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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sich. Als er gerade zehn Fuß über dem Boden war, dröhnte die inzwischen vertraute Stimme ihn an.
    »Sieht aus wie ein Pastetenteller mit Flügeln.«
    »Nein«, erklärte eine zweite Stimme, mindestens ebenso gehässig wie die erste, »das ist ein fliegender Staubwedel.«
    Sorbl wurde plötzlich gebremst, als wäre er gegen eine Glasdecke gestoßen. Er hatte gerade noch Zeit, um sich in der Luft aufzurichten, als er auch schon bodenwärts stürzte und hart auf der linken Seite aufprallte. Mit einem Flügel stieß er sich ab und richtete sich auf, hüpfte auf die Beine und studierte die scheinbar leere Luft über ihren Köpfen.
    »Es tut mir leid, daß ich an Euch gezweifelt habe, Meister. Es war, als würde ich gegen ein Dach prallen.«
    »Ich kann noch immer keine Gitterstäbe oder so etwas erkennen«, murmelte der völlig verwirrte Jon-Tom.
    »Das ist kein gewöhnlicher Käfig, mein Junge. Ich habe Käfige aus Holz und aus Stahl gesehen. Ich habe von Käfigen gehört, die aus Ton waren, und von feinen Käfigen, die man aus Seide gesponnen hatte. Ich habe sogar schon von Käfigen gehört, die aus den Leibern von lebenden Kreaturen erbaut worden waren. Doch noch nie habe ich von einem Käfig gehört, davon gelesen oder erwartet, ihm zu begegnen, der aus frechen und unverschämten Beleidigungen bestand.«

X
    »Wer sagt, daß die unverschämt waren?« ertönte ein Stimmenchor um sie herum. »Jede davon ist wohlverdient!«
    »Das wird nicht funktionieren.« Clodsahamp argumentierte mit der Luft. »Ihr werdet niemals in der Lage sein, uns hier festzuhalten, noch uns dazu zu bringen, uns gegenseitig in die Wolle zu kriegen. Dazu ist unsere Gruppe zu intelligent und zu verschieden. Eure besten Anstrengungen haben bereits versagt.« Mudge und Colin tauschten einen verlegenen Blick aus.
    »Ihr mögt vielleicht bösartig, finster und geschwätzig sein«, fuhr der Hexer fort, »aber ihr werdet auch von einer labilen Persönlichkeit gelenkt und könnt deshalb niemanden von uns, die wir gesund sind, etwas anhaben.«
    »Der nennt uns labil«, erklärte eine Stimme. »Ausgerechnet der, der schon seit fünfzig Jahren senil ist!« Dem folgte das Tosen boshaften Gelächters. Er verblaßte mit erschreckender Endgültigkeit, als hätte man die Tür eines Safes zugeschlagen.
    »Das ist doch lächerlich«, warf Jon-Tom ein. »Es ist doch gar nichts hier, was uns aufhalten könnte. Wir brauchen nur davon zuspazieren.« Er war noch nicht bereit zuzugeben, daß Sorbl von etwas aufgehalten worden war. Er schritt nach links und schlenderte bewußt auf die nahen Bäume zu.
    »Du hältst dich wohl für verdammt schlau, wie, Jungchen?
    Du weißt nichts und verstehst alles. Der Schildkröt dagegen weiß alles und versteht nichts.«
    Beim Wort nichts prallte Jon-Tom ab, als wäre er gegen einen Ziegelkamin gelaufen. Nichts war ein gutes, solides, unnachgiebiges Wort. Er streckte beide Hände vor und stellte fest, daß die Luft vor ihm die Beschaffenheit von durchsichtigem Vinyl hatte.
    »Verdammt will ich sein!«
    »Das will ich wahrhaftig hoffen«, sagte die Stimme und zwang ihn zwei Schritte zurück.
    »Worte können stärkere Schranken sein als Metall«, teilte Clodsahamp allen mit. »Das war schon immer so, auch wenn man es nicht immer anerkannt hat. Dies hier ist eine Störung, die wir nicht aussitzen können. Wir müssen eine Möglichkeit finden, um sie zu durchbrechen. Beleidigungen können ebenso erstickend wirken wie jedes Feuer, auch wenn sie nur den Geist abschnüren anstelle des Körpers.«
    Jon-Tom griff nach seinem Umhang und der Duar. »Das ist verrückt, und wir werden sofort von hier verschwinden. Mudge und ich haben schon gegen Dschinns, Monster, Sümpfe, böse Zauberer und gutmeinenden Schlamm angekämpft, und ich werde mich bestimmt nicht von so ein paar Worten aufhalten lassen.« Er schwang die Duar herum und begann zu singen.
    Doch sobald die Musik erklang, taten die Stimmen das gleiche. »Ein Bannsänger, wie? Mußt aber noch viel über Musik lernen.«
    »Na klar. Und zwar als erstes, daß Bemerkungen noch keine Texte sind.« Jon-Tom wurde einen Schritt zurück gedrückt.
    »Der singt doch glatt für die Ewigkeit.«
    »Und ob«, stimmte eine weitere Stimme zu. »Für die Ewigkeit im Alter zwischen fünf und neun.« Jon-Tom spürte seine Finger zittern. Er ließ einzelne Noten aus.
    »Offensichtlich stammt er von einer langen Linie ab«, sagte die erste Stimme.
    »Ja. Eine lange Leitung, der seine Mutter gelauscht

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