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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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vorstellen.«
    Die Männer wechselten die üblichen Höflichkeiten. Tyler gab sich zurückhaltend, dieser Colonel war ihm zuwider.
    William entging Tylers Ablehnung nicht, und er deutete sie richtig. Sofort legte er gegenüber Antonia eine gewisse Vertraulichkeit an den Tag. »Es tut mir leid, Madam, dass ich am Morgen, als Sie noch schliefen, ohne Abschied aufgebrochen bin. Ich wollte vor Sonnenaufgang unterwegs sein, um unten am Fluss den Gezeitenwechsel zu beobachten.«
    »Sie waren am Plains River?«, fragte sie überrascht. »Wie weit sind Sie geritten?«
    »Ich bin den Bewässerungsgräben gefolgt bis zum Stauwehr. Das Leitungssystem scheint weitgehend in Ordnung, aber die Schleusenmechanik ist defekt. Die Anlage muss überholt werden, bevor die Felder wieder bewirtschaftet werden.«
    »Habe ich Sie richtig verstanden, Mr. Marshall?«, fragte Croydon interessiert. »Sie wollen sich um die Instandsetzung der Pflanzungen kümmern?«
    Ehe William antworten konnte, sagte Tyler: »Eine vernünftige Entscheidung! Und Sie, Madam, können nach Charles Town zurückkehren. Sie dürfen sich wirklich nicht länger ohne angemessene Begleitung in dieser Wildnis aufhalten.«
    Vorsicht, Mr. Tyler!, dachte Antonia noch, da kam von William auch schon die Replik: »Keine Sorge, Sir! Die Lady ist in meiner Begleitung, wann immer es sie danach verlangt. Und seien Sie versichert, ich werde die Erwartungen der Dame nicht enttäuschen!«
    Nun hatte Antonia genug. »Gentlemen! Ich weiß Ihre Sorge um mein Wohlergehen zu schätzen. Doch Mr. Tyler und Mr. Croydon, Sie haben noch den weiten Weg nach Charles Town vor sich. Ich denke, wir haben Sie lange genug aufgehalten.«
    Die Männer verabschiedeten sich kühl, Tyler und Croydon fuhren ab. Als der Wagen in die Allee einbog, warf Antonia William einen verärgerten Blick zu.
    »Was ist?«, fragte er. »Habe ich was Falsches gesagt?«
    »Ihnen ist wohl nicht klar, dass die Zukunft meiner Plantage mit dem Bankkredit steht und fällt! Ich bemühe mich um ein gutes Einvernehmen mit Mr. Tyler, während Sie nichts Besseres zu tun haben, als sich mit ihm anzulegen!«
    »Geht Ihr ›gutes Einvernehmen‹ schon so weit, dass er Ihnen sagt, wo und wie Sie zu leben haben? Wollen Sie sich wegen eines Kredits von ihm bevormunden lassen?«
    »Ich lasse mich von niemandem bevormunden, Mr. Marshall.«
    Er lächelte gnädig. »Entschuldigen Sie mich jetzt, mein Ausritt war länger als ursprünglich geplant.« Er legte den Arm über Ghosts Widerrist und ging langsam den Fahrweg entlang zum Kutscherhaus.
    Als sie ihm nachblickte, erkannte sie an seinem forcierten Gang, dass er Schmerzen hatte. Sie beobachtete, wie er vordem Kutscherhaus von Joshua seine Krücken nahm, dann auf der Treppe die Zeitungen entdeckte, die sie dort liegen gelassen hatte. Er setzte sich auf die Stufen und begann sofort zu lesen. Sie fragte sich, wie er die Nachricht von der Belagerung Yorktowns aufnehmen würde. Während er verletzt daniederlag, verlor England den Krieg. Die britischen Truppen würden bald das Land verlassen. Sie dachte, dass sie sich an seiner Stelle sofort auf den Weg machen würde – und da war ihr klar, dass er genau das vorhatte: Sein Ausritt heute war eine Probe gewesen. Sobald er imstande wäre, einen längeren Ritt zu bewältigen, würde er versuchen, einen der britischen Stützpunkte im Norden zu erreichen. Eines Tages wäre er fort, es war nur eine Frage der Zeit.
    Überrascht sah er auf, als sie plötzlich neben der Treppe stand und atemlos hervorstieß: »Warum bleiben Sie nicht einfach hier?«
    Er ließ die Zeitung sinken. »Was in aller Welt …«
    »Sie haben sich doch heute auf der Plantage umgesehen, Sie sagten, die Hauptschleuse müsse repariert werden und es sei noch so viel zu tun vor der nächsten Pflanzsaison … ich meine, könnten Sie sich vorstellen, auf Legacy zu bleiben und mir zu helfen, die Plantage wieder aufzubauen?«
    Er war so verblüfft, dass ihm die Worte fehlten. Wie kam sie nur auf so eine absurde Idee? Hatte sie ihm nicht ständig vorgeworfen, er sei selbstsüchtig und rücksichtslos? Wieso erwartete sie auf einmal, er würde ihr helfen? Glaubte sie am Ende, das Pflanzerleben würde einen besseren Menschen aus ihm machen? So naiv konnte sie nicht sein! Wenn sie erst wüsste, wer er wirklich war, würde sie sicher nicht versuchen, ihn zu halten. Vielleicht sollte er es ihr einfach sagen? Nein, lieber nicht. Aber irgendetwas musste er jetzt sagen.
    »Ich fürchte, Madam, ich

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