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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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werde zurückkehren. Zelika ist als Nächste an der Reihe.«
    Aus einem Bauchgefühl heraus beugte Hem sich vor und umarmte Saliman. »Möge das Licht deine Schritte lenken«, stieß er mit trockenem Mund hervor.
    Saliman erwiderte die Umarmung mit einer unverhofften, überraschenden Zärtlichkeit. Dann öffnete er sein Bündel und holteein Seil daraus hervor. Er befestigte es um ein ausstreichendes Felsgebilde, überprüfte sorgfältig den Knoten und warf es auf den Pfad hinab.
    »Der Abstieg wird nicht so beschwerlich wie der Aufstieg«, sagte er grinsend. »Ich komme zurück. Hab Geduld.« Damit umfasste er das Seil mit beiden Händen und ließ sich über die Felswand in die Dunkelheit hinab. Sein magisches Licht erlosch. Hem erinnerte sich an Salimans Anweisung und entfachte rasch sein eigenes. Er trank ein paar Schlucke Wasser, kaute an einigen getrockneten Datteln aus seinem Bündel und gab Irc ein Stück Dörrfleisch. Danach wappnete er sich für die Zeit des Wartens und versuchte, nicht daran zu denken, was geschehen würde, sollte etwas schiefgehen. Wie Saliman ihn gewarnt hatte, empfand er es als halbe Ewigkeit, bis der Barde mit Zelika zurückkam. Hem fühlte sich sehr alleine und klein, während er im trüben, unveränderlichen Licht über jenem Furcht erregenden Abgrund saß und nichts hatte, woran er das Verstreichen der Zeit ablesen konnte. Er versuchte, sich auszuruhen, doch durchseinen Verstand huschten wie kleine Mäuse ohne Unterlass bange Fragen: Was wäre, wenn… ? Was wäre, wenn… ? Was wäre, wenn… ? Er konnte sie nicht abschütteln. Endlich sah er, wie sich das Seil spannte. Sogleich kroch er zur Kante der Felswand vor, spähte vorsichtig darüber und beobachtete, wie Zelika und Saliman den letzten steilen Pfad erklommen, wie zuvor Hem über dessen Rand kletterten und zusammenbrachen. Eine Zeit lang lag Saliman auf dem Rücken. Seine Brust hob und senkte sich heftig.
    »Es ist schlimm genug, das ein Mal zu machen«, keuchte er. »Nun denn, ich darf Soron nicht zu lange warten lassen.« Damit verschwand er wieder.
    Mit Zelika als Gesellschaft erwies sich das Warten als weniger schlimm. Die Kinder vertrieben sich die Zeit mit einem alten annarischen Spiel - Messer, Tuch, Stein -, das Hem Zelika in Turbansk beigebracht hatte. Der Takt ihres Gesangs wirkte beruhigend, und diesmal schien es viel kürzer zu dauern, bis Saliman mit Soron auftauchte. Saliman legte sich einfach hin und rührte sich eine Weile nicht. Soron brach mit zitternden Gliedern auf dem Boden zusammen. Nach kurzer Zeit setzte er sich auf und sah die Kinder an. Er griff nach seinem Bündel und holte eine Flasche Medhyl daraus hervor.
    »Beim Licht, ich hoffe, ich muss diesen Weg nie wieder gehen«, sagte er. »Das war das Schlimmste, was ich je tun musste.«
    »Ja, es war ziemlich schlimm«, pflichtete Hem ihm bei. »Saliman hat mir gezeigt, wie es da draußen aussieht.«
    Soron schauderte. »Das brauche ich gar nicht zu sehen«, erwiderte er. »Ich konnte es spüren.« Er trank einen weiteren Schluck Medhyl. »Ich mag keine Höhen. Und ich wäre beinah abgestürzt.«
    »Ihr seid ausgerutscht?«, fragte Zelika.
    »Ja. Meine Füße sind nicht so geschickt wie die euren«, gab Soron zurück. »Ich bin auf diesem entsetzlich schmalen Pfad gestolpert. Es war wie ein grauenhafterAlbtraum. Ich habe keine Ahnung, wie Saliman mich stützen konnte.«
    »Ich auch nicht«, meldete Saliman sich vom Boden zu Wort. Seine Brust hob und senkte sich immer noch heftig. »Es war knapp. Aber ich habe es geschafft, und das ist alles, was zählt. Gib mir einen Schluck Medhyl, mein Freund, ich brauche jetzt auch welchen.«
    Abermals schauderte Soron. Er reichte Saliman die Flasche. »Danke, Saliman, danke aus tiefstem Herzen. Wenngleich mir meine Dankbarkeit eine kümmerliche Gegenleistung für mein Leben erscheint.«
    »Sie genügt mir.« Salimans Zähne blitzten weiß auf, als er grinste, dann trank er einen ausgiebigen Schluck Medhyl. »Kommt, das Schlimmste ist vorüber. Wir sind fast da.«

 
Neuigkeiten aus Annar
    Nach dem Spießrutenlauf am Eingang nach Nal-Ak-Burat war das Letzte, was Hem zu sehen erwartet hätte, ein tatsächliches Tor. Dennoch befand sich genau das vor ihnen: ein schlichtes Tor aus Messing, das im magischen Licht matt schimmerte und doppelt so hoch aufragte wie Hem.
    Es lag nicht weit vom Tor des Wassers entfernt. Nachdem sie sich von der Felswand entfernt hatten, hatte sich die Decke allmählich gesenkt, bis sie wieder

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