruchst also nicht weniger als die Hälfte der Zeit, Apophis?«
    »So könnte man es ausdrücken«, zischte der

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