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Die Phrrks

Die Phrrks

Titel: Die Phrrks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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ausziehen.«
    »Ausziehen? Und dann?« Sie wollte doch nicht etwa, daß er sie bumste. Nicht mal für den Recorder.
    Oder doch? Er wog das Gerät in der Hand.
    »Keine Angst«, sagte sie. »Ich will dich nur mal streicheln. Nur mal anfassen. Ich habe schon so lange keinen mehr in der Hand gehabt.«
    »Okay.« Er nickte.
    »Und im Mund«, sagte sie. »Verstehst du?«
    Ja, er verstand. Er verstand nur nicht, warum sie dafür einen Recorder hergeben wollte. Nicht sein Problem. Er zog sich aus, auch noch die Strümpfe, weil sie verlangte, sie wolle ihn nackt sehen, ganz nackt. Er hatte Angst, sie würde sich nun auch noch ausziehen, ihn am Ende doch noch auf ihr Lumpenlager zerren, aber sie drückte ihn nur gegen die Wand und kniete sich vor ihm hin. Er ließ den Recorder 187
    keinen Augenblick los, er preßte ihn gegen die Brust und ließ sie machen.
    Wenn du wüßtest, dachte er, daß du das auch ganz umsonst hättest haben können, Lucie. Sie bedankte sich sogar noch.
    »Schon gut«, sagte er, »war mir ein Vergnügen.
    Wirklich. Hoffentlich bin ich zur Stelle, wenn du wieder mal umkippst.«
    »Kannst ja mal an meine Tür klopfen«, sagte sie.
    Eine Batterie zu besorgen, war kein großes Problem. Sam stahl sie im Supermarkt. Whitey stand Schmiere. Natürlich löste das nicht an der Kasse ge-löschte Signet Alarm aus, doch Whitey stellte dem Ladenschwengel, der Sam am Eingang aufhalten wollte, derart geschickt ein Bein, daß der Mann gegen den Bullen flog, der vor dem Laden Wache hielt und sich bei dem Alarmgeheul umgedreht hatte.
    Whitey fragte nicht einmal, wofür er die Batterie brauchte.
    Sam band sich den Recorder mit Strippe an den Oberschenkel und probierte, ob das Gerät auch durch die Hose aufnahm, was er sprach. Sogar bei normaler Lautstärke. Kein Mensch würde etwas merken. Auf der Straße oder im BISTRO achtete niemand auf einen Flippy, der laut mit sich selbst redete, und der Aufseher in dem Glaskasten des Affensaals würde nichts hören; die Monkeys schnatterten unentwegt, gegen Ende ihrer Schicht wurden sie derart laut, daß 188
    es kaum auszuhalten war.
    Sam war bester Dinge, als er am nächsten Tag das Werk betrat. Ein guter Tag. Die Brühe, die man im BISTRO Kaffee nannte, war ausnahmsweise mal
    heiß gewesen, die Paste auf den Sandwiches hatte nach Petersilie geschmeckt, und dann war sogar die Sonne für einen Augenblick durch die sonst im Juli undurchdringliche Smogschicht gebrochen. Er pfiff vergnügt, als er den Bunker betrat und seine Plasttü-
    ten zum Einschließen auf den Tresen stellte.
    Fletcher sah ihn belustigt an. Er hob die Tüten, als prüfe er ihr Gewicht. »Du bist doch nicht etwa über Nacht zu Wohlstand gekommen?«
    »Wer weiß«, sagte Sam. »Ich habe drei Barren Gold in meiner Tüte, spürst du das nicht?«
    Seine gute Laune verflog sehr schnell. An der Kontrollschranke zu Block B packte ihn ein Safeman am Kragen, obwohl er seine Hand bestimmt richtig in den Schlitz gesteckt, die Fingerkuppen fest auf die Scheibe gedrückt hatte. Sam versuchte gar nicht erst, sich zu wehren. Nicht, weil der Bulle einen Kopf größer war, zur Not hätte er es mit noch viel größeren Kerlen aufgenommen, lieber als mit einem dieser kleinen, drahtigen Typen, die waren entschieden härter im Nehmen als die Elefantenbabys, deren Eier gerade richtig in Kniestoßhöhe hingen, aber Sam wußte: Wer sich einem Safeman widersetzt, fliegt auf der Stelle, ganz gleich, ob er recht hat oder nicht.
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    Der Bulle brachte ihn in die Sicherheitsabteilung, sogar zum Boß.
    Er flüsterte seinem Vorgesetzten etwas ins Ohr, Sam konnte sich nicht vorstellen, was.
    »Setz dich«, herrschte der Boß ihn an. »Also, was ist?«
    Sam zuckte mit den Schultern. Er hatte wirklich keine Ahnung.
    »Gib schon her«, forderte der Boß.
    »Was denn?«
    »Stell dich nicht doof. Den Recorder, was sonst.«
    Die Kontrollschranke, dachte Sam. Bestimmt reagierte die Schranke auf Metall. Woher aber wußte der Boß, daß es ein Recorder war. Fehlte nur noch, daß er ihm auch noch die Marke nannte.
    Der Boß schien sogar Gedanken lesen zu können.
    »Mann«, sagte er, »was zum Teufel willst du mit so einer alten ›Black & Wesson‹? Und ausgerechnet hier im Werk?« Er zeigte auf Sams Bein, auf das richtige.
    Sam machte die Hose auf, holte den Recorder heraus, legte ihn auf den Tisch.
    »Los, rede schon!«
    Sam druckste herum. Der Boß sah nicht so aus, als würde er ihn verstehen.
    »Oder du bist deinen Job los«, sagte der Boß.

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