Die Opfer des Inzests
gegangen, so
daß ich nicht zu fürchten brauchte, daß er mich ausschimpfte, aber meine Mutter
machte sich Sorgen.
›Bist du sicher, daß alles in Ordnung
ist mit dir?‹
Mehrere Tage lang versuchte mein Vater
nicht, mit mir allein zu sein. Aber wir machten dennoch eine schwere Zeit
durch. Mein Vater bekam nur noch sporadisch Aufträge. Wenn er nicht arbeitete,
ging er schon am frühen Nachmittag in den Park, um Boule zu spielen. Dort traf
er sich mit seinen Kumpels und kam nicht einmal zum Abendessen nach Hause. In
dieser Zeit hatten wir unsere Ruhe. Mama buk Pfannkuchen, viele Pfannkuchen,
die wir mit Schokoladenflocken bestreute. Oder aber sie kochte uns einen
Riesentopf Gemüsesuppe. Köstlich.
Aber unsere Freude war immer
überschattet von dem Wissen, daß, wenn Papa nach Hause kam, er betrunken sein
und Mama und uns schlagen würde. In diesen Situationen versuchte Mama immer,
ihn zum Essen zu bewegen, um ihn nüchtern zu machen. Er quittierte ihre
Bemühungen mit Beschimpfungen, und schon war der Krach da.
Ich haßte ihn. Und doch, als er
beschloß, uns das Angeln beizubringen, gelang es mir als einziger, einen Fisch
zu fangen, und sein Stolz freute mich. Mir war nicht entgangen, daß er sich die
meiste Zeit für uns schämte. Und es stimmte — wir Kinder machten bestimmt nicht
viel her. Auch hatten wir alle große Schwierigkeiten in der Schule.
Ich begleitete meinen Vater an die
Bäche, auch bei Regen, und das machte mir großen Spaß. Ich brachte Mama
frischen Fisch, den wir dann am Abend aßen. Es schien, als ginge es daheim
friedlicher zu, seit ich meinen Vater zum Angeln begleitete.
Ich durfte einer
Mädchenfußballmannschaft beitreten, was zur Folge hatte, daß ich häufig lange
Strecken mit dem Bus fuhr. Ich ging zum Training und kam spät nach Hause, aber
mein Vater schimpfte nicht. Ich durfte sogar auf Partys bei Freunden und
Freundinnen gehen. Er kaufte mir ein Mofa. Ich fing an zu glauben, er sei im
Grunde doch nicht so hassenswert. Vielleicht hatte er in den vergangenen Jahren
nur eine schwere Zeit durchgemacht...
Eines Abends fuhr ich von einer
Geburtstagsfeier nach Hause. Es war schon nach sieben und bereits dunkel.
Einige hundert Meter von daheim entfernt tauchte plötzlich mein Vater im
Scheinwerferlicht meines Mofas auf. Er fuhr auf einem Motorrad. Er gab mir ein
Zeichen anzuhalten.
›Fahr mir nach. Deine Mutter weiß
Bescheid, daß ich dir entgegenfahre.‹
Bestimmt würden wir in seine
Stammkneipe fahren. Ich hatte nichts dagegen. Er würde mir eine Grenadine
spendieren, und ich würde neue Leute kennenlernen.
Aber nach langem Palaver mit seinen
Kumpels rief er Mama an, und ich hörte ihn sagen:
›Die Kleine hat an ihrem Mofa einen
Platten. Ich muß den Reifen flicken. Wir kommen etwas später.‹
Ich war so beunruhigt, daß ich mein
Glas nicht mehr anrührte.
Kurz darauf verließen wir die Bar. Aber
wir fuhren nicht heimwärts. Eine andere Kneipe? Nach zehn am Abend war in den
Vierteln, die wir durchquerten, nicht mehr viel los.
Vor einem Hotel in einem Vorort von Dax
machten wir halt. Mein Vater fischte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und
sperrte die Eingangstür auf.
›Du hältst den Mund und folgst mir!‹
befahl er.
Er war sehr nervös. Das erkannte ich an
seinem Gesicht.
Auf dem langen Flur, den er mich
entlangführte, fing ich an zu weinen.
›Ich will nach Hause! Ich will zu Mama!‹
›Die siehst du später noch.‹
Er schubste mich eine Treppe hinauf.
Wir betraten ein Zimmer, zu dem er den Schlüssel besaß. Ich weinte immer noch.
Ich mußte dringend aufs Klo.
›Erinnerst du dich an unsere
Unterhaltung vor einiger Zeit? Also, es ist ganz normal, daß ein Vater so mit
seiner Tochter spricht, weißt du. Jetzt ist der Augenblick gekommen, von der
Theorie zur Praxis überzugehen.‹ Er fing an, mich zu streicheln.
›Nein! Laß mich!‹ schrie ich.
Er zeigte mir seine Faust und brüllte:
›Hör auf zu schreien! Und tu, was ich
sage!‹
Ich weinte um so mehr. Er versetzte mir
eine schallende Ohrfeige, die meinem Schluchzen ein abruptes Ende machte. Er
packte mich unsanft am Arm, warf mich auf das Bett und zog mir die Hose aus.
Dann zog er seine aus.
In diesem Moment begriff ich, was
passieren würde. Wie konnte der Hotelier sich zum Komplizen einer solchen Tat
machen? Ich wollte weg, fliehen, aber mein Vater hätte mich rasch eingeholt.
Außerdem hatte er doppelt abgesperrt.
Er legte mich auf das Bett, holte sein
Geschlecht heraus und versuchte,
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