Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
Vom Netzwerk:
Begeisterung und Unschuld glaubte ich, die Welt ändern zu können. Wohin wir auch kamen, lernten wir neue Menschen kennen. Auf der Suche nach dem Wundermittel tauschte Philos sein Wissen mit Ärzten aus. Er lernte neue und wirkungsvolle Heilmittel kennen. Dafür gab er ihnen das Geheimrezept der Hekate, ein uraltes Mittel gegen Kopfschmerzen, Fieber, Entzündungen und Gliederschmerzen. Man braucht dazu die Rinde von Weiden.
    Die Menschen im Osten kannten dieses Mittel damals noch nicht.
    Auf dem Weg nach Indien mußten wir Arabien durchqueren. Dort stellten wir fest, daß man eine Möglichkeit gefunden hatte, ›Honig‹ anzubauen. Man gewinnt den ›Honig‹ aus einer Art Schilfrohr, das so groß wird wie ein Mann. Der ›Honig‹ ist körnig und wird nur zum Süßen von Medizin verwandt. In Arabien erfuhren wir auch, daß es in Persien Bäume gibt, die Wolle tragen. Wir reisten entlang einer Straße mit sehr alten Türmen, die vor langer, langer Zeit ein Kaiser errichten ließ, an dessen Namen sich niemand mehr erinnert. Der Führer unserer Karawane erzählte, daß die Türme in Sichtweite^
    voneinander stehen. Früher stand auf jedem Turm ein Mann Wache, der ein Feuer unterhielt. Der Kaiser ließ Botschaften durch Leuchtsignale von Turm zu Turm übermitteln. Auf diese Weise erreichte eine Botschaft das nächste Königreich in wenigen Tagen, anstelle von Wochen.
    Überall, wohin wir kamen, suchte Philos nach Hinweisen auf die Riesen der Vergangenheit. Er sagte mir, daß er einmal einen ihrer Knochen gesehen hatte. Der Knochen stammte aus Europa, wo römische Soldaten beim Ausheben der Fundamente für eine Brücke einen versteinerten Oberschenkelkno-chen gefunden hatten. Er war fast zwei Beinlängen lang, aber alle sagten, er stamme von einem Menschen.
    Philos diente auf den Reisen treu Cornelius Severus und seinen Offizieren. Die einfachen Legionäre hatten ihren eigenen Militärarzt. Als Allheilmittel gab Philos den Kranken die zerstoßenen Zähne von Haien in Wein zu trinken. Bei schweren Blutungen, bei Asthma und Husten mischte er mit verblüffen-dem Erfolg einen Trunk aus der Ephedrapflanze. In den vielen Wochen und Monaten der Reise zum Indus, während Cornelius Severus im Namen des Kaisers Recht sprach, und Philos das Wundermittel gegen den Tod suchte, sprach ich mit den Frauen in ihren Zelten und an den Lagerfeuern. Ich erzählte ihnen von dem Gerechten und der Botschaft, die er den Menschen gebracht hatte.
    Philos war ein behutsamer und geduldiger Ehemann, aber es fehlte die Leidenschaft, und ich begann mich zu fragen, ob ich je die glühende Liebe kennenlernen würde, von der Catull in seinen Gedichten spricht. Ich war jung, und ich sehnte mich nach Liebe.

    Der siebte Tag

    Montag, 20. Dezember 1999
    Goshen, Kalifornien

    »Frau Doktor? Frau Doktor!«
    Catherine hörte ihn nicht, denn sie hatte die Dusche voll aufgedreht. Das Wasser war so heiß, daß sie es gerade noch ertragen konnte. Garibaldi klopfte an die Tür, und dann spürte sie einen kalten Luftzug.
    Seine laute Stimme in dem kleinen Bad ließ sie zusammenschrecken. »Dr. Alexander, wir müssen sofort hier weg!« Garibaldi schlug die Tür zu, und der Luftzug hörte auf. Catherine trocknete sich hastig ab, zog die Jeans und das T-Shirt an und eilte mit nassen Haaren aus dem Bad. Sie suchte ihre Socken und stellte verblüfft fest, daß Garibaldi ihre Sachen bereits gepackt und neben seine Reisetasche gestellt hatte. »Was ist denn los?« fragte sie und griff nach ihren Schuhen. »Man weiß jetzt, wer Sie sind«, erwiderte er und zeigte ihr eine Zeitung. »Kollegen von Ihnen haben die Polizei benachrichtigt, als sie Ihr Bild in der Zeitung sahen. Eine Motelangestellte hat ebenfalls die Polizei angerufen.«
    Wieder sah sie ihr Bild auf der ersten Seite. Aber diesmal war es nicht das Porträt des Polizeizeichners, sondern ein Photo neueren Datums. Darunter stand ihr Name:
    ›Dr. Catherine Alexander aus Santa Monica, Kalifornien. Diese Frau wird in Verbindung mit zwei Morden, Diebstahl und Schmuggel von nationalen Kulturgütern gesucht‹
    Catherine glaubte, der Boden unter ihren Füßen werde sich auftun und sie verschlingen.
    Garibaldi öffnete die Tür einen Spalt, und ein Sonnenstrahl fiel in das abgedunkelte Zimmer. »Von mir wissen sie immer noch nichts«, sagte er mit einem Blick auf den Parkplatz. »Man bringt Sie nicht mit dem Priester in Zusammenhang, der gleichzeitig mit Ihnen im vorigen Motel war. Ich hoffe, daß ich die Leute weiter von

Weitere Kostenlose Bücher