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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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man eine entflohene Novizin suchte – die Gefahr, dass er sich von seinem Kutschbock quälen und versuchen würde, sie einzufangen, schätzte Catalina als gering ein. Außerdem musste sie es irgendwann wagen, ihre Verkleidung zu testen. Sie strich über ihr Hemd und ihre Hose, glättete ihre Haare, die sich um einen besonders hartnäckigen Wirbel an ihrem Hinterkopf schon wieder hochgestellt hatten, trat hinter dem Baum hervor und lief dem Wagen entgegen. Sie winkte dem Bauern zu.
    »Guten Abend! Darf ich …« Sie räusperte sich und versuchte, ihrer Stimme einen tieferen Klang zu verleihen. »Darf ich Euch etwas fragen?«
    Der alte Mann blickte unwillig von seinem Kutschbock herab. »Was willste? Nach was zu essen brauchste mich nicht zu fragen. Hab selbst kaum genug!«
    Catalina hörte kaum, was er sagte, so konzentriert war sie darauf, ob er sie wirklich für einen Jungen hielt.
    »Ich … ich bin auf dem Weg nach Vitoria und weiß nicht, ob ich mich noch auf dem rechten Weg befinde …«
    Der Bauer machte eine gleichgültige Handbewegung hinter sich. »Nur immer weiter, immer weiter …«
    Dann berührte er mit der Peitsche die Flanke des Maultiers. Augenblicklich zog das Tier wieder an. Catalina sah ihm nach. Erst als er um die nächste Kurve verschwunden war, wagte sie aufzuatmen und machte vor lauter Freude, dass sie wirklich als Junge durchgegangen war, einen ordentlichen Sprung in die Höhe.
    Die nächsten beiden Stunden kam Catalina gut voran, doch als die Sonne hinter den Bergen unterzugehen begann, wurde ihr mulmig. Wo sollte sie schlafen? Sie schaute sich nach einem Heuschober um, konnte auf den umliegenden Wiesen und Feldern aber keinen entdecken. Die Sonne verschwand, es dämmerte. Ein Käuzchen rief, es knackte im Gebüsch … Verzagt sah sich Catalina um. Ob es hier wohl wilde Tiere gab? Hätte sie nicht doch besser im Kloster bleiben sollen? Dort hatte sie immerhin ein Bett und einen Kanten Brot zum Abendessen gehabt. Das Brot des Hidalgos hatte sie schon am Nachmittag bis auf den letzten Krumen verspeist. Catalina beschloss, sich zwischen ein paar Büsche zu legen. Sie rollte sich unter die Zweige und hoffte, dass sie niemand entdecken würde. Der Boden war steinig, ihr Magen knurrte, trotzdem schlief sie schnell ein. Die Aufregungen des Tages und der lange Marsch hatten sie erschöpft.

    Am nächsten Morgen erwachte Catalina vom Zwitschern der Vögel. Sie öffnete die Augen und entdeckte nicht weit von sich einen Weinberg, der ihr am Tag zuvor nicht aufgefallen war. Die Trauben waren noch recht sauer, aber sie füllten ihr den Magen und die Sonne wärmte ihre von der Nacht noch unterkühlten Glieder. Sie räkelte sich. Neuer Mut kam in ihr auf. So schwer war es also doch nicht, sich allein durchzuschlagen, sagte sie sich, und dass ihre Freiheit den Versuch allemal wert war. Sie nahm noch ein paar Trauben als Wegzehrung mit und setzte ihren Marsch fort.
    Legua um Legua ließ Catalina in den nächsten Tagen hinter sich. Aus Angst, sich wieder zu verlaufen, blieb sie in der Nähe der Straße und fragte noch einige Male ältere Bauern nach dem Weg. Keiner schien ihre Verkleidung zu durchschauen. Drei Tage später erreichte Catalina um die Mittagszeit ihr Ziel: Vitoria. Hohe Stadtmauern umgaben die Kleinstadt, aus deren Mitte der Turm der Kathedrale emporragte. Catalina ließ den Anblick auf sich wirken. Wenn sie dort durch das Tor ging, begann ihr neues Leben. Sie war dann nicht mehr Catalina de Erauso, sondern ein Junge, noch dazu einer von der Straße, ohne Familie, ohne Schutz. Sie hoffte, dass sie ihre Rolle überzeugend spielen würde, holte tief Luft und marschierte die letzten Meter auf die Stadt zu.
    Geschickt mogelte sie sich hinter einer Kutsche an den beiden Stadtwächtern vorbei und lief durch die belebten Gassen. Händler mit Hand- und Ochsenkarren zogen an ihr vorbei, feine Herren mit blasiert dreinschauenden Pagen standen im Gespräch zusammen, eine Dame wurde in einer Sänfte an ihr vorübergetragen, in ihrem Gefolge zwei echte Mohren, deren Gesichter über ihren granatroten Damastanzügen mit den goldenen Litzen schwärzer als Kohle wirkten. Noch aufregender fand sie die Gerüche, die aus den Küchen der Häuser strömten. Ihr wurde bewusst, dass sie seit Tagen nichts Richtiges gegessen hatte. Sie machte den Duft eines sofrito aus Petersilie, Knoblauch und geriebenen Tomaten aus, im nächsten Haus kochte man ein feinwürziges Ragout, selbst den Thymian roch sie heraus, und

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