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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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sie hergebracht hast. Es bedeutet viel, wenn jemand aus der Familie sie auf ihrer letzten Reise hierher bringt.«
    »Oh. Das habe ich gerne getan. Soll ich bleiben?« Sami war sich bewusst, dass das Protokoll hier oberste Priorität hatte.
    »Deine Zeit wird kommen. Rosie hat gesagt, ihr wollt für ein, zwei Tage zum King Sound? Das reicht uns. Wenn du Biddy abholst, haben wir etwas Zeit zusammen. Ich würde gerne etwas über deine Arbeit erfahren. Du schreibst gerade deine Doktorarbeit, nicht wahr?«
    »Ähm, ja. Ich sammele hier draußen jede Menge Material. Ich bin an der Uni Sydney.«
    Janet nickte. »Gut, gut. Schau, hier ist unser festes Lager, aber wir benutzen es nur zu bestimmten Zeiten im Jahr.« Sie zeigte Sami die Zelte und die einfachen Unterstände aus Rinde, unter denen Bettzeug und Schlafsäcke rund ums Lagerfeuer lagen. »Im Sommer schlafen ein paar von uns in Hängematten oder im Freien in ihrem Bettzeug. Jetzt sind die Nächte kühl, dafür haben wir diese einfachen Unterkünfte.«
    »Biddy ist an ein weiches Bett und ein beheiztes Haus gewöhnt«, warf Sami besorgt ein.
    »Keine Sorge, wir kümmern uns um sie.« Janet lächelte.
    »Ich glaube, sie hat es gut hier«, flüsterte Tim Sami zu. Die beiden beobachteten, wie die Frauen Biddy im Schatten eines Bloodwood-Baums in einen Klappstuhl mit Kissen setzten. Gemeinsam hatten sie sich einen Topf Tee und ein paar Kekse geteilt und waren nun bereit zum Aufbruch.
    Sami kniete sich vor Biddy hin. »Biddy, bist du glücklich? Möchtest du, dass ich bei dir bleibe? Rosie und Mami haben gesagt, ich soll mich um dich kümmern!«
    »Warst gut zur ollen Biddy. Das meine besondere Zeit, gibt Sachen zu tun. Meine Lieder singen, malen, Geistwesen besuchen, meine Geist-Heimat. Pah, Biddy hat viel Arbeit.«
    Sami lächelte. »Wir sind in ein paar Tagen wieder da.«
    Biddy beugte sich vor und legte Sami ihre dünne Hand auf den Kopf. »Das sein besondere Zeit für dich, Mädchen. Lernzeit. Musst unsere Bräuche lernen, tu das für Biddy. Lern die Geschichten.«
    Sami wusste nicht genau, was die alte Frau damit meinte, doch sie nickte. »Das werde ich, Biddy.«
    »Sami, wir sollten jetzt gehen«, sagte Tim leise.
    Plötzlich konnte Sami es nicht ertragen, die alte Frau zurückzulassen. Sie rief Rakka zu sich. »Guter Hund. Bleib bei Biddy, bis ich zurückkomme. Pass auf sie auf. Kein Herumstöbern, klar?«
    Gehorsam legte Rakka sich Biddy zu Füßen und bettete ihre Nase brav auf ihre Pfoten.
    »Kannst du bitte auf Rakka aufpassen, Janet? Da ist ein langes Seil, mit dem kannst du sie anbinden, wenn du das Lager verlässt.«
    »Nee, die kommt mit uns zum Jagen. Die sein gut«, sagte eine der anderen Frauen. »Ist kluger Hund.«
    »Biddys Hund«, verkündete Biddy und tätschelte Rakka den Kopf.
    »Bis dann also.« Bewegt umarmte Sami den knochigen Körper der alten Frau.
    »Geh du, Sami. Biddy sein hier, wenn du wiederkommen. Biddy wird immer auf dich aufpassen.« Die Stimme der alten Frau war kräftig.
    Tim nahm Sami am Arm und zog sie sanft fort. »Kommen Sie, wir gehen. Bis dann, Ladys.«
    Unfähig zu sprechen, nickte Sami zum Abschied.
    »Gehen Sie weiter, Sami, nicht zurückschauen«, sagte Tim.
    Rakka hob den Kopf und sah ihnen nach, bis sie im Busch verschwunden waren. Dann warf sie Biddy einen ergebenen Blick zu und ließ den Kopf mit einem hörbaren Seufzen wieder auf die Pfoten sinken.
     
    Sami starrte zurück zu der kleinen Bucht, während Tim aufs offene Meer hinaussteuerte und Kurs aufs Kap Leveque nahm. Sie war merkwürdig traurig und fühlte sich mit Tim allein nicht ganz wohl, wenn auch sicher. Er war ein guter Kapitän. Gelegentlich bat er sie, das Steuer zu übernehmen, wenn er unter Deck musste oder am Motor herumbastelte. Sie hatten nicht viel miteinander gesprochen, Tim schien zu spüren, wie es ihr ging. Doch nun rief er fröhlich: »Ist es nicht Zeit für den Nachmittagstee?«
    »Okay. Zu Befehl, Sir. Was auch immer.« Sami ging in die winzige Kombüse, zündete den kleinen Gaskocher an, setzte Wasser auf und zog einen Baumwollpullover über. Der Wind hatte aufgefrischt, der Bug der
Georgiana
neigte sich wie der Kopf eines buckelnden Ponys.
    Sami war froh, als Tim am späten Nachmittag einen Ankerplatz für die Nacht suchte. »Haben Sie eine bestimmte Stelle im Auge, oder suchen Sie aufs Geratewohl?«, fragte sie, als sie sich der Küste näherten.
    »Es sieht zwar aus wie eine zufällige Wahl, aber in Wirklichkeit habe ich den Platz vorher

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