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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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was ich sonst gewohnt bin.«
    Sie folgte Danny auf die Veranda. Ich blieb in der Küche und sah zu, wie die beiden dort im Sonnenschein standen. Danny sagte etwas, Liz nickte, dann begann sie, ihm irgendwas zu erklären. Sie gestikulierte viel, während Danny sie aufmerksam ansah. In dem Moment wusste ich, dass die beiden sich verstehen würden. Liz war jung und aufgeschlossen, und Danny brauchte unbedingt eine Frau in seinem Leben. Was ich dagegen brauchte, war ein wenig Ausgeglichenheit.
    Von der Stelle aus, an der ich stand, konnte ich das Foto des Fortyfoot House sehen, das im Flur an der Wand hing. Ich zögerte einen Moment, dann ging ich hinüber und studierte es genauer.
    Es war eines von vielen Bildern, die man dort aufgehängt hatte. Da war ein Ölgemälde des Kashmir-Gebirges, das ein Offizier der indischen Armee aus dem Gedächtnis gemalt hatte. Jedenfalls hatte Mrs. Tarrant das erzählt. Es gab einen Stich, der die Regent Street in London zeigte, und ein Foto von »Master Denis Lithgow<, dem ersten Jungen, der nach Ägypten flog, bei der Ankunft in Alexandria. Und da war >Fortyfoot House, 1888*. Exakt das Haus mit demselben Mann im Garten, in seinem schwarzen Frack und seinem hohen schwarzen Zylinder. Ich betrachtete es sorgfältig. Es gab keinen Zweifel, dass der Garten haargenau so aussah wie durch das glaslose Fenster der Kapelle.
    Wenn Danny es nicht auch gesehen hätte, wäre ich Überzeugt gewesen, einer Halluzination erlegen zu sein. Müdigkeit, Stress, der plötzliche Ortswechsel. Aber Danny hatte es auch gesehen. Fortyfoot House, wie es vor über einhundert Jahren einmal ausgesehen hatte.
    »Daddy, kommst du?«, rief Danny.
    Ich sah mir das Foto ein letztes Mal an, dann ging ich zurück in die Küche. Im selben Moment hörte ich ein Kratzen, so als laufe etwas hinter den Fußleisten entlang. Ich blieb stehen und lauschte.
    »Daddy! Komm schon!«, drängte Danny.
    »Sekunde noch«, rief ich zurück und horchte«- wieder.
    Es befand sich noch immer im Haus. Irgendwo Ich konnte es hören und fühlen. Es rannte durch Hohlräume, Gänge und Tunnels. Ich hatte das schreckliche Gefühl, dass diesem Etwas das Haus gehörte und Danny und ich nichts weiter waren als lästige Eindringlinge.
    Und ich hatte das schreckliche Gefühl, dass es sich nicht um eine Ratte handelte, sondern um etwas viel, viel Furcht erregenderes.

3. Das Strandcafe
      Wir spazierten durch den Garten, zwischen den Bäumen hindurch, über eine behelfsmäßige Brücke, die den Bach überspannte, und durch das hintere Gartentor hinaus. Von dort erreichten wir den Trampelpfad, der hinter den zur See gelegenen Cottages verlief. Die Türen der Cottages standen offen, sodass man sehen konnte, dass sie alle mit dunklen Eichenmöbeln eingerichtet waren, die mit glänzenden Messingbeschlägen verziert waren. Auf den Tischen lagen sorgfältig gebügelte Decken. Ein rot getigerter Kater hatte sich müde gegen einige Geranientöpfe gelehnt und blinzelte in die Sonne.
    In der letzten steilen Kurve führte der Weg hinab zur Küste, und Danny stürmte nach unten, und seine Sandalen verursachten auf dem heißen Teer ein klatschendes Geräusch. Der Strand eignete sich kaum zum Schwimmen, da er mit Steinen und mit grünlich braunem Seetang übersät war. Aber wenn sich die Flut zurückzog, konnte sich Danny mit den zahlreichen zurückbleibenden Pfützen beschäftigen und Heerscharen kleiner grüner Taschenkrebse fangen.
    Wir spazierten bis zum Strandcafe und suchten uns einen Platz in einem kleinen von einer Mauer umgebenen Garten unter einer rot und weiß gestreiften Markise.
    Eine mütterliche Frau mit einer weißen Schürze brachte uns zwei Bier und ein Eis für Danny.
    »In dieser Saison ist es schrecklich ruhig gewesen«, sagte sie. »Schön, mal ein paar neue Gesichter zu sehen.«
    »Ich schätze, dass die Pauschalreisenden in diesem Jahr nach Korfu geflogen sind«, sagte ich. »Machen Sie sich keine Sorgen, nächstes Jahr sind die alle wieder hier. Warten Sie nur ab, bis sie gemerkt haben, wie schlimm es da ist. Souvlaki und Fritten und so viel Tequila, wie man trinken kann.«
    »Wie lange werden Sie bleiben?«
    »Den ganzen Sommer«, erwiderte ich. »Ich repariere das Fortyfoot House.«
    »Tatsächlich? Fortyfoot House? Die Tarrants wollen doch nicht wieder da einziehen, oder?«
    »Oh, nein, sie wollen es verkaufen.«
    »Na ja, es wird ja auch Zeit, das da mal irgendjemand einzieht. Solange ich das nicht bin.«
    »Ach?«
    Sie schüttelte den

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