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Die Perfekte Braut

Die Perfekte Braut

Titel: Die Perfekte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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getragen hatte. »Möchtest du, dass ich dir helfe, die Lösung zu finden, oder soll ich die Aufgabe einfach für dich machen?«
    »Das wäre ja gemogelt«, meinte Sarah und nahm das Buch wieder zur Hand.
    »Ja, das wäre es wohl.« Prudence lächelte unwillkürlich, als sie an ihrem Sherry nippte. Das Mädchen kämpfte sichtlich mit seinem Gewissen. »Aber wenn ich dir erkläre, wie es geht, und du es begreifst, würdest du für nächstes Mal etwas lernen, also wäre es eher eine Lektion als eine Mogelei.«
    Sarah überlegte mit schräg gelegtem Kopf und Stirnrunzeln in ihrem Sommersprossengesicht, dann grinste sie schelmisch. »Dagegen hätte nicht einmal Daddy einen Einwand. Und er hat meistens Einwände. Er sagt, es wäre eine gute Übung für den Verstand.«
    »Und was hat es mit den getrüffelten Eiern auf sich?«, erkundigte Prudence sich beiläufig, als sie zur Feder griff.
    »Er macht sie gerade«, erwiderte Sarah sachlich. »Sie gehören zu seinen Spezialitäten. Es gibt auch Wachteln mit Traubenfüllung. Die Zubereitung ist sehr knifflig, weil sie so viele Knochen haben und Daddy sie alle entfernen muss, solange die Wachteln noch roh sind. Dabei flucht er immer.« Sie blickte zu Prudence auf, als sie sich auf das Sofa neben sie setzte. In ihren grauen Augen lag ein spitzbübischer, wenn auch nachdenklicher Schimmer. »Sehr oft macht er sie jedenfalls nicht«, meinte sie. »Nur bei besonderen Anlässen.«
    Prudence ignorierte den bedeutungsvollen Ton und den nachdenklichen Schimmer und nahm das Übungsbuch wieder zur Hand. Algebra war sicheres Terrain für sie. »Also, das geht so.« Sie machte sich an die Erklärung des Problems, und Sarah beugte sich zu ihr und lauschte aufmerksam.
    »Und jetzt versuch es selbst.« Prudence überließ ihr am Ende ihrer Erklärung die Feder.
    »Ach, jetzt ist es ganz einfach«, sagte Sarah vertrauensvoll. »Zwei hoch drei...« Sie rechnete rasch und präzise, was Prudence sehr beeindruckte, da die Aufgabe für ein Kind dieser Altersstufe wirklich nicht einfach war. Aber schließlich war sie die Tochter Sir Gideon Malverns, d es jüngsten Kronanwalts, der je ernannt wurde. Und sie besuchte die North London Collegiate. Gideon hatte auch eine Gouvernante erwähnt. Eine Mary Winston. Warum war sie nicht da? Warum half sie nicht dem Kind bei den Hausaufgaben?
    Schulmädchen machten ihre Hausaufgaben nicht abends allein in einem jederzeit zugänglichen Salon - zumindest nicht nach Prudences Erfahrung.
    Im Haus herrschte fast unnatürliche Stille, und vom Chauffeur abgesehen war vom Personal nichts zu sehen. Bei ihrem vorigen Besuch war eine Haushälterin anwesend gewesen. Das war ein Rätsel, das Prudences Lösungsfähigkeit überschritt, und ihre Verwunderung über diese surreale Situation verging und machte Verärgerung Platz. Gideon arbeitete wieder einmal mit einem überraschenden Trick, um sie wie immer aus der Fassung zu bringen. Als die Tür geöffnet wurde, blickte sie auf.
    »Prudence, verzeih, dass ich dich nicht sofort begrüßen konnte«, sagte Gideon beim Eintreten. »Aber es gibt einen ganz speziellen Augenblick bei den Eiern, da darf man in der Konzentration nicht nachlassen. Hoffentlich hat Sarah sich nett um dich gekümmert.«
    Er trug förmliche Abendbekleidung... bis auf die große und nicht allzu saubere Schürze, die er sich umgebunden hatte. Prudence starrte sie an.
    »Du hast deine Schürze vergessen, Daddy«, ermahnte Sarah ihren Vater.
    »Ach, wie unaufmerksam. Ich habe ganz übersehen, dass ich sie noch umhabe.« Er band die Schürze auf und warf sie über einen mit Brokat bezogenen Sessel an der Tür. Dann betrachtete er seinen Gast mit einem anerkennenden Lächeln, das allerdings eine gute Weile benötigte, um ihren Unmut zu vertreiben.
    »Mein Kompliment«, murmelte er. »Das Kleid trägt unverkennbar Pariser Handschrift.«
    Auf das Drängen ihrer Schwestern hin hatte Prudence auch die dreireihige, herrliche Perlenkette aus dem Besitz ihrer Urgroßmutter angelegt, die die Schwestern bei entsprechenden Gelegenheiten gern ausführten. Constance hatte sie bei ihrer Hochzeit getragen. Prudence hatte ein wenig gezögert, sie an diesem Abend anzulegen, der schließlich als Arbeitstreffen deklariert worden war. Doch als sie gesehen hatte, wie gut sie das Kleid ergänzte, hatte sie ohne viel Widerstreben nachgegeben.
    Prudence nahm ihre Brille ab, ein Reflex, der stets von einer momentanen Unsicherheit ausgelöst wurde. Sarahs Anwesenheit schien

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