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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ihren Wänden umgab, kein Gefühl einer großen Eiche, die den darüberliegenden Boden umarmte. Nichts als ferne einsame Sterne, die ihm verlassen zuwinkten, und selbst ihrer waren es nur wenige. Er sehnte sich nach dem Anblick eines Nebels oder zwei, doch keine großen Streifen aus Rot und Purpur begrüßten seine suchenden Augen. Dies war eine Gegend, vor der selbst der Staub floh.
    Irgendwie gelang es ihm zu sprechen, und der leise Klang der eigenen Stimme erschreckte ihn. »Wo sind wir? Was ist das für ein Ort?«
    »Ich habe dir doch gesagt, es ist nichts«, erklärte Sorbl und unterbrach seine Vorlesung lange genug, um ihm zu erwidern: »Einen Augenblick, ein vorbeiziehender Gedanke, etwas Gedachtes, das wirklich wird. Wir sind jetzt jenseits des Nichts. Dies ist die Rückseite des Chaos. Kein schöner Ausflugsort, und leben möchte man hier auch nicht.« Da gerieten sie plötzlich in eine Schräglage, und hastig machte er sich wieder an seine Rezitation. Er las zweimal so schnell wie zuvor, bis sie wieder aufrecht standen. Nur daß aufrecht ein höchst vager Begriff war. In Beziehung zu nichts konnte man unmöglich aufrecht stehen.
    Plötzlich bekam die Glühbirne Gesellschaft von etwas Neuem. Es zog Jon-Toms Aufmerksamkeit sofort auf sich. An diesem Ort des schwebenden Nirgendwo strahlte es von Leben und Energie, drehte und wand sich und veränderte sich mit solch atemberaubender Geschwindigkeit, daß ihm die Augen zuckten, während er versuchte, sich darauf zu konzentrieren. Doch mit jedem Zucken hatte es auch schon ein völlig anderes Aussehen angenommen. Es lebte, doch nicht in jenem Sinne, wie er es tat. Es lebte, aber es war nicht organisch. Noch war es Gestein oder Metall. Es war etwas Anderes aus einem Anderswo, und es gehorchte keinen Naturgesetzen außer seinen eigenen.
    Er versuchte es zu benennen, konnte es nicht. Es war eine Kleinsche Flasche, die auf der Innenseite eines Möbiusbands entlangrollte, das oben auf einer Schwarzschild-Diskontinuität balancierte. Es tanzte und mutierte, metamorphisierte und glitt aus einer Unwirklichkeit in die andere. Es wirbelte mit einer Geschwindigkeit von einer Milliarde Meilen in der Sekunde durch Nichts und war größer als ein Roter Riese. Und da war noch etwas anderes, etwas, das er nicht sehen konnte und das sich im Hintergrund hielt, aber sehr nahe war. Etwas viel Gewöhnlicheres und doch von gewaltiger Energie und Kraft berührt.
    Es sah sie.
    Jon-Tom wußte nicht, wie es sie sehen konnte oder womit. Er spürte nur die Gegenwart ungesehener Augen, doch er fühlte ihre Berührung, als sei er von einem Paar Hämmern geschlagen worden.
    Der ungesehene Beobachter stieß ein erzürntes Heulen aus. Dies mußte irgend etwas bewirkt haben, denn plötzlich krümmte sich jene herrliche, unbeschreibliche, undefinierbare Gestalt zusammen, die der Wanderer war. Das Chaos rundum kristallisierte. Es gab ein so explosives, schmetterndes Geräusch, daß Jon-Toms Schädel zu implodieren drohte. Seine Hände fuhren empor an die gemarterten Ohren, und die Zähne malmten gegeneinander. Irgend etwas trommelte ein Crescendo auf der Kesselpauke, in der er plötzlich sein Domizil aufgeschlagen hatte. Er geriet ins Taumeln und wäre gestürzt, hätte es irgend etwas gegeben, auf das er hätte herabstürzen können.
    Sorbl wurde emporgerissen und gegen eine Mauer der Leere geschleudert. Die Papierrolle zwischen seinen Flügelspitzen wurde auseinandergerissen, und die Schnipsel stoben in alle Richtungen davon. Verzweifelt versuchte er, wenigstens ein paar Fetzen festzuhalten, um weiterzulesen, doch es war unmöglich. Binnen Sekunden war schon der nächste Schnipsel Tausende von Parseks entfernt.
    Mit einem Wompp prallte er auf den Boden und landete hart auf den Schwanzfedern. Sie waren wieder zurück.
    Zurück im Keller. Zurück zwischen Wurzeln und Feuchtigkeit und Erdreich. Jon-Tom atmete tief ein, sog die dichte Feuchtigkeit in sich. Sie schmeckte nach Erdboden und Wasser und lebenden Dingen. Der Keller war reich vom Parfüm des Lebens, das Erdreich der Wand, an die er sich klammerte, war dicht vom Gefüge der Wirklichkeit.
    In der Mitte des Raums leuchtete die Glühbirne mit voller Kraft. Clodsahamp schwebte nicht mehr einige Zoll über dem Stuhl, sondern saß fest auf dem harten Holz. Fest umklammerte er mit beiden Armen die Stuhllehnen und atmete schwer. Als er sich davon überzeugt hatte, daß sie nicht hinter ihm verschwinden würde, ließ Jon-Tom die Hand fahren und

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