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Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
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verrückten Winkel. Coilla prallte auf den Boden, überschlug sich mehrmals und blieb schließlich außer Atem liegen. Während sich alles um sie drehte, versuchte sie sich zu erheben, schaffte es aber nur auf die Knie. Die drei Menschen hatten mittlerweile angehalten und stiegen ab. Sie schaute sie an, und ihr Blickfeld wurde langsam wieder etwas klarer. Einer war groß und hatte arglistige Augen und
    ein gemeines, spitzes Gesicht, das von einer Narbe entstellt wurde. Der Zweite war klein und geschmeidig. Er rieb an einer schwarzen Augenklappe und schnitt ihr eine Grimasse durch verfaulte Zähne. Der Dritte hatte die Statur eines Gebirgsbären und bestand nur aus Muskeln. Er war völlig kahl und hatte sich schon öfter die Nase gebrochen. Der Große grinste, und es war keine freundliche Geste.
    »Was haben wir denn da?«, sagte er mit öliger Stimme, in der Bedrohlichkeit mitschwang. Coilla schüttelte den Kopf und versuchte die Schmerzen loszuwerden. Sie wollte aufstehen, schaffte es aber nicht. Die drei Menschen griffen nach ihren Waffen und gingen auf sie zu.
    Ungefähr eine Stunde lang gingen Stryke und Alfray durch den Tunnel, da sie keine andere Wahl hatten. Es gab weder Abzweigungen noch Seitenkammern, die sie hätten erkunden können, und er änderte sich nur dahingehend, dass er immer steiler in die Tiefe führte. Schließlich stießen sie auf eine weitere Kammer, bei weitem die größte, die sie bisher gesehen hatten. Sie wussten, dass sie leer war, weil sie im Unterschied zu den anderen vom Licht Dutzender Fackeln strahlend hell erleuchtet war. Die zerklüftete hohe Decke war mit Stalaktiten übersät, und mindestens sechs Tunnel zweigten in verschiedene Richtungen ab. In der Kammer befand sich nur ein einziger Gegenstand: ein riesiger Block aus behauenem Stein, der Ähnlichkeit mit einem Sarkophag samt Deckel hatte. In Seiten und Oberfläche waren geheimnisvolle Symbole eingemeißelt. Sie gingen hinein, und ihre Schritte hallten laut in dem großen Gewölbe.
    »Was könnte das deiner Ansicht nach sein?«, staunte Alfray.
    »Wer kann das sagen?«, erwiderte Stryke.
    »Es heißt, die Bewohner der Unterwelt verehren finstere und schreckliche Götter. Das hier hat etwas Rituelles an sich.« Er legte die Hand auf die altersglatte Oberfläche.
    »Wahrscheinlich werden wir es nie erfahren.«
    »Ihr irrt euch!« Sie fuhren zu der Stimme herum. Ein Troll in Gewändern aus einem Goldgespinst und mit einer silbernen Krone auf dem Kopf hatte die Kammer unbemerkt hinter ihnen betreten. Er war von kräftigerer Statur als alle, die sie erschlagen hatten, und hatte einen Stab in der Hand, der fast so groß wie er selbst war. Stryke und Alfray hoben die Waffen, doch in diesem Augenblick strömten aus den anderen Tunneln unzählige Trolle in die Kammer. Sie zählten viele Dutzend, und alle waren bewaffnet, viele mit Speeren, deren Spitze mit einem Widerhaken versehen war. Die Orks sahen einander an.
    »Ich bin dafür, so viele wie möglich mitzunehmen«, zischte Stryke.
    »Gut gesagt«, stimmte Alfray ihm zu.
    »Das wäre mehr als dumm«, donnerte der Troll, indem er seine Truppen mit einer raschen Handbewegung vorschickte. Ein Wald von Speeren zielte auf die Orks, und jetzt sahen sie, dass die zweite Reihe aus Bogenschützen bestand, die Pfeile aufgelegt hatten und ebenfalls auf sie zielten. Sie konnten ihre Feinde nicht erreichen, geschweige denn welche mit in den Tod nehmen.
    »Legt die Waffen nieder«, forderte der Troll.
    »Ein Ork tut so etwas nicht«, erwiderte Stryke verächtlich.
    »Die Wahl liegt ganz bei euch«, entgegnete der Troll.
    »Legt sie nieder oder sterbt.« Die Masse der Speere kam näher. Die Sehnen der Bogen wurden etwas straffer angezogen. Alfray und Stryke wechselten einen Blick. Sie gelangten zu einem unausgesprochenen Einvernehmen. Sie warfen ihre Schwerter zu Boden. Die Trolle stürzten sich auf sie und packten sie. Doch falls die Orks mit ihrem augenblicklichen Tod rechneten, hatten sie sich geirrt.
    »Ich bin Tannar«, belehrte sie der Anführer der Trolle,
    »der König des inneren Reiches. Herrscher und Hohepriester in einem, Diener der Götter, die unsere Domäne vor solchen wie euch beschützen.« Keiner der beiden Orks antwortete. Vielmehr legten sie ein stolzes Gehabe an den Tag.
    »Ihr werdet für euer Eindringen bezahlen«, fuhr Tannar fort,
    »und zwar auf eine Weise, die für unsere Götter höchst nützlich ist.« Die Trollsoldaten drängten Stryke und Alfray zu der Steinplatte.

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