Die Plantage: Roman (German Edition)
Infanteriebataillons abkommandiert und William zur Unterstützung der Arbeiten auf Legacy unterstellt. Die Soldaten würden in wenigen Tagen auf der Plantage eintreffen.
»Die Hilfstruppen sind im Anmarsch!«, überbrachte William Antonia die gute Nachricht. »Carlyle, der alte Knabe, schickt mir eine Abteilung Infanterie ›für patriotische zivile Dienste‹. Wie findest du das?«
»Großartig, William! Wir müssen überlegen, wie wir die Soldaten unterbringen. In der Pächtersiedlung gib es nicht genug Platz.«
»Sie werden natürlich biwakieren.«
»Du willst die armen Jungs auf freiem Feld kampieren lassen, zu dieser Jahreszeit?«
»Es sind Soldaten, sie lieben es!«
»Ach, Will, wie stellst du dir das vor? Tagsüber sollen sie mit Spitzhacke und Spaten in eisigem Wasser arbeiten, und dann am Abend in einem durchnässten Zelt auf klammen Feldbetten schlafen?«
»Die halten das aus«, meinte er sorglos. »Vergiss nicht, sie haben gerade die Engländer besiegt!«
Er ließ sich lachend in einen Sessel fallen. Die Vorstellung, dass Soldaten der Kontinentalarmee unter seinem Befehl auf Legacy schuften sollten, schien ihm sehr zu behagen. Weil Antonia indigniert auf ihn herabsah, ergriff er ihre Hände und zog sie auf seinen Schoß. »Denk nicht mehr an die armen Teufel.Sei lieber nett zu mir«, verlangte er und küsste sie, bis sie sich nicht mehr gegen ihn sträubte.
Abends in der Bibliothek lasen sie in den Zeitungen, die Farell mitgebracht hatte. Antonia fand einen Artikel über den Theaterdichter Congreve, der an Londons Bühnen wegen seines bissigen Witzes Tradition hatte.
»Ich frage mich, wer solche Stücke mag«, murmelte sie, während sie eine Rezension einer seiner Komödien überflog. »Will, was hältst du von diesem Congreve? Anscheinend war er der Auffassung, Frauen besäßen keinen Humor!«
»Ein scharfsichtiger Mann«, meinte er. »Ich kann ihm nur zustimmen.«
»Ich finde das nicht komisch!«
»Siehst du, liebste Antonia, genau das hat Congreve gemeint!«
»Wenn du mich verspottest …«
»Nicht böse sein, Kleines!« Er setzte sich zu ihr auf den Diwan. »Schau, du weißt so viele schöne und unnütze Dinge.«
»Das ist ein zweifelhaftes Kompliment, Will.«
»Ganz und gar nicht. Ich bewundere nur deine intellektuelle … Raffgier.«
»Die unnützen Dinge brauche ich, um in dieser Wildnis geistig zu überleben! Wenn du wüsstest, was ich noch alles sehen und kennenlernen möchte. Ach, es gibt so viel mehr als Indigo und Reis!«
»Oh ja«, sagte er, abwesend mit dem Ende ihres Zopfes spielend. »Ich glaube, in London wäre eine Frau wie du eine gesellschaftliche Sensation. Du hättest deinen Salon in Mayfair, geistvolle Bewunderer lägen dir zu Füßen … Für einen rauen Soldaten wie mich hättest du nichts mehr übrig.«
Er sagte das ganz beiläufig, trotzdem wurde sie hellhörig. »Du denkst an London, William?«
Er antwortete nicht.
»Möchtest du fort?«
Er zögerte eine Sekunde zu lang. »Nein, Antonia, ich will nicht fort, nicht von dir. Es ist nur so lange her, dass ich dort war, in London … Weißt du, diese Stadt lässt einen Tag und Nacht spüren, dass man lebt: Parties, Clubs, Covent Garden, Pall Mall, die Theater im West End. Du triffst gut gelaunte Leute, schöne Frauen, abends gehst du mit Freunden auf Gesellschaften, Dinners, Bälle … Manchmal habe ich das Gefühl, ein Teil von mir ist noch immer dort.«
Antonia erschrak, er meinte es ernst.
»Übrigens haben wir einen Gesichtspunkt bei der Planung für Legacy nie ins Kalkül gezogen«, fuhr er auf einmal sehr sachlich fort. »Es geht um meinen Dienst in der Armee: Wenn ich mich in England beim Regiment zurückmelde, bekomme ich auch wieder Sold. Ich könnte auch vorläufig aus dem aktiven Militärdienst ausscheiden und mich auf halben Sold setzen lassen. Die Ruhebezüge eines Colonels sind zwar nicht hoch …«
»Aber doch zu hoch, als dass du darauf verzichten könntest, nehme ich an.«
Sie wollte sich abwenden, doch er hielt sie bei den Schultern und sah ihr in die Augen. »Es ist immerhin einiges Geld, Antonia.«
»Du denkst doch an etwas ganz anderes!« Sie machte sich von ihm los, stand auf. »Sei ehrlich, du überlegst, wie du elegant und möglichst in Amt und Würden nach England zurückkehren kannst. Das hast du doch gerade beschrieben: Was für ein aufregendes Leben dich in London erwartet!«
Er kam zu ihr, hielt sie fest. »Warum bist du so zornig, was habe ich getan? Sieh doch, ich denke an
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