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Die Phrrks

Die Phrrks

Titel: Die Phrrks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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und sah in den tiefschwarzen, sternklaren Himmel, so voller Sterne, wie er es seit der Antarktis nicht mehr gesehen hatte. Irgendwo dort oben zog die GAGARIN ihre Bahn, lag die neue Heimat der Eltern, unfaßbar weit, nur in Zahlen aus-zudrücken oder in den langen Jahren der Reise.
    Die Sterne schienen sich in der Lagune zu spie-geln, das Wasser war voller glühender Punkte. Er hatte keine Ahnung, was für Tiere dort leuchteten, es gab Hunderte von Arten, die mit ihrem Leuchten Beute anlocken wollten oder Artgenossen zur Paa-rung. Fische, Würmer, Muscheln, Quallen, Tintenfi-sche…
    Irgendwann schlief er ein, wachte auf mit dem Ge-fühl tiefer Geborgenheit, eingehüllt in Unendlichkeit: Das Meer der Sterne verschmolz mit den leuchtenden Punkten im Wasser, es war, als schwebe er frei im Raum. Er drückte die Fernbedienung am Handgelenk, suchte die Vierte Sinfonie von Sibelius aus und dämmerte ein.
    Auch den größten Teil des Tages verschlief er.
    Nichts mußte getan werden, kein Gerät überwacht, keine Kurskorrektur vorgenommen, kein Meter ge-trampelt; nur zweimal am Tag die Wasserentsal-113
    zungsanlage anwerfen, ein Fertiggericht aus dem Freezer nehmen und wärmen, wenn er Hunger bekam, duschen… Er aß an Deck, sah der aufgefrisch-ten Dünung zu, die sich jetzt über dem Riff brach und bizarre Fontänen und Muster aus glitzernden Wassertropfen in die Luft warf, oder den Delphinen, die sich immer noch vor dem Atoll tummelten.
    Ob sie wohl ebenso auf Musik reagierten wie Wa-le? Er brachte einen Soundtruck auf Deck und drehte langsam die Lautstärke auf. Tatsächlich, sie kamen näher, sogar in die Lagune, über ein Dutzend, um-schwammen sein Boot zu den Bachschen Orgelklängen, sprangen hoch aus dem Wasser, schnatterten laut, als wollten sie ihm etwas mitteilen. Schade, daß alle Versuche, eine gemeinsame Sprache mit den Delphinen zu finden, gescheitert waren. Und er sprach mit den Tieren… woher stammte das? Er bekam Lust, sich zwischen den Delphinen im Wasser zu tummeln. Sie waren sofort zutraulich, ließen sich streicheln, schwammen Seite an Seite mit ihm, machten jedes seiner Manöver mit, ließen ihn sogar auf ihrem Rücken reiten.
    Vielleicht war er wirklich der erste Mensch hier?
    Er kletterte an Bord, füllte eine Ballonsonde halb mit Wasser und halb mit Preßluft und spielte Ball mit den Delphinen. Als er müde war und still auf dem Rücken trieb, stießen sie ihn mit den Nasen an. Er setzte sich auf das Boot und ließ die Beine baumeln, 114
    da brachte einer der Delphine einen Fisch an; er hielt das zappelnde Tier quer im Maul, hielt es eindeutig Kristian hin, und als er den Fisch nahm, sprang der Delphin mit lautem, hellem Grunzen in die Luft. Kristian garte den Fisch im Grill und zeigte den Delphinen, daß er ihn aß, kurz darauf drängten sie sich dicht an dicht vor ihm, jeder einen Fisch zwischen den Zähnen. Waren es Heringe? Nun, selbst Ole Gustav würde sie unter diesen Umständen nicht verschmäht haben.
    Am fünften Tag fühlte Kristian sich wieder erholt, weit besser sogar als vor Antritt der Reise. Die Aus-wertung der Meßergebnisse durch den Computer be-stätigte es, sogar die Blutwerte waren wieder gestiegen, natürlich nicht auf normal, aber Nilsson wäre begeistert gewesen. Mit solchen Werten könnte er noch Monate leben. Zeit, die Kristalle zu hören, wenigstens einen Teil der Bücher zu lesen… Warum eigentlich Hawaii? Warum nicht auf dem Schietmans-Riff bleiben, wenn das ruhige Leben hier Wunder zu wirken schien? Die Energie reichte für mindestens zwei Jahre, auch das Essen, wenn die Delphine ihm weiterhin Fische brachten viel zu viele, er behielt nur, was er verzehren konnte, den Rest warf er ihnen wieder zu; es war fast schon ein Ritual daraus geworden: die Fütterung der Delphine und Cognac brauchte er nicht mehr, um einzuschlafen, auch keine Tabletten.
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    War er nicht glücklich hier? Wie schon lange nicht mehr. Was ist denn Glück, dachte er, was Leben?
    Den Tag nehmen, wie er kam, annehmen, genießen.
    Der Genuß des Augenblicks und die Augenblicke des Genießens. Der Mensch lebt nur durch sein Be-wußtsein; für das Individuum zählt nichts als seine Empfindungen und Gedanken; Man lebt nur in den schnell vorüberrauschenden Quanten der Gegenwart, alles andere ist Erinnerung oder Wunschdenken. In Wirklichkeit lebt kein Mensch für den Nachruhm, für eine Aufgabe oder für einen anderen, sondern für die sehr gegenwärtigen, sehr eigennützigen Augenblicke der Befriedigung,

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