Die Phrrks
Insel haben wir Blutsbrüderschaft geschlossen und es uns geschworen hast du das vergessen: Immer und ewig, in jeder Gefahr…!«
»Ich habe es nicht vergessen!« schrie Hank zu-rück. »Warum, glaubst du, bin ich bei Nacht und Nebel zu dieser dreimal verfluchten Insel gekommen?
Warum habe ich mich durch dieses verseuchte Wasser gewagt?«
Er kroch ins Zelt und steckte sich eine Zigarette an. Phil kroch hinterher und ließ sich auch eine geben. Der Rauch ätzte seine Lungen, daß er husten mußte, es war Jahre her, seit er das Rauchen aufgegeben hatte.
»Warum sagst du es ihnen nicht?« fragte Hank leise.
»Es gibt gewisse Grenzen«, antwortete Phil, »und die Menschen überschreiten sie nicht ohne Folgen.
Die Kernspaltung war solch eine Grenze. Sie hat alles verändert. Ich muß dir das nicht erklären, Hank.
Meine Entdeckung würde die Menschheit wieder an 158
eine Grenze führen, vor eine Entscheidung, für die sie noch nicht reif ist. Schlimmer: ich würde diesen Schweinen unbegrenzte Macht geben, ein Mittel, die ganze Welt zu erpressen verstehst du mich jetzt? Es gibt noch eine Grenze, eine Grenze, die ich nicht überschreiten will: die zwischen Verantwortung und Verbrechen. Was wäre ich für ein Wissenschaftler, wenn ich…«
Sie saßen lange schweigend nebeneinander. »Was für eine perverse Situation«, sagte Phil bitter. »Da habe ich eine der großen Entdeckungen gemacht, ei-ne Jahrhundertentdeckung, und muß sie vor jedermann verstecken, wenn ich nicht zum charakterlosen Lump werden will. Stelle dir vor, es wäre Newton so ergangen oder Einstein! Niemals wird jemand erfahren, daß ich der erste war, der das fand. Ich muß schweigen. Wie ein Grab. Gibst du mir wenigstens etwas, mit dem ich mich schmerzlos ins Jenseits ver-kriechen kann?«
»Schlaf erst einmal.«
»Wie soll ich jetzt schlafen?«
Hank kramte in seiner Tasche und gab ihm zwei Tabletten.
»Nimm das. Leg dich hin und sage kein Wort, ich werde dir wie in alten Zeiten etwas erzählen.«
»Wir sind keine Kinder mehr, Hank.«
»Trotzdem, laß es uns versuchen. Hast du einen Wunsch?«
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»Gut: Wie der Mond die Sterne verschluckte.«
Hank war noch nicht am Ende des alten Indianermärchens, als Phil einschlief. Er setzte sich vor das Zelt. Ab und zu steckte er sich eine Zigarette an. Er verbarg sie in der hohlen Hand.
Drei Stunden später begann Phil im Schlaf zu keuchen. Hank setzte sich sofort zu ihm und beobachtete sein Gesicht. Phils Züge verkrampften sich. Seine Finger krallten sich in die Dekke.
»Nein«, stöhnte er, »nein, Vater, laß mich nicht sterben. Bitte, schenk mir das Leben. Nein, nicht ins Wasser!
Du weißt doch, ich habe solche Angst vor dem Wasser. Hilfe!
Hilfe!«
Er schlug wild um sich, Schaum quoll aus seinen Lippen, dann würgte er, als müsse er ersticken. Hank stieß ihn an, ohrfeigte ihn, Phil schlug die Augen auf: ein entsetzter, zu Tode erschrockener Blick.
»Ist ja gut«, sagte Hank zärtlich und streichelte ihm den Kopf.
»Hast es ja hinter dir. Du bist wach, du lebst, Phil!« Er setzte einen Becher mit Wasser an Phils Lippen. »Willst du mir sagen, was es diesmal war?«
»Er hat mich ertränkt. Wie eine räudige Katze.
Und sein Grinsen, sein diabolisches Grinsen!«
»Ich werde dir helfen«, sagte Hank.
»Du hast einen Weg gefunden, das Programm zu 160
brechen?«
»Das nicht. Das können nur sie tun. Du müßtest für zwei oder drei Wochen in meine Klinik kommen, Phil.«
»Was willst du machen?«
»Ich kann dir Sonden ins Hirn pflanzen und auf diese Weise zwei Regionen miteinander koppeln.«
»Dann würde ich nicht mehr erleben, wie man
mich ermordet?«
»Doch, das bleibt. Aber du würdest die Angst verlieren, und die Angstgefühle sind es, die dich fertig-machen. Wenn du dann wieder träumst, wird das Reizpotential überspringen zum Lustzentrum, und du wirst einen Orgasmus erleben. Verstehst du: deine Todesangst wird in Wollust transformiert.«
»Aber das ist doch pervers, Hank!«
»Ja, das ist es. Aber ist es weniger pervers als deine Situation? Und es ist die einzige Lösung, die ich dir bieten kann.
Damit könntest du leben. Natürlich solltest du schnell einen Weg finden, um ins Ausland zu kommen, bevor sie sich etwas anderes einfallen lassen.«
Phil überlegte lange. »Okay«, sagte er dann.
»Kannst du mich gleich mitnehmen? Noch weiß
niemand, wo ich bin.
Ich könnte mich im Kofferraum deines Wagens
verstekken.«
»Daran habe ich auch gedacht.« Phil sah ihn
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