Die Orks 03 - Das Gesetz der Orks
anderen die Einsicht, dass er den Mund des Dunkelelfen zwar verstummen lassen konnte, nicht jedoch seine Zweifel …
Angewidert trat er zurück und steckte den Dolch wieder ein, was der Dun'ras mit höhnischem Gelächter quittierte. »Du weißt es, nicht wahr?«
»Was meinst du?«
»Dass du sie verloren hast«, sagte Ruuhl grinsend.
»Niemals.« Corwyn schüttelte den Kopf, und seine Stimme bebte vor mühsam zurückgehaltener Wut. »Alannah liebt mich, aufrichtig und von ganzem Herzen. Sie wird zu mir zurückkehren.«
»Vielleicht für kurze Zeit«, sagte der Dunkelelf gehässig. »Aber letzten Endes wird sie mit dem Zauberer gehen. Denk an meine Worte. Hörst du, falscher König? Denk an meine Worte …«
Wortlos wandte sich Corwyn um und verließ die Folterkammer, aber das spöttische Gelächter des Gefangenen verfolgte ihn durch die düsteren Stollen und Schächte des Kerkers bis hinauf zur Oberfläche.
19.
KRIOK UR'DATUL
Wie lange der Ritt durch die Dunkelheit dauerte, war unmöglich zu sagen. Ohnehin taten sich Orks schwer darin, die Zeit nach festen Einheiten zu bemessen. Ein Tag währte vom ersten bis zum letzten Licht der Sonne und alles andere so lange, wie es eben dauerte. Bei Zeiträumen, die persönlicher Einschätzung unterlagen, kam es deshalb häufig zu Meinungsverschiedenheiten; beispielsweise, wenn ein Ork von einem siegreichen Kampf berichtete und dabei nicht müde wurde zu betonen, wie überaus fhada dieser verlaufen sei, ein anderer Ork jedoch meinte, das Vergnügen sei eher gourr gewesen. Nicht selten kam es darüber zum Streit, der in vielen Fällen in saobh endete und ein mittelgroßes Blutbad zur Folge hatte.
Auch Rammar und Balbok hatten sich über derlei Dinge schon oft in den Borsten gelegen, doch zumindest an diesem Tag waren sie sich darüber einig, dass der Weg durch das unterirdische Labyrinth ebenso lang wie finster war.
Den Skeletten folgend, die sich tatsächlich wie eine Spur durch die Höhlen und verlassenen Stollen zogen, waren sie immer weiter hinabgelangt, und je tiefer sie kamen, desto kälter und feuchter wurde es, bis es schließlich sogar den Orks zu viel wurde. Rammar spürte seine Knochen, und obwohl er sich lieber eigenhändig die Zunge herausgerissen hätte, als es offen zuzugeben, war er froh darüber, dass Balbok ihnen ein Reittier verschafft hatte.
Zwar sah es der dicke Ork noch immer als unter seiner Würde an, auf einer Ratte zu sitzen, jedoch war das Tier ihnen gleich in zweifacher Hinsicht nützlich: Zum einen war es weit bequemer, darauf zu reiten, als zu Fuß gehen zu müssen, zum anderen sorgte die Nähe der Ratte dafür, dass ihre Artgenossen die beiden Orks in Ruhe ließen und nicht mehr nach ihrem Blut dürsteten. Wahrscheinlich, vermutete Rammar, war dies der Grund dafür, dass es noch nie jemandem gelungen war, aus dem Labyrinth der Stollen zu entkommen: Wer kam schon auf den bescheuerten Gedanken, sich auf eine Riesenratte zu setzen?
Anders als Rammar, der in dem Tier nur ein notwendiges Übel sah, hatte Balbok sich mit der Ratte angefreundet. Immerzu redete er auf sie ein und tätschelte ihren fetten Hals, was Rammar gehörig auf die Nerven ging.
»Korr, so ist es gut«, hörte er seinen Bruder sagen, der vor ihm saß. »Geh nur immer weiter. Immer weiter, hörst du? So ist es gut …«
»Was soll das Gesülze, umbal?«, rief Rammar säuerlich nach vorn. »Glaubst du denn, das Rattenvieh versteht dich?«
»Das nicht gerade«, räumte Balbok ein, »aber es hört zu, nicht wahr? Das stimmt doch, oder etwa nicht?«
»Wie sollte es auch anders?« Rammar rollte mit den Augen. »Du sitzt in seinem Genick und plärrst ihm direkt ins Ohr. Dass ich den ganzen Blödsinn mit anhören muss, ist dir wohl völlig schnurz?«
»Das ist kein Blödsinn«, widersprach Balbok entschieden.
Rammar wollte schon zu einer geharnischten Erwiderung ausholen, als er merkte, dass sein Bruder gar nicht mit ihm redete.
»Nicht wahr?«, fuhr Balbok ungerührt fort. »Was ich sage, ist gar kein Blödsinn. Du hörst mir gern zu, nicht wahr? Hör gar nicht auf den ollen Rammar. Er ist nur mein Bruder, weißt du …«
»Nur dein Bruder? Ich hör wohl nicht richtig!«
»Pass auf, jetzt regt er sich gleich wieder auf. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Er meint es nicht so …«
»Und ob ich es so meine!«, versicherte Rammar. Dass Balbok lieber mit einer Ratte sprach als mit ihm, kränkte den dicken Ork und sorgte dafür, dass er tief unter seinem rostigen
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