Die Portal-Chroniken - Portal: Band 1 (German Edition)
Sie ignorierten mich.
Obwohl es sich so anfühlte, als ob ich Gleichgewicht hatte, stand ich für einige Augenblicke auf dem Eis still, nur um sicher zu gehen. Meine Muskeln fühlten sich anders an, aber immer noch stabil. Mir fehlten sämtliche Eishockey-Muskeln. Ich steckte in einem Cheerleaderinnen-Körper—total komisch. Andererseits schien dieser Körper stark und trainiert. Also setzte ich einen Schlittschuh vor den anderen und schob mich an; es schien ganz natürlich zu kommen. Als ich über das Eis glitt, fühlte ich mich richtig stabil. Also versuchte ich einige Rückwärtsbewegungen und Stopps—null Probleme. Bald war ich mir sicher, dass meine Eishockey-Fähigkeiten noch da waren.
Ich war froh, dass Dr. Lee noch nicht auf mich zugekommen war. Wenn ich jetzt mit ihm sprach, würde ich selbstbewusster sein, weil ich mir meiner selbst sicher war. Ich blieb nicht lange, nur bis ich wusste, dass ich bereit für das Probetraining war. Dann fuhr ich los, um Simla zu besuchen.
Obwohl ich sie nicht wirklich für einen dicken Kumpel hielt, hatte ich Simla so gut kennengelernt, wie das möglich war. Es war nicht leicht, an sie ranzukommen, sie blieb eher für sich und hatte sehr strenge Eltern, die ihr nicht oft erlaubten auszugehen. Ihr Leben schien aus Schule und Lernen nach dieser japanischen Kumon-Methode zu bestehen, was bedeutete, dass sie super in der Schule war, eine Einser-Schülerin in allen Fächern. Ich hatte sie in meinem ersten High School-Jahr in meinem Geometriekurs kennengelernt. Ich hatte den größten Teil meiner Zeit in diesem Kurs damit verbracht, ihr über die Schulter zu schauen und von ihr abzuschreiben.
Schließlich hatte sie mich angesehen und gemurmelt: »Ich kann dir nach dem Kurs Nachhilfe geben, wenn du willst.«
Ich hatte sie angelächelt. Ich hatte nicht wirklich irgendwelche Hilfe gebraucht. Ich brauchte nur jemanden, der gelegentlich meine Hausaufgaben für mich machte. Schließlich ließ mir Eishockey nicht viel Zeit für Mathe. Es entstand sofort eine Art stummer Freundschaft. Wir nickten uns immer ein
Hallo
zu und lächelten, wenn wir im Flur aneinander vorbeigingen. Wir waren unwahrscheinliche Freundinnen, denn wir passten nicht zusammen, aber uns gefiel beiden der Humor der anderen. Nach einem Zwischenfall, der Simla am Boden zerstörte, kamen wir uns näher.
Es hatte alles in der Mädchentoilette an der Princeton High angefangen. Eins der Mädchen, Meghan, hatte gedacht, es wäre lustig zu filmen, wie Simla auf die Toilette geht, und es dann auf Facebook gepostet. Natürlich war das Video ätzend. Es war ein verschwommener Clip, schnell aufgenommen von jemandem, der sein Handy für ein paar Sekunden unter der Kabinentür durchgeschoben hatte. Man konnte Simla in dem Clip nicht erkennen, aber sie hatte sich trotzdem erniedrigt gefühlt. Sie zog sich noch weiter in sich selbst zurück und fehlte ein paar Tage in der Schule.
Als sie schließlich wiederkam, sah sie total fertig aus, als sie sich resigniert auf ihren Platz setzte. Ich zog ihr während der Stunde an den Haaren, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, aber sie reagierte nicht darauf.
»Simla, wie geht es dir? Ich hab gehört, was passiert ist, echt schlimm!«
Ich sah, wie sich ihr Körper anspannte, während sie überlegte, ob sie sich umdrehen sollte oder nicht. Vielleicht hatte sie angenommen, dass ich eine von Meghans Clique war, das konnte sie ja nicht ausschließen. Ich war bloß das grobe Eishockey-Mädchen, das ihre Arbeiten abschrieb.
»Simla, ich werde dir nicht wehtun. Ich bin keine von denen. Ehrlich.«
Sie drehte sich langsam um und sah mich durch ihre Brille unsicher an.
»Isst du heute mit mir zu Mittag?« Und so wurden wir Freundinnen.
~
Ich kam bei Simlas Haus an und bog in ihre Einfahrt. Das Haus war schön; ich war überrascht und wunderte mich, warum ihre Familie für nur einen Monat im Jahr so ein großes Haus hatte. Es war größer als das, was sie in Princeton hatten. Simla öffnete die Tür, als ich die Einfahrt hochkam.
»Hey, Arizona. Komm rein!«
Ich folgte ihr durch den Flur und die Treppe hoch in ihr Zimmer, das genauso wie das in ihrem eigentlichen Zuhause war. Nur größer. Sie machte irgendeine Musik an und zeigte auf einen Stuhl.
»Setz dich. Willst du was zu trinken?«
»Nein. Ich bin okay.«
Sie setzte sich auf ihr Bett, mit dem Gesicht zu mir. »Also, was gibt’s? Ich bin irgendwie überrascht, dass du
mich
zum Quatschen angerufen hast.«
»Warum?«
»Nun, wir
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