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Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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dann auch geworden war.
    Nein, es hatte mich gestört, weil ich nicht wusste, wer meine Eltern waren. Ich hatte keine Ahnung, warum ich so aussah, wie ich aussah, und ich wollte auch nicht daran erinnert werden. Nachdem ich später allerdings meiner Mutter begegnet war, wäre ich nur allzu gern zu diesem seligen Zustand der Unwissenheit zurückgekehrt.
    »Woll’n Se sich Sehenswürdigkeiten ansehn?«, fragte der Mann.
    »Hmm«, sagte ich und beäugte den Schlüssel in seiner Hand. Warum gab er ihn mir nicht einfach?
    »Wenn Se das nämlich vorhaben, isses gut, dass Se nich weiß sind.«
    Mein Blick schnellte vom Schlüssel zu seinem Gesicht. »Wie bitte?«
    »Viele Orte hier sind für den weißen Mann verflucht.«
    »Sicher.«
    Er grinste und entblößte tabakfleckige Zähne. Warum um alles in der Welt tat jemand so etwas nur mit Absicht? »Man kann es den Sioux kaum verdenken, dass sie so angefressen sind.«
    »Interessanter Standpunkt für einen Weißen.«
    »Meine Urururgroßmutter war eine Lakota.«
    Ich spitzte die Ohren; dieser Fluch wurde gleich viel interessanter. »Wirklich?« Ich hatte festgestellt, dass in Familienlegenden oft die Wahrheit überliefert wurde.
    »Wirklich. Sie wissen, dass die Regierung dem Volk die Black Hills gestohlen hat?«
    »Ich habe davon gehört, ja.«
    Er grinste wieder sein scheußliches Grinsen. »Die Hügel heißen bei ihnen Paha Sapa und sind heilig. Im Vertrag von Fort Laramie wurde das Land den Sioux zugesprochen. Doch dann wurde dort Gold gefunden.«
    »Und auf einmal erschien das Land, das gerade noch so nutzlos gewesen war, dass man es getrost den Indianern überlassen konnte, gar nicht mehr so nutzlos.«
    »Sie kennen die Geschichte also?«
    »Sie ist recht weit verbreitet. Auf Indianergebiet wird Öl gefunden, und  – ta-daaah  – schon ist es kein Indianergebiet mehr.«
    Der Mann am Empfang nickte. »Die Weißen strömten nur so in die Black Hills. Custer leitete 1874 sogar eine Expedition. Er meißelte seinen Namen in die Spitze des Inyan Kara. Das sieht man heute noch: G. CUSTER ’74. Meine Großmutter hat immer behauptet, das hätte den Berg verärgert. Seitdem sei jeder weiße Mann verflucht, der seinen Fuß auf den Inyan Kara setzt.«
    »Glauben Sie auch daran?«
    »Für Custer ist es jedenfalls nicht allzu gut ausgegangen.«
    »Weil er ein Vollidiot war«, murmelte ich.
    »Auch deswegen, ja«, stimmte der Mann zu. »Er hat die Streitkräfte aufgeteilt, seinen Gegner unterschätzt und sich umzingeln lassen. Dabei hatte er an der Militärakademie West Point studiert. Sein Abschluss war allerdings einer der schlechtesten seines Jahrgangs.«
    Meine Achtung für diesen Mann wuchs. Ich hätte es besser wissen müssen und ihn nicht nach seinem Äußeren beurteilen sollen. Der Kerl kannte sich schließlich aus.
    »Trotz der Proteste der Indianer«, fuhr er fort, »begannen die Weißen, nach Gold zu graben. Als sich die Sioux mit den Cheyenne zusammentaten und sie gemeinsam ein paar Leuten in den Arsch traten, behauptete die Regierung, die Sioux hätten den Vertrag gebrochen, und nahm ihnen die Black Hills wieder weg.«
    »Gab es keinen Prozess um eine Entschädigung?«, fragte ich.
    »Doch. United States versus Sioux Nation of Indians, 1980. Der Oberste Gerichtshof kam zu der Entscheidung, dass die Black Hills illegal konfisziert worden waren und ihr Wert von 1874 plus Zinsen an die Sioux ausbezahlt werden sollte  – etwa hundertfünf Millionen Dollar.« Tatsächlich glitzerte es in seinen Augen verdächtig.
    »Weiter«, drängte ich. Ich wollte den Rest der Geschichte fast ebenso dringend hören, wie er ihn erzählen wollte.
    »Die Sioux nahmen das Geld nicht an. Sie wollten ihre heiligen Hügel zurück.«
    »Aber das meiste davon war in National Parks aufgeteilt«, überlegte ich laut.
    »Und ein paar State Parks. Dass sie ihr Land zurückbekommen würden  … stand also gar nicht zur Debatte.«
    »Und das Geld?«
    »Liegt auf der Bank. Meine letzte Information ist, dass der Betrag inzwischen auf über siebenhundertfünfzig Millionen Dollar angewachsen ist. Die Sioux rühren es nicht an, obwohl sie zu den ärmsten Völkern dieses Landes gehören.«
    »Und was ist mit dem Fluch?«
    »Der bleibt so lange aktiv, bis die Hügel wieder zu dem Volk gehören.«
    »Das könnte noch eine Weile dauern.«
    Er nickte. »Deshalb ist es gut, dass Sie aus  – was hatten Sie gesagt, Äthiopien?  – stammen.«
    »Ägypten.«
    Der Empfangsmitarbeiter zuckte die

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