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Die Porzellanmalerin

Titel: Die Porzellanmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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dort blassblau auf Weiß und nicht golden auf glänzendem Schwarz.
    Die Kutsche war nur noch wenige Schritt von ihr entfernt, als sie den kleinen weißen Hund bemerkte, der neben dem Kutscher auf dem Bock saß und in ihre Richtung kläffte.
    Dort, wo sie eben noch gestanden hatte, machte die Straße einen leichten Schlenker nach links, und als der Wagen sich in die Kurve legte, konnte der kleine Hund sich nicht mehr am Polster festkrallen und flog in hohem Bogen von seinem Sitzplatz, geradewegs auf sie zu.
    Instinktiv ließ Friederike ihren Koffer fallen und streckte die Hände nach dem kleinen Fellknäuel aus. Kaum sicher in ihren Armen gelandet, stieß das Hündchen ein kurzes Wimmern aus, um gleich darauf nach ihr zu schnappen.
    »He, du kleiner Gauner!«, rief sie belustigt. »Noch keinen einzigen Zahn im Maul, aber schon den starken Max markieren, was?«
    Endlich hatte der Kutscher das Gespann zum Stehen gebracht.
Seine lange Peitsche wirbelte durch die Luft. Das Geschirr klirrte, die Rösser schnaubten und scharrten mit den Hufen. Fast gleichzeitig begannen die beiden mittleren sich wie auf Kommando zu entleeren. Dampfende Pferdeäpfel fielen in den Matsch.
    Zögernd trat Friederike auf das Gefährt zu, das knurrende Fellbündel eng an die Brust gepresst. Ein livrierter Lakai sprang vom Trittbrett, um das Tier in Empfang zu nehmen.
    »Was ist denn los? Warum halten wir hier mitten auf der Straße an?«
    Ein blonder Schopf mit einer kaum gebändigten Lockenmähne spähte aus dem Kutschenfenster hervor. Friederike schätzte das Mädchen auf etwa zehn Jahre. Als die Kleine den Lakaien mit dem Hund im Arm sah, riss sie sofort den Schlag von innen auf und stolperte in ihrem weiten Rock aus der Karosse. Gleich beim ersten Schritt blieb einer ihrer Seidenpantoffeln im Matsch stecken. Ungerührt zog sie den Fuß aus dem Schuh und eilte auf Strümpfen weiter dem geliebten Hündchen entgegen, das sich von seinem Schock erholt zu haben schien und ihr freudig entgegenbellte.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, Mademoiselle, wir kommen zu Ihnen!«, versuchte der Lakai sie aufzuhalten.
    Ein Frauenkopf mit einer schlichten, grau gepuderten Hochfrisur zeigte sich in dem halb geöffneten Schlag. Die Dame hatte die Augenbrauen über der Nase zusammengezogen und beäugte den Anblick, der sich ihr bot, mit einem Ausdruck, in dem sich Missfallen und Amüsement die Waage hielten.
    »Alles in Ordnung, Madame la Marquise, kein Grund zur Sorge!«
    Der Lakai hatte etwas Gehetztes in der Stimme. Er drückte den kläffenden Schoßhund in die Arme seiner kleinen Besitzerin, hob sie vorsichtig vom Boden und trug sie zu der Stelle, an der sie ihren Schuh verloren hatte. Ohne die Kleine abzusetzen, bückte er sich und zog den triefenden Pantoffel aus dem Schlamm.

    »Ist schon gut, Pierre! Pass nur auf, dass dieser Dreck uns nicht die ganze Kutsche beschmutzt!«
    An das Mädchen gewandt, fügte die Dame hinzu:
    »Und du, Antoinette, lernst endlich, dich zu mäßigen! Es gehört sich nicht für ein junges Fräulein, so spontan zu sein! Einmal ganz zu schweigen davon, dass du dir gerade deine neuen Schuhe ruiniert hast.«
    Die Pompadour! Das musste sie sein! Der prächtige Wagen, das königliche Wappen, der selbstsichere Gestus der Frau - um niemand anderen konnte es sich hier handeln. Friederike war sich selten einer Sache so sicher gewesen. Nicht zuletzt das ovale, leicht abgezehrte Gesicht, dessen Schönheit noch immer ins Auge fiel, hatte sie - nach dem ausführlichen Bericht von Monsieur Panier - in ihrer Annahme überzeugt.
    »Was ist denn eigentlich passiert?«, erkundigte sich die Dame nun leicht gereizt bei dem Lakaien.
    »Chérie ist vom Bock gefallen, und der Mann da« - das Mädchen hatte anstelle des Lakaien geantwortet und zeigte auf Friederike, die noch immer mit einem Bein im Feld stand - »dieser freundliche junge Mann da hat ihn aufgefangen und vor dem Ersticken im Matsch gerettet, liebe Tante.«
    Über die Schulter des Lakaien strahlte sie Friederike an.
    »Und mit wem haben wir die Ehre, Monsieur?«
    Trotz ihres strengen Blicks war der Tonfall der Marquise freundlich und charmant.
    »Madame …«
    Friederike war aus dem Feld getreten und in eine tiefe Verbeugung versunken. Die Pompadour hatte die Kutschentür ein Stück weiter geöffnet, sodass Friederike auf ihre knochigen Schlüsselbeine blicken konnte, die über dem lose um die Schultern geschlungenen Pelzumhang und der rosafarbenen Seidencontouche hervorsahen.
    »Friedrich

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