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Die Portugiesische Reise (German Edition)

Die Portugiesische Reise (German Edition)

Titel: Die Portugiesische Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Saramago
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Genau wird man es nie erfahren. Zu ihm hinaufblickend, grüßt der Reisende Damião de Góis, den Freigeist und Märtyrer der Inquisition. Und ohne recht zu verstehen, was zwei so verschiedene Männer verbinden könnte, denkt er bei sich, dass auch Damião de Góis jene Worte des Frei António das Chagas geschrieben haben könnte: »Im Wagnis sterben oder den Sieg erringen«. Kurzum: Sieg oder Tod. Ein Schrei, der von weit her kommt und noch immer nicht verstummt ist.

Der Name auf der Karte
    Von Alenquer bis Caldas da Rainha fährt der Reisende in einem Stück. Mit Ausnahme von Ota, Cercal und Sancheira Grande weicht die Straße allen bewohnten Orten aus wie ein wortkarger Sonderling. Der Reisende hat es ihr gedankt: Die ganze Strecke über denkt er an Frei António das Chagas und Damião de Góis, was eine von vielen Möglichkeiten ist, über Portugal nachzudenken.
    Morgens geht man in Caldas in die Markthalle. Der Reisende geht hin, kauft aber nichts. Die Markthalle von Caldas ist für Haushaltswaren bestimmt, Pittoreskeres hat sie nicht zu bieten. Die Touristen unterliegen einem großen Irrtum, wenn sie im Vorbeigehen den Haufen von Käufern und Verkäufern so leibhaftig erblicken und mit gezückter Kamera aufgeregt hineinlaufen, in der Hoffnung, die seltene Aufnahme oder das seltene Stück zu ergattern, das ihnen noch in ihrer Sammlung fehlt. Im Allgemeinen werden sie enttäuscht. Um Leute beim Kaufen und Verkaufen zu sehen, braucht man nicht so weit zu fahren.
    Schön ist es im Park. Der Park von Caldas da Rainha, intim und weitläufig zugleich, ist, um den Gemeinplatz zu bemühen, ein angenehmer Ort. Der Reisende lässt sich auf den Bänken nieder, spaziert die Alleen entlang, sieht sich die Statuen an, durchweg naturalistisch, manche aber gut gemacht, und geht dann ins Museum. Es gibt jede Menge Gemälde, wenn auch nicht alle hervorragend: Columbano, Silva Porto, Marques de Oliveira, von dem der Reisende nur nochmals sagen kann, dass er ihn zutiefst schätzt, Abel Manta, António Soares, Dórdio Gomes und ein paar andere. Und natürlich auch José Malhoa – schließlich war dieser Mann ein exzellenter Porträtist und guter Freiluft- und Ambientemaler. Man muss sich nur das Porträt von Laura Sauvinet ansehen oder Paul da Outra Banda . Wer ein furchtbares Dokument im brillanten Gewand von Licht und Farbe vorzieht, der betrachte As Promessas so lange, bis die Wahrheit sich offenbart. Diese Frauen, die sich da, um Gelübde einzulösen, in der Sonnenglut durch Staub schleppen, sind das grausame, aber treffende Abbild eines Volkes, das jahrhundertelang immer eigene Gelübde eingelöst und für das Wohl anderer bezahlt hat. Der Reisende fragt sich nur, ob José Malhoa wusste, was er malte. Aber das ist nicht so wichtig: Wenn die Wahrheit aus dem Mund eines Kindes kommt, das diese nicht als Gegenteil der Lüge begreift, dann kann sie auch aus den Pinseln eines Malers kommen, der glaubt, nur ein Bild zu malen.
    Auch in Caldas da Rainha muss man die Keramiken betrachten. Der Reisende gesteht, dass er diese Kreationen aus Ton so sehr und nahezu uneingeschränkt liebt, dass er sich hüten muss, nicht generell alles schön zu finden. Er hält sich nicht für einen Fachmann, kennt aber das Werk von Maria dos Cacos, Manuel Mafra, Alves Cunha, Elias, Bordalo Pinheiro und Costa Mota Sobrinho, abgesehen von anonymen Töpfern, die ihre Arbeiten nicht signiert, aber großartige Stücke geschaffen haben. Wenn der Reisende anfinge, über die Keramiken von Caldas zu sprechen, bestünde die Gefahr, dass er vor dem Abend nicht mehr aufhörte. Also lieber schweigen und weiterfahren.
    Doch sofort fährt er nicht los, zuerst muss er die Kirche Nossa Senhora do Pópulo besichtigen, von denen, die etwas davon verstehen, als prämanuelinisch eingeordnet, dabei fände es der Reisende viel interessanter zu erfahren, als was ihre Erbauer sie im Jahre 1485 klassifiziert haben, dem Datum der Grundsteinlegung, zehn Jahre vor der Inthronisierung des Königs Dom Manuel. Der Reisende möchte nicht den Pedanten spielen, doch manche Vereinfachungen ärgern ihn. Die Kirche ist sehr schön und besitzt über dem Triumphbogen ein Triptychon, Cristóvão de Figueiredo zugeschrieben, ein wirklich großes Kunstwerk. Nur schade, dass es so weit oben hängt. Wenigstens einmal im Jahr sollte man es auf die niedere menschliche Höhe herunterholen und diesen Tag Sankt Bildbetrachtung nennen; bestimmt würde es nicht an Pilgern fehlen und anderen, die ihre

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