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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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das hier etwa zur Störung?«
    »Äußerst ungewöhnlich.« Der Hexer studierte eindringlich die tänzelnden Flammen. »Es sieht so aus, als hätte das Feuer die Geister des Landes und des Waldes, der einzelnen Bäume und der Steine freigesetzt. Sie haben ihr Heim nun im Brand selbst eingenommen. Paß nur auf, sonst verlocken sie dich noch dazu, dich ihnen anzuschließen. Wenn sie versuchen, dich dazu zu verführen, es freiwillig zu tun, muß das bedeuten, daß sie uns nicht mit Gewalt überwinden können.«
    »Keine Sorge!« Erleichtert hielt Jon-Tom angesichts der verführerischen Flamme die Stellung und ließ die Arme sinken.
    »Ich mag es ja nicht einmal, ein Streichholz zu halten.«
    »Schließ dich uns an, schließ dich uns an! Komm und spiel und brenn. Wirf dein feststoffliches Kleid ab und fühl, welche Freude die Gewichtlosigkeit ist! Lauf vor dem Wind und verschling die Welt aufs neue! Versuch nicht, die Hitze zu schlagen - schließ dich ihr an!« rief der Brand im Chor.
    »Nein danke«, erwiderte Jon-Tom entschieden. »Ich habe noch nie sonderlich viel für augenfällige Verzehrung übrig gehabt.«
    »Nun, dann sing uns wenigstens ein anderes Lied. Eine andere Melodie brennender Zuneigung, lodernder Leidenschaft und flammender Begierde.«
    »Und wenn ich geruhen sollte, dies zu tun?« Er hielt die Luft an. Seine Gefährten taten das gleiche.
    »Nun, wenn du uns diese Freude machst, so werden wir an dir vorüberziehen und dir keine Schwierigkeiten mehr bereiten. Spiel uns noch einmal auf, dann werden wir deine Ruhe nicht stören; erst recht werden wir dich nicht verzehren.«
    Jon-Tom dachte erst daran, die Flammen heraus zufordern, ihr Schlimmstes zu versuchen, da Clodsahamp der Meinung war, das Feuer könne ihm ohne sein Einverständnis nichts anhaben; doch erschien es ihm klüger, die Möglichkeit eines Waldbrands von riesigen und unnatürlichen Ausmaßen lieber nicht zu riskieren. Da war es viel leichter, all die Songs zu singen, die ihm als erstes eingefallen waren. Wenn es so etwas gab wie einen intelligenten Brand, so war es wohl besser, auf seiner Seite zu sein, dachte er sich.
    Also sang er, geschmeidig und geschickt, doch ohne unnötige Energie zu verschwenden, für den Fall, daß sie ihm eins auszuwischen versuchten. Er hatte zwar schon mal besser gesungen, doch nie heißer, beginnend mit ›Heaven's on Fire‹ von Kiss und endend mit der Hälfte des Songs von def Lepards Pyromania-Album. Das Feuer schien seine Bemühungen anzuerkennen, es zuckte und hüpfte, schleuderte Flammen gen Himmel.
    Inzwischen war die Hitze wirklich drückend geworden. Er hätte sich gern ausgezogen, doch wagte er es nicht, die Hände von der Duar und den Blick von den intelligenten Flammen zu nehmen, die vor ihm tanzten. Im Augenblick hatten sie ihre Freude, doch er zweifelte nicht daran, daß ihre Stimmung schnell umschlagen konnte. Und außerdem ging es nicht nur mit seinen Songs bald zur Neige, sondern auch mit seinen Kräften.
    »Ich werde langsam müde«, teilte er ihnen mit. »Könnten wir nicht eine kleine Pause einlegen?«
    »O nein, spiel weiter, brenn weiter, tanz weiter!« Eine dünne Flammenzunge fuhr aus der Feuermauer hervor und umschmeichelte in geringem Abstand seine rechte Handfläche. Sie versengte ihm die Härchen auf dem Handrücken. Er machte einen Satz zurück und spielte weiter. Offensichtlich verlor Clodsahamps Zauber langsam an Kraft. Das Überleben aller konnte möglicherweise davon abhängen, daß er weitersang.
    Langsam begann er zu verzweifeln, und die Kehle wurde immer heiserer, als die Flammen plötzlich verschwanden. Mit einem Mal und ohne jede Vorahnung waren sie verschwunden, bis zum letzten glimmenden Holzstück. Die Bäume waren plötzlich wieder Bäume, und die Felsen brannten nicht mehr. Einmal mehr fanden sie sich im kühlen Fichtenwald des Nordens wieder.
    »Sorbl, flieg hinauf und laß uns wissen, ob du irgendwo noch Flammen siehst.«
    Gehorsam schwang der Eulerich sich in die Lüfte. Er blieb nicht sehr lange oben.
    »Nichts, Meister. Die Welt ist genauso wie vor dem Feuer. Wir sind wieder in die Realität zurückgekehrt.
    Nichts brennt mehr, nur...« Besorgt zeigte er zur Linken.
    Die Duar glühte. Jon-Tom vollführte einen hysterischen Tanz, als er versuchte, sich von dem Instrument zu lösen und es zu Boden zu werfen. Gleißend blieb es dort liegen, brach aber nicht in Flammen aus. Alles wartete und sah zu, bis es sich so weit abgekühlt hatte, daß sein Besitzer es wieder

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