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Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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widerstreben, einen so großen Umweg beschreiben zu müssen, und ich möchte den Straßen nach Möglichkeit lieber fernbleiben.«
    Am nächsten Tag folgten sie dem Usk westwärts und suchten nach einer Stelle, um ihn zu überqueren. Er war zu reißend und zu tief, um ihn zu durchschwimmen. An manchen Stellen waren die Uferböschungen so steil, dass man nicht einmal daran denken konnte, dort zum Wasser hinabzugehen. Die Valverras drückte Maerad aufs Gemüt: Sie war eintönig, leer und entmutigend. Zudem konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, beobachtet zu werden, wenngleich weder sie noch Cadvan Anzeichen irgendwelcher Lebewesen entdeckten, abgesehen von den hoch über ihnen kreisenden Turmfalken und den Kaninchen, die gelegentlich erschreckt hochsprangen und in die Ferne davonhoppelten.
    Irgendwann am Vormittag verfing sich ein Stein in Imis Huf, und die Stute begann zu lahmen. Fluchend stieg Maerad ab und nahm den Huf des Tieres in Augenschein. Mit ihrem kleinen Dolch kratzte sie den Stein heraus, doch der Schaden war bereits geschehen, und Maerad wagte nicht, die Stute anzutreiben, um ihn nicht noch zu verschlimmern. Als sie zu einer Stelle gelangten, an der die Böschung sanfter zum Fluss hin abfiel, hielten sie inne, um etwas zu essen. Cadvan kümmerte sich um Imis Huf. Danach wusch Maerad die Beine der Stute im rinnenden Wasser. Trotzdem blieb ein Hinken bemerkbar, und Maerad begann sich zu sorgen, Imi könnte sich schwerer verletzt haben. Ein lahmendes Pferd würde sie beträchtlich aufhalten, und sie hatten bereits mehr als drei Wochen im Großen Wald verloren. Maerad konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass die Zeit drängte. Jede Verzögerung machte ihr zu schaffen, schürte ihre Ungeduld, während Cadvan die Beschwernisse des Weges mit stoischer Gelassenheit hinnahm. Seine Ungerührtheit stachelte Maerads Ungeduld nur noch zusätzlich an. Dann, spät am Nachmittag, setzte ein Nieselregen ein, und sie ritten nur noch ein kurzes Stück weiter, bevor es zu düster wurde, um noch richtig zu sehen. Sie schlugen das Lager im Schutz eines Granithügelgrabs auf, immer noch auf der falschen Seite des Usk. Mittlerweile siedete Maerad vor unterdrückter Übellaunigkeit.
    »Wie lange müssen wir noch wie Hunde durch die Wildnis streunen?«, murrte sie, während sie ihren Graupeneintopf löffelte. »Ich habe genug davon. Und Imi auch. Sie braucht Erholung.«
    »Bis wir das Ende der Wildnis erreichen«, gab Cadvan zurück. »Wenn alles gut verläuft, sollten wir nicht mehr lange dafür brauchen.« Damit streckte er die langen Beine aus und betrachtete Maerad voll milder Belustigung. »Wir haben uns wacker geschlagen, indem wir den Großen Wald unversehrt durchquert haben. Aber ich gebe dir recht, die Wildnis kann schon langweilig werden.«
    »Langweilig ist das falsche Wort«, entgegnete Maerad. »Ich wünschte, ich hätte Rachida nie verlassen. Es ist ja nicht so, als hätte ich irgendwo eine Heimat, wo ich hinkönnte. Ebenso gut hätte ich dort bleiben können.«
    »Nein, wir können jetzt nur noch nach vorn blicken.« Cadvan beugte sich vor und musterte Maerad eindringlich. »Du weißt, dass wir nach Norloch müssen.« »Ich will aber nicht«, gab Maerad mürrisch zurück. »Ich will nirgendwohin.« »Du hattest deine Wahl«, antwortete Cadvan nachsichtig. »Wenn es dein Wunsch gewesen wäre in Inneil oder in Rachida zu bleiben, hätte ich dich nicht davon abgehalten. Das hätte ich auch gar nicht gekonnt. Du hast ebenso auf deine innere Stimme gehört wie ich. Du hast gewusst, dass dein Schicksal und das Schicksal vieler anderer auf dem Spiel stehen. Denk an deinen Traum. Oder hast du den völlig vergessen?«
    »Eine tolle Wahl.« Maerad zupfte grantig an Grasbüscheln und warf die ausgerissenen Halme zu Boden. Ihre zusammengezogenen Augenbrauen bildeten eine gerade, zornige Linie.
    »Du weißt, dass es stimmt.«
    »Worin liegt der Unterschied, ob ich nun eine Spielfigur für das Licht oder für die Finsternis bin?«
    Eine kurze Stille breitete sich aus.
    »Da gibt es einen großen Unterschied«, sagte Cadvan leise. »Für die Finsternis bist du auf jeden Fall nur eine Spielfigur. Für das Licht verkörperst du ein freies menschliches Wesen, dem es zusteht, Fehler zu begehen oder gar etwas Falsches zu tun. Du kannst dich frei entscheiden, ob du ‘s glaubst oder nicht.«
    »Eine komische Vorstellung von Freiheit.«
    »Das ist der Unterschied zwischen Verpflichtung und Sklaventum«, erwiderte Cadvan. »Im

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