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Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 3 - Die Krähe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Ah, du bist erschöpft, stellte der Elidhu fest. So erschöpft. Ruh dich aus, mein Kind. Während der Elidhu sprach, wurde er weniger stofflich, als bestünde er aus Nebel; Hem konnte durch ihn hindurch auf die Hügel dahinter sehen. Er beobachtete, wie der Elidhu langsam verblasste, bis er völlig verschwunden war. Nur seine Stimme verharrte noch in der Luft. Ruh dich in meinem Heim aus…
    Heim, dachte Hem. Ah, ich weiß, was er meint. Es gab keinen Sturz, keine Tür, kein Dach, und dennoch erfüllte ihn ein süßes Gefühl von Heimeligkeit, als gehörte er auf unerklärliche Weise zu seiner Umgebung. Schlagartig verspürte er keine Furcht und keine Verwirrung mehr, nur eine sinnliche Schläfrigkeit. Er gähnte, legte sich im Schatten des Baumes in das weiche Gras und schlief ein.
    Als er erneut erwachte, wieder in der Hütte mit den Bluthunden, fühlte er sich völlig erfrischt, als hätte er unzählige Stunden geschlafen. Eine Weile blieb er auf derPritsche liegen und dachte über den seltsamen Traum nach. Oder konnte das Erlebnis tatsächlich echt gewesen sein? Angesichts der Tatsache, dass er wach geblieben war, um den Garten zu plündern, konnte er nicht mehr als ein paar Stunden geschlafen haben, dennoch verspürte er keinerlei Müdigkeit. Er hob die Arme über den Kopf, streckte sich und sah mit einem winzigen Schreck, dass an seinem Unterarm ein grünlicher Fleck prangte, wo er während der Nacht versucht hatte, sich wachzukneifen. Nachdem Hem das Problem mit dem Essen gelöst hatte, begann er, sich in den Tagesablauf des Lagers einzufügen. Dieser erwies sich als denkbar schlicht: den ganzen Tag über Ausbildung, Mahlzeiten morgens und abends, ein leichteres Essen zu Mittag. Ausgehungert wurden die Bluthunde eindeutig nicht, weshalb ihn ihr ausgemergeltes Erscheinungsbild verwunderte. Zu seiner Erleichterung fand der Zählappell nicht jeden Abend statt; es war ein langwieriges Ritual, das selbst die Untoten und die übrigen Befehlshaber zu langweilen schien. Saliman hatte Hem von dem starren Kastendenken in Den Raven erzählt, und Hem musterte die Untoten aufmerksam in dem Versuch zu erahnen, wer welchen Rang einnahm. Im Gegensatz zu anderen Bluthunden fand er es schwierig, die Untoten auseinanderzuhalten: Sie alle verwendeten Trugbanne, um sich als edle Männer und Frauen darzustellen, doch Hems Augen vermochte die Tarnung nicht zu täuschen. Diejenigen im Lager waren, wie Hem erkannte, nicht besonders wichtig. Ein Untoter, der gemeinhin als >die Spinne< bezeichnet wurde, jagte ihm außergewöhnliche Angst ein; Hem achtete darauf, der Aufmerksamkeit der Spinne tunlichst zu entgehen, zumal er die Ausstrahlung der Hexerei jenes Untoten selbst vom gegenüberliegenden Ende des Ausbildungsgeländes aus spüren konnte. Er war froh, dass er in seiner ersten Nacht nicht der Spinne begegnet war; andernfalls wäre er so gut wie sicher durchschaut worden. Die anderen Untoten - er zählte sechs - besaßen weniger angeborene Macht als Hem, dennoch gingen sie verschwenderisch damit um. Nach seiner kurzen Ausbildung in der Ethik des Bardentums entsetzte es Hem, als er einen Untoten beim Wetterbeschwören beobachtete, das er einsetzte, um ein Loch in die Wolkendecke zu reißen, damit Sonnenschein auf den Gemüsegarten fiel; dann verursachte er genauso beiläufig ein örtliches Gewitter. Kein Barde würde seine Magie so leichtfertig verwenden. Mehr als alles andere empfand Hem das Leben als Bluthund unsagbar langweilig. Niemand außer ihm schien sich zu langweilen, aber Hem vermeinte manchmal fast, davon erstickt zu werden. Ungehorsam gab es kaum; wenn Bluthunde Befehle erhiel- ten, gehorchten sie umgehend und ohne Fragen. Abends gingen sie früh schlafen und rührten sich nicht. Mitternächtliche Grausamkeiten, wie Hem sie ab und zu während seiner Zeit im Waisenhaus gesehen hatte, kamen nicht vor: kein hinterhältiges, rachsüchtiges Verprügeln und kein Meucheln schwächerer Kinder. Er fand das unheimlich.
    Gelegentlich sah Hem, wie Kinder unter der Ausbildung zusammenbrachen. Sie wurden fortgeschafft, und zunächst dachte er, man würde sie wegen Erschöpfung behandeln. Als er Plünderer danach fragte, erhielt er jedoch zur Antwort, dass man Kinder, denen es öfter als drei Mal geschah, nie wiedersah.
    »Nur die Besten bleiben in Sjug’hakar Im«, erklärte Plünderer mit einem Stolz, der Hem den Magen umdrehte. »All die Schwächlinge lässt man verschwinden.« »Wohin werden sie denn gebracht?«, wollte Hem

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