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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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gingen die drei Stufen zur Säulenhalle hinauf. Spencer streckte ihnen seine Hand entgegen, während er gleichzeitig mit dem Fuß die Tür aufhielt. Unter ausgiebigem Lächeln und Händeschütteln stellte er sich vor. Dann bat er sie mit einer großartigen Geste in das Gebäude.
    Passend zum äußeren Erscheinungsbild herrschte auch im Inneren ein klassisches Ambiente mit schlichten Pilastern, in Stein gehauenen Zierleisten und dorischen Saulen vor. Der Boden bestand aus poliertem Kalkstein, aufgelockert durch etliche unregelmäßig darauf verteilte Orientteppiche. Die Wände waren in einem sehr hellen Lavendelton gestrichen, der auf den ersten Blick fast blassgrau wirkte. Selbst den polierten Hartholzmöbeln haftete durch die dunkelgrüne Lederpolsterung eine klassische Aura an. In der klimatisierten Luft war noch ein Hauch von frischer Farbe wahrzunehmen, als kleiner Hinweis darauf, dass die Klinik erst vor kurzem fertig gestellt worden war. Für Daniel und Stephanie war die trockene Kühle ein willkommener Gegensatz zu der tropisch schwülen Hitze draußen, die sich seit dem Sonnenaufgang kontinuierlich verstärkt hatte.
    »Das hier ist unser Wartezimmer«, sagte Spencer und breitete die Arme aus. Auf zwei der Sofas in dem riesigen Raum saßen zwei ältere, gut gekleidete Paare, die nervös in Zeitschriften blätterten und nur kurz aufgeblickt hatten. Die einzige andere Person im Raum war eine Empfangsdame mit leuchtend rosafarbenen Fingernägeln, die an einem halbkreisförmigen Schreibtisch direkt am Eingang saß.
    »Dieses Gebäude dient der Erstaufnahme neuer Patienten«, erläuterte Spencer. »Außerdem beherbergt es unsere Verwaltung. Wir sind sehr stolz auf unsere Klinik, und ich möchte Ihnen unbedingt alles zeigen, auch wenn wir davon ausgehen, dass Sie sich in erster Linie für unsere Labors interessieren werden.«
    »Und den Operationssaal«, sagte Daniel.
    »Ja, natürlich, den Operationssaal. Aber zuerst möchte ich Sie bitten, mit in mein Büro zu kommen. Dort stelle ich Sie bei einer Tasse Kaffee den anderen vor.«
    Spencer führte sie zu einem geräumigen Fahrstuhl, obwohl sie nur ein Stockwerk höher wollten. Während der kurzen Fahrt fragte Spencer - ganz der besorgte Gastgeber -, ob sie einen angenehmen Flug gehabt hatten. Stephanie erwiderte, dass alles glatt gelaufen sei. Im ersten Stock kamen sie an einer Sekretärin vorbei, die von ihrer Arbeit am Computer aufsah und ihnen fröhlich zulächelte.
    Spencers riesiges Büro befand sich in der nordöstlichen Ecke des Gebäudes. Im Osten konnte man den Flughafen erkennen und im Norden einen blauen Streifen Meer. »Bedienen Sie sich«, sagte Spencer und deutete auf ein Tablett mit Kaffee, das auf einem niedrigen Marmortischchen vor einem L-förmigen Sofa stand. »Ich hole die beiden Abteilungsleiter.«
    Daniel und Stephanie waren einen Augenblick lang alleine.
    »Das sieht hier aus wie das Büro eines Vorstandsvorsitzenden bei einem internationalen Topunternehmen«, sagte Stephanie. »Ich finde diesen Luxus einfach abstoßend.«
    »Halten wir uns mit unseren Urteilen doch noch zurück, bis wir das Labor gesehen haben.«
    »Was meinst du, ob die beiden Paare da unten im Wartezimmer Patienten waren?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, und es interessiert mich auch nicht.«
    »Ich finde, sie waren ein bisschen zu alt für eine reproduktionsmedizinische Behandlung.«
    »Das geht uns nichts an.«
    »Ob die Wingate Clinic die Kinderwünsche älterer Frauen erfüllt, so wie dieser irre Reproduktionsspezialist in Italien?«
    Da tauchte Spencer wieder auf und Daniel feuerte einen wütenden Blick in Stephanies Richtung. Der Gründer der Klinik hatte einen Mann und eine Frau im Schlepptau, die beide ebenfalls einen weißen, extrem gestärkten, langen Arztkittel trugen. Als Erstes stellte er ihnen Paul Saunders vor. Er war klein und gedrungen und erinnerte Stephanie von seiner stiernackigen Silhouette her an die Säulen, die die Eingangsüberdachung des Gebäudes trugen. Passend zu seinem Körper war auch an seinem aufgequollenen, teigigen, blassen Gesicht alles rund. Seine ganze Erscheinung stand im scharfen Kontrast zu Spencers großer schlanker Figur, den scharf geschnittenen Gesichtszügen und seinem bronzefarbenen Teint. Komplettiert wurde Pauls exzentrisches Äußeres durch einen ungebändigten dunklen Haarschopf mit auffallend weißer Stirnlocke, der seine Blässe noch unterstrich.
    Während er leidenschaftlich Daniels Hand schüttelte, zeigte er

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