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Die Phrrks

Die Phrrks

Titel: Die Phrrks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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an.
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    »Und wenn du nun…?« »Du meinst ,wenn ich doch für sie arbeite?« Phil nickte.
    »Ja«, sagte Hank, »das ist dein Risiko. Deine Entscheidung.
    Ich kann dir ebensowenig beweisen, daß ich nicht für den Geheimdienst arbeite, wie du, daß du nicht nur ein ganz normaler Verrückter bist. Überlege dir, was du tun willst. Wir haben noch eine halbe Stunde Zeit, bevor wir aufbrechen müssen, zumindest ich.«
    Er setzte sich im Schneidersitz auf die Wiese. Dort hockte er unbeweglich im fahlen Licht des Mondes, die Hände im Schoß, wie einst Chingachgook, als er den Tod des Letzten der Mohikaner betrauerte.
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    Bornemanns Heimkehr

    Bornemann beugte sich vor, stieß dabei an das Knie seines Nachbarn, entschuldigte sich mehr flüchtig als höflich, schon ganz in den Ausblick vertieft, ja, so hatte es ihm die Erinnerung in den letzten Wochen immer wieder vorgespielt: der Gleitjet stößt durch die Wolken und gibt schlagartig, als habe jemand einen Vorhang beiseite gezogen, den Blick auf die Häuserhaufen und Lichterketten frei. Komisch, dachte er, sooft ich nun schon nach Hause gekommen bin, immer waren Wolken über der Stadt. Bornemann lehnte sich zurück und schloß die Augen. Noch vier-einhalb Minuten.
    Diesmal würde alles anders sein. Niemand würde ihn erwarten, niemand die Minuten des Wiedersehens mit der Stadt zerstören, niemand ihm verweh-ren, stillschweigend wieder eins zu werden mit der Heimat, kein Lächeln, keine Frage, die beantwortet werden mußte, kein Begrüßungskuß und kein hinge-hauchtes tränenfeuchtes »… daß du wieder da bist, Mausilein!« Das vor allem: nie wieder Mausilein.
    Bornemann rückte sich im Sessel zurecht und be-rührte erneut das Knie seines Nachbarn, diesmal entschuldigte er sich nicht; er hatte die Lippen schon geöffnet, das Pardon, das er sich seit Jahren angewöhnt hatte, weil es nicht nur überall auf der Erde, 163
    sondern auch im All akzeptiert wurde, lag schon auf der Zunge bereit, da sah er die Augen seines Nachbarn, Mausilein-Augen. Bornemann grinste. Der andere starrte ihn an, wartend, dann empört, dann räusperte er sich und blickte wieder geradeaus.
    Fasten your seat belt. No smoking. Die Stewardeß kündete sechssprachig die Landung an. Bornemann lächelte. Niemand wußte, daß er heute schon kam.
    Bornemann gratulierte sich, daß es ihm gelungen war, den so oft gefaßten Entschluß nicht in letzter Minute wieder rückgängig zu machen, daß er es durchgehalten hatte, die unerträglich gewordene, da über Gebühr prolongierte Beziehung abzubrechen.
    Verlobungszeit!
    Manchmal hatte Marianne erschreckende Kombi-
    nationen von Fortschritt und vorigem Jahrhundert.
    Er nannte sich einen erbärmlichen Feigling, weil er nicht schon längst Schluß gemacht hatte. Das erste Jahr, gut, vielleicht auch noch das zweite doch da waren ihre Augen, die so traurig, so unendlich verlassen blicken konnten. Ihre immer noch wache Liebe. Und seine Schwäche. Daß er es nicht fertigbrach-te, ihr zu sagen: Es ist aus. Angst vor der Frage: Warum? Weil ich dich nicht mehr liebe. Warum liebst du mich nicht mehr? Ja, warum. Und die Be-quemlichkeit. Die vor allem. Die Häuslichkeit zwischen den Missionen.
    Nach drei Wochen spätestens hatte er jedesmal 164
    vergessen, wie froh er gewesen war, aufbrechen zu können. Jedesmal hatte die Erinnerung sie von Tag zu Tag schöner gemacht, begehrenswerter, obwohl Marianne das nicht nötig hatte, mit jedem Abend hatte die Sehnsucht aufgeschlagen: Vorstellungen entwickelt, Abendvorstellungen, Nachtvorstellungen: wieder zu Hause… Ein Punkt, an den man sich selbst in den Einöden des Alls klammern konnte, eine Hoffnung, die auch die größten Strapazen leichter ertragen ließ. Und vergessen, daß ihn spätestens eine Woche nach der Heimkehr die Langeweile packen würde, der Überdruß über die Gleichförmigkeit: Schablonen bis in die kleinsten Abläufe, in die ver-traulichsten Sekunden; vergessen, daß ihn aus all ihren Gesten, Worten, Berührungen die unausgespro-chene Frage anspringen würde, die Frage, die Marianne nicht mehr zu stellen wagte, weil sie ein Nein befürchtete: Liebst du mich noch?
    Bornemann faltete die Hände, drückte die Finger an, spreizte sie ab. Ein Glück, daß er es hinter sich gebracht, daß er den Mut gehabt hatte, es vor dem Start mit Marianne zu klären.
    Dieses Verhältnis war doch zu einer Fessel geworden, vor allem für sie. Er hätte es zur Not noch eine Weile ertragen können. Für die paar Wochen, bevor

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