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Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Asche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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konnte, bückte dieser sich, und Jimmy segelte im hohen Bogen über ihn hinweg und landete vor meinen Füßen, als habe er gerade eine gefährliche Partie Bockspringen hinter sich gebracht.
    „Jetzt reicht es aber“, sagte ich leise, aber bestimmt.
    Jimmy sah mich über die Schulter hinweg an. Ich rechnete nicht damit, dass er auf mich hören würde, doch er senkte langsam den Kopf und atmete, um sich zu beruhigen, gleichmäßig ein und aus – ein durch die Nase und aus durch den Mund.
    Sawyer kam auf mich zu, und ich riss mich zusammen, nicht vor ihm zu fliehen.
    „Das auf der Straße warst du“, sagte ich. „Der Wolf.“
    Er zog nur die Brauen in die Höhe, antwortete aber nicht.
    Ich drehte mich zu Jimmy um. „Nicht wahr?“
    Als Jimmy sich aufrichtete, rieselten Erde und Staubkörner von ihm herab, die im grellen Scheinwerferlicht des Hummers tanzten. „Warum hätte ich denn sonst wohl versucht, den Wolf zu überfahren?“
    Nachdenklich betrachtete ich Sawyer, der einige Meter von uns entfernt stehen geblieben war und uns auf seine schaurig stille Art taxierte, bei der mir immer sofort mulmig wurde.
    „Du hast mich doch extra hergebracht, damit ich meine Fähigkeiten verbessere“, und weiter sagte ich, „warum hättest du ihn also vorher umbringen sollen?“
    „Er wäre doch sowieso nicht gestorben. Er ist ein verdammter Fellläufer.“
    „Ihr zwei kennt euch anscheinend wesentlich besser, als ich dachte.“
    „Er trainiert einige von uns“, sagte Jimmy und verzog dabei den Mund. „Gegen Bezahlung.“
    „Und du denkst, ich sollte es umsonst tun?“, fragte Sawyer.
    „Du bist eine Kreuzung genau wie ich.“
    „Nein.“ Sawyer machte sich auf den Weg ins Haus. „Ich bin ganz und gar nicht wie du.“
    Er verschwand im Inneren des Hauses.
    Jimmy gesellte sich zu mir, und gemeinsam starrten wir auf die offene Tür.
    „Was ist er?“, fragte ich.
    „Das weißt du doch.“
    „Fellläufer, das sagt mir rein gar nichts. Du behauptest, er sei eine Kreuzung, und er streitet es ab.“
    „Ist er aber.“ Jimmy neigte den Kopf. „Vielleicht.“
    Ich schlug mir mit der Hand gegen die Stirn. „Vielleicht?“
    „Er ist jedenfalls kein Nephilim.“
    „Weil?“
    „Die böse sind.“
    „Er ist auch nicht gerade der nette Junge von nebenan.“
    „Nein.“ Jimmy seufzte. „Er ist nur anders. Insofern stimmt es, was er sagt. Aber er ist eher wie ich. In etwa.“
    „Verdammt, Jimmy. Von deinem Gerede bekomme ich Kopfschmerzen.“ Ich rieb jetzt die Stelle auf meiner Stirn. Vielleicht verursachte ich meine Kopfschmerzen auch selbst. „Erzähl mir doch einfach, was es mit einem Fellläufer auf sich hat.“
    Anstatt mir eine Antwort zu geben, ging Jimmy zu seinem Wagen. Ich blickte zwischen der offenen Haustür und Jimmy hin und her. Die Wahl fiel mir nicht sonderlich schwer, ich folgte Jimmy. Wenn dieser sich nämlich einbildete, er könne sich ohne mich aus dem Staub machen, würde er schnell eines Besseren belehrt, spätestens wenn ich als neue Kühlerfigur auf der Haube landete.
    Doch er stellte nur den Motor ab und versenkte den Schlüssel in der Hosentasche seiner geborgten Jeans.
    Sekunden später erloschen die Scheinwerfer, und Dunkelheit hüllte uns ein. In Sawyers Haus blieb es ebenfalls still und dunkel. War er überhaupt dort drinnen?
    „Ein Fellläufer ist ein Navajo…“ Er hielt abrupt inne, und ich rückte näher an ihn heran, um den Ausdruck seines Gesichts zu sehen. Gerade war der Mond über dem Horizont erschienen und ließ seinen milchigen Glanz über der Erde erstrahlen. Irgendwie sah Jimmy unsicher aus.
    „Ein Navajo und weiter?“ Ich versuchte, ihm auf die Sprünge zu helfen.
    „Hexer.“
    „Sawyer ist ein Hexer?“ Plötzlich hatte ich Sawyer vor Augen, wie er auf einem Besenstiel durch die Lüfte ritt, und dabei verschluckte ich mich fast vor Lachen. „Na klar.“
    Jimmy warf mir einen abfälligen Blick zu. „Er ist ein Medizinmann. Das wirst du ja wohl gewusst haben.“
    „Ja.“ Mühsam versuchte ich meine Heiterkeit zu beherrschen. Jetzt war einfach kein guter Moment dafür. Ob es jemals wieder eine Zeit zum Lachen geben würde?
    „Unter den Medizinmännern der Navajo sind einige Yee Naaldlooshii, die, die damit auf allen vieren gehen.
    „Auf allen vieren womit?“
    „Dem Fell eines Tieres.“
    Ich dachte über seine Worte nach, und sie konnten zweierlei bedeuten. Mit dem Fell eines Tieres zu gehen konnte bedeuten, man trug es als eine Art zweite Haut über der

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