Die Orangen des Präsidenten
amüsantere Spiele. Und was mich am meisten freute, war die Tatsache, dass ich auf diese Weise viel Zeit mit Rosa, der Schwester meines Freundes Jack, verbringen konnte.
Rosa, Die-mit-den-goldenen-Brüsten, wie Jack und ich sie immer nannten, war drei Jahre älter als wir. Ein schönes, freches Mädchen. Mit ihrem roten Haar und ihren großen blauen Augen sah sie wirklich aus wie die schönen Frauen in den englischsprachigen Filmen, die im Fernsehen gezeigt wurden. Sie hatte aber einen schlechten Ruf, weil viele behaupteten, sie hätte ständig Beziehungen zu Jungen. Aber keiner konnte genau sagen zu wem oder welcher Art diese Beziehungen waren.
Rosa verbrachte viel Zeit mit mir und ihrem Bruder. Sie benahm sich wie ein Junge. Sie spielte mit uns alle unsere Spiele mit, sogar Fußball. Einmal gingen wir zu dritt zum Schwimmen, an einem Ufer direkt am Palmwald, weit entfernt von der Straße und den Häusern, wo keiner uns sehenkonnte. Es war verboten, dort zu schwimmen, besonders für Mädchen. Sie zog sich trotzdem ungeniert die Kleider aus, warf sich nur mit einer weißen Unterhose bekleidet ins Wasser und begann, uns nass zu spritzen. Seitdem war ich in ihre goldenen Brüste verknallt. Und nicht nur ich, sondern auch ihr Bruder Jack. Der gestand mir sogar, er würde gern einmal auf ihrem Busen schlafen. Doch als er es wagte, sie darum zu bitten, antwortete sie ihm mit einer schallenden Ohrfeige. Ich habe Rosa niemals darum gebeten. Aus Angst, sie könne mir ins Gesicht spucken, so dass ich mich für immer in sie verliebt hätte.
Jack kam aus einer reichen Familie mit einem großen Haus am Flussufer. Seine Eltern waren nette Leute, die mich sehr mochten. Obwohl ich aus einer armen Familie stammte, dachte keiner von uns an diese gesellschaftlichen Unterschiede.
Jack war schmal, aber ein kräftiger Junge. Er trug oft ein gestreiftes T-Shirt und eine ebenfalls gestreifte Hose. Er behauptete, die Kleider seien aus England. Die Burschen im Viertel nannten ihn der Streifen wegen »Zebra«. Er war der Einzige von ihnen, der mit einer Steinschleuder ein Ziel genau treffen konnte. Manchmal spielte er damit die ganze Nacht und jagte Fledermäuse.
Eines Tages jagte Jack mit seiner Schleuder einen Menschen: Zaid, bekannt als »Tarzan«. Er war der Boss der wilden Jungen in der Schule, ein sehr gefährlicher kräftiger Junge, groß wie ein Gorilla. Einmal hatte er mit seiner Bande mich und Jack erwischt und verlangte Geld. Wir weigerten uns. Sie drohten, uns zu verdreschen. Tarzan legte sogar seine Hand auf Jacks Hintern und sagte: »Du, Blondy, musst mit was anderem bezahlen!« Als ich das sah und hörte, gab ich ihm alles, was ich in der Tasche hatte. Drei oder vier Mal hat Zaid uns so das gesamte Taschengeld abgeknöpft. Eines Tagesbrachte er uns sogar um das Geld, das wir von meiner Mutter zum Opferfest bekommen hatten. Deswegen wurde Jack mit seiner Schleuder zum Menschenjäger. Er traf Tarzan am Kopf. Der fing an zu bluten und fiel zu Boden. Nur ein paar Tage später rächte er sich aber auf dem Schulhof an Jack vor allen Schülern. Er schlug und trat auf ihn ein. Immer und immer wieder, richtig brutal. Ich wollte Jack helfen. Aber Zaid war sehr stark. Er hatte einen Körper wie aus Stein, schubste mich spielend zu Boden, und seine Bande hielt mich fest.
Nach diesem Vorfall besuchte Jack einen Karate-Kurs, um einige Monate später Tarzan fachgerecht zu verprügeln, ebenfalls vor allen Schülern. Er flog durch die Luft und trat zu, landete auf dem Boden und flog noch mal, wie ein Tänzer. Ich traute meinen Augen nicht. Wie stark mein schmaler Freund war! Zaid konnte nichts gegen ihn ausrichten. Er kassierte nur einen Tritt nach dem anderen, bis er schließlich aufgab. Danach stellte er sich uns nie mehr in den Weg, und Jack wurde als Held gefeiert. Für mich war das ein großer Vorteil. Seitdem wagte es keiner der Burschen mehr, uns zu ärgern.
Mit Jack ging ich Fußball spielen, ließ Drachen steigen, wir rannten um die Wette bis zur Mauer der Schule, spielten Karten … Mittags, wenn die anderen in der Sommerhitze schliefen, machten wir immer einen Spaziergang, von einem Schatten zum andern, bis zum Fluss beim Palmenhainufer. Oft schwammen wir oder jagten die armen Vögel, die sich in den Bäumen versteckten. Oder wir gingen in die Altstadt, manchmal begleitet von Rosa. Dort schauten wir die Touristen an, merkwürdige Männer mit kurzen Hosen und seltsame Frauen mit ebenso kurzen Kleidern. Aber sie sahen Jack und
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